Eltern, Babys und Schlafen: eine viel diskutierte Konstellation! In vielen Jahrhunderten der Vergangenheit schliefen allein aus Platz- und Wärmemangel mehrere Personen in einem Bett. Im letzten Jahrhundert wurde diese Schlafweise dann abgeschafft und Kinder sogar weinend in ihren Bettchen zurückgelassen, damit sie sich ans Alleineschlafen gewöhnten. Heute setzt sich das Familienbett allmählich wieder durch und wird immer beliebter. Doch was ist dran am geteilten Schlafplatz? Welche Vorteile hat das Familienbett? Und wie kann man sich diesen, z.B. durch aufgestellte Regeln, sicher gestalten? Mama und Bloggerin Jasmin Nosber lässt uns an ihren Erfahrungen mit dem Familienbett teilhaben. Wir finden diesen Einblick ganz wunderbar und lehrreich.
Erinnern Sie sich noch an die Vorfreude auf Ihr Baby? Vielleicht sind Sie auch gerade schwanger und stecken mitten in den Vorbereitungen auf die gemeinsame Zeit mit ihrem Nachwuchs. Es geht einem so vieles durch den Kopf. Habe ich genügend Strampler? Sollte ich vielleicht doch noch ein Jäckchen in Größe 50 kaufen? Wird es den Kinderwagen mögen? Wie wird wohl die erste Zeit sein? Und wie ist das eigentlich mit dem Schlaf? Bekommt man als Eltern wirklich so wenig davon? Und wie schläft das Baby eigentlich am besten?
Ich möchte Ihnen sagen: All das ist normal. Diese Fragestellungen gehören zum Elternwerden dazu und bereiten uns auf unser Baby vor. Ich möchte Ihnen unsere Erfahrungen mit dem Thema Schlaf – im Familienbett – mit auf den Weg geben, vielleicht hilft Ihnen das.
Unsere Überlegungen
In der Vorbereitung auf unser erstes Kind kauften wir natürlich auch eine Wickelkommode und ein Babybett. Im Nachgang war letzteres für uns die wohl unnötigste Anschaffung – denn unsere Kinder sind nun zweieinhalb und viereinhalb und keins hat bislang darin geschlafen.
Ich gebe zu, dass auch wir in meiner Schwangerschaft die Vorstellung von einem süßen, friedlich schlafenden Baby in seinem niedlichen Bett hatten und daher sein Bettchen ganz liebevoll herrichteten. Als wir dann aber unseren Sohn das erste Mal im Arm hielten, so unschuldig und klein, so voller Bedürfnis nach Nähe, schmissen wir diese Vorstellung sehr schnell über Bord und schon in der ersten Nacht im Krankenhaus durfte er dann eng an mich gekuschelt einschlafen.
Ich habe mir vorgestellt, dass mein Baby zehn Monate meine Nähe spürte, meinen Herzschlag hörte und der Gedanke daran, dass es nachts wach werden und mich nicht direkt finden oder spüren würde, gab mir ein Gefühl von Unwohlsein. Wir haben also seitdem ein Familienbett. Das heißt, alle schlafen gemeinsam in einem Bett. Anfangs noch auf 1,80 Metern dicht aneinander gekuschelt, mittlerweile auf 2,70 Metern und es ist nicht absehbar, dass sich das in nächster Zeit ändern wird. Das nennt man auch Co-Sleeping oder Bedsharing.
Die Vorteile des Familienbetts
Kennen Sie das Gefühl, wenn nachts das Babyfon Alarm schlägt und das Baby nebenan im Kinderzimmer weint? Sie stehen schlaftrunken auf, schlurfen über den Flur, schlagen sich den kleinen Zeh am Bettpfosten – Autsch! – und heben das weinende Baby aus dem Bettchen. Minutenlang schunkeln Sie es, bis Sie es schlafend zurück ins Bett legen können. Und dann sind Sie wahrscheinlich selbst so wach, dass Sie nicht mehr sofort einschlafen können.
Schon als die Babys ganz klein waren, empfand ich es aufgrund dieser Vorstellung als sehr angenehm, meine Kinder nachts neben mir zu haben. So kam es selten dazu, dass sie richtig weinend aufwachten, weil ich meistens die Unruhe schon vorher bemerkte und meine Kinder durch streicheln und kuscheln beruhigen konnte.
Wachten sie auf und wollten trinken, lag ich direkt daneben und konnte sie einfach anlegen. Dafür musste ich bald schon gar nicht mehr wirklich wach werden und die Nächte waren für mich entspannter, als wenn ich ins Nachbarzimmer zum Babybett hätte schlurfen müssen. Wahrscheinlich hat mir das auch so manchen blauen Zeh erspart. Stattdessen waren wir immer direkt da und hatten Kuscheltier, Brust und Schnuller direkt zur Hand…
Medizinische Vorteile
Tatsächlich hat das Schlafen im Familienbett aber auch medizinisch Vorteile. Der Schlafrhythmus von Mutter und Kind und auch die Atmung gleichen sich an. Studien zeigen, dass Eltern ihre Kinder intuitiv schützen, wenn sie direkt neben ihnen schlafen und zum Beispiel durch eine kurze Berührung Atemstillstände verhindern oder die Kinder vor Überhitzung wahren. Ich persönlich bin z.B. auch ganz froh, dass ich bei einem Magen-Darm-Infekt schneller zur Stelle bin und direkt eingreifen kann, wenn mein Kind einen Kruppanfall hat.
Die Nähe schafft außerdem ein Gefühl von Geborgenheit und tiefer Bindung beim Kind, denn das Kind schläft mit dem Duft der wichtigsten Bezugsperson in der Nase und spürt die Körperwärme dieser neben sich. Schläft ein Kind von Beginn an im eigenen Zimmer, kann dies zu einer verminderten Schlafqualität im späteren Erwachsenenalter führen, da das Kind unterbewusst Schlafen mit Angst und Alleinsein verbindet.
Regeln fürs Familienbett
- Achten Sie auf eine ideale Schlaftemperatur von ca. 18 Grad Celsius.
- Wählen Sie eine eher harte Matratze.
- Wählen Sie eine durchgehende Matratze. Gerade kleine Babys können sonst in die Ritze zwischen zwei Matratzen rutschen.
- Gehen Sie nicht zur selben Zeit wie das Kind ins Bett, sollten Sie unbedingt einen Rausfallschutz anbringen.
- Konsumieren Sie keinesfalls Alkohol, Drogen oder bewusstseinsverändernde Medikamente, wenn Sie im Familienbett schlafen.
Wir haben uns für das Familienbett entschieden, weil sowohl mein Partner als auch ich nicht gern allein schlafen. Wir haben uns die Frage gestellt: Wenn wir schon nicht gern allein schlafen, warum muss es dann unser Kind? Wir haben also alle gesellschaftlichen Erwartungen über Bord geworfen und genießen einfach die Nähe zu unseren Kindern, so lange sie das möchten. Ich bin mir sicher, spätestens, wenn sie den ersten Partner mit nach Hause bringen, werden sie aus dem Familienbett ausziehen.
Haben Sie sich schon mal Gedanken zu einem gemeinsamen Schlafplatz gemacht? Können Sie sich das vorstellen?
Über Jasmin Nosber
Jasmin Nosber ist Lehramtsstudentin, verheiratet und Mutter von zwei Buben (zwei und vier Jahre). Sie setzt sich für Kinderschutz und Nachhaltigkeit ein. Auf familienimmerland.de bloggt sie über bedürfnisorientierte Elternschaft und gibt anderen Eltern Tipps für ein gemeinsames familiäres Miteinander auf Augenhöhe.