„Wie sollen wir in den Sommerferien eine ausreichende Betreuung der Kinder sicherstellen?“
Diese Frage sorgt bei berufstätigen Eltern Jahr für Jahr für Schweißausbrüche. 74 Ferientage haben Schulkinder im Jahr. Arbeitnehmer haben aber im Durchschnitt nur einen Anspruch auf 27 bezahlte Urlaubstage. Selbst wenn beide Elternteile die Betreuung der Kinder untereinander aufteilen, reicht der Jahresurlaub nicht aus, um die Ferienzeiten der Kinder vollständig abzudecken.
Von diesem Problem sind auch viele Eltern nicht ausgenommen, deren Kinder eine Ganztagsschule besuchen. Laut StEG-Schulleitungsbefragung „Ganztagsschule 2014/2015“, bieten zwar immerhin fast 60 Prozent der Grundschulen mit Ganztagsangebot eine Betreuung für die Schulferien an, aber nur die Hälfte dieser Schulen deckt die vollen Betreuungszeiten ab. In den weiterführenden Ganztagsschulen sind dies sogar nur neun bis 12 Prozent. Horte sind in dieser Hinsicht besser aufgestellt, da diese grundsätzlich eine Ferienbetreuung anbieten müssen, jedoch haben auch diese oft mehrwöchige Schließzeiten.
Um in den Ferien eine lückenlose Betreuung der Kinder sicherzustellen, stehen daher vor allem Eltern, die nicht auf die Großeltern oder andere Verwandte zurückgreifen können, vor einem großen Organisations- und Planungsaufwand. Betreut.de hat dies zum Anlass genommen, in einer Datenanalyse zu untersuchen, wo Eltern in den Sommerferien das beste Angebot für eine Alternativbetreuung finden. Hierfür wurden die 50 größten Städte hinsichtlich ihres Angebots an Feriencamps und Babysittern verglichen. Des Weiteren wurde einbezogen, wie viele Kinder in Horten betreut werden, da diese für die dort angemeldeten Kinder ebenfalls zumindest für Teile der Ferien geöffnet haben.[1]
Das sind die Top 10:
Das vollständige Ranking finden Sie am Ende des Artikels.
Ostdeutsche Städte bieten die beste Alternativbetreuung in den Ferien
Die Ergebnisse der Datenanalyse zeigen große Unterschiede zwischen den west- und ostdeutschen Bundesländern. Demnach liegen alle untersuchten Städte aus dem Osten Deutschlands auf den vorderen Plätzen, allen voran Potsdam, Halle an der Saale und Rostock.
Ausschlaggebend für das gute Abschneiden dieser Städte ist zunächst eine größere Popularität der Hortbetreuung, worauf erst kürzlich auch die Bertelsmann-Stiftung hingewiesen hat. Eine ähnliche Tendenz zeigt sich bei den Ferienlagern, von denen es, wie die Datenanalyse zeigt, in den neuen Bundesländern ebenfalls ein größeres Angebot gibt, als im Westen. Nur bei den Babysittern wendet sich das Blatt. Die besten Chancen einen Babysitter zu finden bestehen in den westdeutschen Städten Heidelberg und Mainz.
Kosten sparen durch Babysitter-Sharing
Eine Ferienbetreuung zu finden, ist nicht nur eine organisatorische Herausforderung, sondern oftmals auch eine Frage des Geldes. „Ein siebentägiges Ferienlager kostet dieses Jahr im Schnitt 320 Euro ohne Anreisekosten“, berichtet Stephen Rahn, Geschäftsführer von Funilo, dem größten unabhängigen Portal für Kinder- und Jugendfreizeiten. „Wer kürzer reist, was oft der Fall ist, muss auch mal mit über 50 Euro pro Tag rechnen, wer länger unterwegs ist, bekommt ein deutlich besseres Preis-Leistungs-Verhältnis“, so Rahn.
Vermutlich vergnügen sich die meisten Kinder und sammeln Freunde und Erfahrungen ganz egal, ob sie in einem luxuriösen Ferienlager sind oder nicht. Trotzdem muss man sich ein Ferienlager als Familie erstmal leisten können. Auch ein Babysitter kann bei einem Stundenlohn von rund 10 Euro an einem 8-Stunden-Tag gut und gerne 80 Euro kosten.
Eine gute Möglichkeit, um einen Teil der zusätzlich anfallenden Betreuungskosten zu sparen, ist das sogenannte Babysitter-Sharing. Hierbei schließen sich zwei oder mehr Familien aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis zusammen und lassen ihre Kinder zeitgleich von einem Babysitter betreuen. Zwar sollte der Stundenlohn für den Babysitter in diesem Fall etwas angehoben werden (etwa 50 Prozent mehr); da jedoch die Bezahlung zu gleichen Teilen unter den Familien aufgeteilt wird, werden sich die Kosten für den Einzelnen deutlich reduzieren. Mit ein wenig Vorausplanung und den passenden Partner-Eltern, die bestenfalls die gleichen Arbeitszeiten haben und nicht allzu weit entfernt wohnen, kann das Babysitter-Sharing eine ideale Möglichkeit sein, eine zuverlässige und dennoch günstige Betreuung für die Kinder zu gewährleisten.
Tipp: Mit dem Stundenlohnrechner von Betreut.de können Sie ganz einfach das Gehalt des Babysitters berechnen.
Umfrage: Wie überbrücken Sie persönlich die Ferienzeit?
Methode
Für das Ranking wurden die 50 größten deutschen Städte einbezogen und in drei Kategorien miteinander verglichen: Babysitter, Feriencamps, Hortbetreuung.
- Die Babysitter umfassen alle Babysitter, die in den jeweiligen Städten im Jahr 2017 auf Betreut.de registriert waren (Quelle: unternehmensinterne Daten von Betreut.de, 2017).
- Die Ferienlager basieren auf den Einträgen von Funilo.de für das Jahr 2018 und beinhalten alle Ferienlager, deren Standort bzw. Abfahrtsort (bei Fernreisen) sich nicht weiter als 50 km von der Stadt entfernt befindet.
- Die Nutzung der Hortbetreuung wurde durch die Anzahl der betreuten Kinder im Alter von 6 bis unter 14 Jahren in Tageseinrichtungen bzw. Horten abgedeckt (Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Stichtag: 01.03.2016).
- Die einzelnen Werte wurden ins Verhältnis mit der Anzahl der Kinder von 6 bis unter 14 Jahre (Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Stand: 31.12.2015) gesetzt. Je höher die Anzahl der Betreuungsanbieter pro Kind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Eltern ihre Kinder in der gewünschten Betreuung auch tatsächlich und schnell unterbringen können.
Die Indikatoren wurden mithilfe von Interpolation gewichtet. Hierfür wurden die einzelnen Metriken mit einer Skala von 0 bis 100 normalisiert. Eine zusätzliche stärkere Gewichtung einzelner Kategorien im finalen Ranking fand nicht statt. Die Auswertung erfolgte rein deskriptiv.
Städte mit der besten Ferienbetreuung
Stadt | Ranking | Ferienlager | Babysitter | Horte |
Potsdam | 1 | 1 | 24 | 2 |
Halle (Saale) | 2 | 3 | 24 | 7 |
Rostock | 3 | 4 | 33 | 6 |
Magdeburg | 4 | 6 | 31 | 5 |
Leipzig | 5 | 16 | 11 | 3 |
Chemnitz | 6 | 8 | 46 | 4 |
Dresden | 7 | 15 | 38 | 1 |
Mainz | 8 | 13 | 2 | 25 |
Heidelberg | 9 | 32 | 1 | 27 |
Frankfurt a.M. | 10 | 24 | 3 | 10 |
Braunschweig | 11 | 9 | 27 | 12 |
Erfurt | 12 | 5 | 21 | 29 |
München | 13 | 36 | 4 | 11 |
Kassel | 14 | 27 | 12 | 8 |
Leverkusen | 15 | 2 | 43 | 42 |
Augsburg | 16 | 19 | 10 | 17 |
Hannover | 17 | 18 | 12 | 14 |
Nürnberg | 18 | 26 | 30 | 9 |
Freiburg i.Br. | 19 | 28 | 7 | 23 |
Bonn | 20 | 13 | 17 | 32 |
Wiesbaden | 21 | 20 | 18 | 22 |
Osnabrück | 22 | 34 | 12 | 14 |
Kiel | 23 | 45 | 8 | 18 |
Düsseldorf | 24 | 21 | 9 | 36 |
Mannheim | 25 | 45 | 15 | 13 |
Bochum | 26 | 17 | 29 | 32 |
Münster | 27 | 39 | 6 | 36 |
Stuttgart | 27 | 32 | 23 | 21 |
Hagen | 29 | 7 | 50 | 49 |
Aachen | 30 | 48 | 4 | 32 |
Saarbrücken | 31 | 49 | 21 | 16 |
Karlsruhe | 32 | 42 | 24 | 18 |
Wuppertal | 32 | 11 | 38 | 31 |
Hamm | 34 | 10 | 48 | 36 |
Köln | 35 | 29 | 15 | 36 |
Oldenburg | 36 | 49 | 27 | 18 |
Hamburg | 37 | 42 | 18 | 29 |
Gelsenkirchen | 38 | 11 | 49 | 42 |
Berlin | 39 | 39 | 18 | 42 |
Ludwigshafen a.R. | 40 | 36 | 36 | 24 |
Lübeck | 41 | 36 | 35 | 28 |
Dortmund | 41 | 22 | 37 | 49 |
Mülheim a.d.R. | 41 | 24 | 38 | 32 |
Essen | 44 | 22 | 42 | 36 |
Mönchengladbach | 45 | 34 | 33 | 42 |
Bielefeld | 46 | 39 | 32 | 42 |
Krefeld | 47 | 29 | 41 | 36 |
Bremen | 48 | 47 | 44 | 26 |
Oberhausen | 49 | 29 | 47 | 42 |
Duisburg | 50 | 42 | 44 | 42 |
Die Werte in der Tabelle geben nicht die absolute Anzahl der Faktoren wieder, sondern das Abschneiden der Städte in den einzelnen Unterkategorien. Das Gesamtranking errechnet sich auf Basis der tatsächlichen Werte, die zur Vergleichbarkeit mit einer Skala von 0 bis 100 standardisiert wurden.
[1] Die Besuchsquote von Ganztagsschulen wurde in dieser Analyse nicht einbezogen, da diese – im Gegensatz zu Horten – nicht grundsätzlich eine Ferienbetreuung anbieten müssen (lediglich in Berlin, Rheinland-Pfalz und Thüringen). Selbst während der Unterrichtszeit unterscheiden sich die Schulen hinsichlich ihrer zeitlichen Mindestumfänge und außerunterrichtlichen Angebote je nach Bundesland mitunter stark voneinander, sodass für diese Analyse keine Vergleichbarkeit gewährleistet wäre (Quellen: Statistisches Bundesamt, Bertelsmann-Stiftung).