Der (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben ist für viele Alleinerziehende mit großen Hindernissen verbunden, da ein Job mit familiengerechten Arbeitszeiten schwer zu finden ist. Die Mehrheit der Alleinerziehenden fühlt sich nach ihrer häufig langen Auszeit oft chancenlos und sieht nur wenige berufliche Perspektiven. Hier hilft das Programm „Berliner Job-Coaching für Alleinerziehende“. Projektmanagerin Ute Gärtner gibt Ihnen heute fünf wesentliche Tipps an die Hand, die vor allem Alleinerziehenden helfen, wieder im Berufsleben Fuß zu fassen.
Jeder fünfte Elternteil in Deutschland ist alleinerziehend. Rund 40 Prozent der Alleinerziehenden sind bundesweit auf SGB-II Leistungen angewiesen. In keinem OECD-Land verdienen Frauen mit Kindern so wenig eigenes Geld wie in Deutschland. Dabei sind fast 60 Prozent der Alleinerziehenden erwerbstätig, 44 Prozent davon arbeiten sogar in Vollzeit.
Alleinerziehende sind damit besonders armutsgefährdet. Der (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben ist häufig mit großen Hürden verbunden, da Jobs mit familiengerechten Arbeitszeiten nur schwer zu finden sind. Viele Alleinerziehende fühlen sich zudem nach einer in der Regel langen Auszeit oft chancenlos und sehen wenig berufliche Perspektiven für sich. Auf der anderen Seite nehmen Arbeitgeber die vielfältigen Kompetenzen und Potenziale von Müttern häufig nicht wahr.
Für den erfolgreichen (Wieder-)Einstieg ist es wichtig, einen Job zu finden, der nicht nur mit der eigenen Familiensituation vereinbar ist, sondern auch auf die eigenen Stärken abzielt. Dadurch erhöhen sich die Chancen auf ein langfristiges Arbeitsverhältnis. Mit den folgenden fünf Tipps gelingt der Start in ein erfüllendes Berufsleben:
1. Persönliche Ziele definieren
Voraussetzung für eine erfolgreiche Jobsuche ist die intensive Beschäftigung mit der eigenen Berufswahl. Es darf und soll sich die Frage gestellt werden: Was möchte ich eigentlich wirklich? Oder auch: Was kann ich? Was sind meine Stärken und Fähigkeiten? Was ist möglich?
Anschließend sollte ein Abgleich mit der eigenen Familiensituation, mit den persönlichen und fachlichen Voraussetzungen und den Entwicklungen am regionalen Arbeitsmarkt stattfinden. Dies ermöglicht eine realistische Selbsteinschätzung der vorhandenen fachlichen und persönlichen Ressourcen sowie des entsprechenden Handlungsrahmens. Auch ganz neue berufliche Möglichkeiten, wie z.B. eine Aus-, Fort- oder Weiterbildung, sollten einbezogen werden. Sind die individuellen Ziele einmal formuliert, kann ein klarer Plan mit umsetzbaren Zwischenschritten ausgearbeitet werden.
2. Familienarbeit als Kompetenz erkennen
Arbeitgeber nehmen häufig die besonderen Kompetenzen Alleinerziehender, die auf die Arbeitswelt übertragbar sind, nicht wahr. Fähigkeiten wie Organisationsfähigkeit, Belastbarkeit und ausgeprägtes Verantwortungsgefühl müssen sich die meisten Frauen erst einmal selbst bewusst machen und verinnerlichen. Erst dann können sie damit auch selbstbewusst umgehen und sich wirkungsvoller und überzeugend präsentieren.
3. Vereinbarkeit im Vorfeld klären
Gerade Alleinerziehende benötigen genug Vorlauf, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die damit verbundenen Herausforderungen zu klären und das eigene soziale Netzwerk in die Betreuung einzubeziehen. Ein gut funktionierendes Netzwerk aus Freunden, Familie und Nachbarn, auf das im Notfall Verlass ist, stellt eine große Entlastung für den beruflichen Wiedereinstieg dar. Hilfe anzunehmen ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg in den Berufsalltag. Dazu gehört ebenfalls, sich in seinem Heimatort einen Überblick über vorhandene Initiativen und Projekte zur Unterstützung der Betreuungssituation zu verschaffen.
4. Erwartungen & Anforderungen klären
Widersprüchliche Erwartungen bei der Gestaltung des Berufseinstiegs stellen oft bereits die erste Hürde dar. Bedenken wie „Was kann bzw. will ich mir und meinem Kind zumuten?“ und „Ist eine Vollzeitstelle realistisch umsetzbar und mit der Familie auch tragbar?“ sollten unbedingt thematisiert werden. Dabei hilft auch der Blick auf das eigene Zeit- und Ressourcenmanagement. Dazu gehört u.a., die eigenen Grenzen zu kennen, regelmäßige Auszeiten zu nehmen, einen gesunden Workflow zu entwickeln und Prioritäten zu setzen. All diese Fragen im Vorfeld zu klären und Klarheit über die eigenen Vorstellungen und Anforderungen zu erlangen, sind für einen erfolgreichen (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben unerlässlich.
5. Selbstbewusstsein stärken
Das eigene Selbstbewusstsein zu stärken ist gerade für Alleinerziehende enorm wichtig. Viele Alleinerziehende leben in sozialer Isolation oder sind aufgrund der Erziehungszeit seit mehreren Jahren aus dem Berufsleben ausgestiegen und machen sich daher auch häufig „klein“. Eine umfassende Bestandsaufnahme der eigenen Kompetenzen und Stärken hilft dabei, sich des eigenen Wertes bewusst zu werden. Auch der regelmäßige Austausch mit Gleichgesinnten ermöglicht einen sozialen Abgleich und verbessert das eigene Selbstbild. Durch die Beschäftigung mit den Themen Vereinbarkeit und Berufsleben, z.B. in spezifischen Kursen und Workshops, kann das Vertrauen in sich selbst und die eigenen Fähigkeiten in einem geschützten Raum wiederhergestellt werden.
Und zu allerletzt: Nicht den Humor verlieren und sich nicht unterkriegen lassen!
Am Donnerstag, 5. September, gibt Dorothee Merziger, Agentur fur Arbeit Saarland, in St. Ingbert hilfreiche Informationen zum beruflichen Wiedereinstieg nach Elternzeit und beantwortet Fragen zu diesem Thema.