Ist eine vegetarische Ernährung für Kinder empfehlenswert?

vegetarische Ernährung Kinder

Das haben Sie sich sicherlich schon einmal gefragt: Ist es gut, wenn man seine Kinder vegetarisch oder gar vegan ernährt? Was gilt es, dabei zu beachten? In welchen Fällen könnten Mangelerscheinungen auftreten? Und wie sieht es bei Säuglingen und Kleinkindern mit Fleischverzicht aus? Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) steht Ihnen bei diesem Thema mit Rat zur Seite und gibt Ihnen u.a. Tipps für eine ausgewogene vegetarische Ernährung Ihrer Kinder.

Es kommt darauf an, welche Form der vegetarischen Kost gewählt wird. Eine sorgfältig zusammengestellte ovo-lacto-vegetarische Ernährung – mit einer vielfältigen und abwechslungsreichen Auswahl an Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst, Getreidevollkornprodukten, Nüssen, Samen, Pflanzenölen sowie Milch, Milchprodukten und Eiern – ist eine ernährungsphysiologisch günstige und gesundheitsfördernde Ernährungsweise. Sie kann als Dauerkost empfohlen werden.

Ernähren sich Kinder und Jugendliche rein pflanzlich, indem sie komplett auf tierische Lebensmittel – bis hin zu Honig – verzichten, werden sie als Veganer bezeichnet. Eine vegane Ernährung hält die Deutsche Gesellschaft für Ernährung im gesamten Kindesalter für ungeeignet.

Vegetarisch: Wenn, dann abwechslungsreich & clever kombiniert!

Anhand der aktuellen Datenlage lässt sich grundsätzlich kein Vorteil für die Gesundheit von Vegetariern gegenüber sich vergleichbar ernährenden Mischköstlern mit einem geringen Fleischanteil in der Ernährung erkennen. Die DGE empfiehlt aber Ihnen und Ihren Kindern eine Ernährung mit hauptsächlich pflanzlichen Lebensmitteln – darunter viel Gemüse, Obst und Getreideprodukte, bevorzugt Vollkorn. Tierische Lebensmittel sollten nur in Maßen und ergänzend zur pflanzlichen Ernährung verzehrt werden.

Wie eine vollwertige Lebensmittelauswahl gelingt, zeigen Ihnen die 10 Regeln der DGE. Hier ein paar Tipps für eine vegetarische Ernährung:

  • Nutzen Sie die bunte Lebensmittelvielfalt für Ihre und die Ernährung Ihrer Kinder und essen Sie überwiegend pflanzliche Lebensmittel, wie Gemüse, Obst und Vollkornprodukte.
  • Ihr Kind kann auch ohne Fleisch gut mit Energie und Nährstoffen versorgt sein, wenn es regelmäßig Milch, Milchprodukte und Eier isst. Gute pflanzliche Eiweißlieferanten sind Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Vollkornprodukte, Nüsse und Samen. Für die ideale Eiweißversorgung kombinieren Sie am besten die verschiedenen Eiweißquellen und servieren beispielsweise Kartoffeln mit Ei oder Quark oder auch Hülsenfrüchte mit Getreide, z.B. als Erbseneintopf mit Vollkornbrötchen oder Gemüsecurry mit Linsen und Reis.
  • Fleisch ist ein guter Lieferant für Eisen und Zink. Bei einer vegetarischen Ernährung sollten Sie daher auf eine ausreichende Zufuhr von Eisen und Zink achten. Besonders eisenreich sind Vollkorngetreide, wie Hafer und Hirse, sowie Hülsenfrüchte, Spinat und Feldsalat. Durch die Kombination mit Vitamin C aus Gemüse, Obst oder Fruchtsaft kann der Körper das pflanzliche Eisen besser aufnehmen. Gute Zinklieferanten sind Käse, Milch und Eier. Auch einige pflanzliche Lebensmittel, wie Nüsse, vor allem Cashew- und Pekannüsse, Weizen- oder Roggenkeimlinge sowie Linsen und andere Hülsenfrüchte, enthalten Zink.
  • Bevorzugen Sie pflanzliche Öle! Leinsamen, Walnüsse und Raps sowie daraus hergestellte Öle sind reich an wichtigen Omega-3-Fettsäuren.
  • Verwenden Sie jodiertes Speisesalz! Auch Milchprodukte und Eier sind gute Jodlieferanten.
  • Verarbeitete Lebensmittel mit hohen Mengen an zugesetztem Zucker, Fett und Speisesalz – egal ob vegetarisch, vegan oder nicht – sind ernährungsphysiologisch ungünstig.

vegetarische Ernährung für Kinder

Vegan: Von einer rein veganen Ernährung für Kinder rät die DGE ab.

Eine vegane Ernährung – ganz ohne tierische Lebensmittel – ist für Kinder und Jugendliche nicht geeignet. Sie haben aufgrund ihres gesteigerten Nährstoffbedarfs bei einer veganen Ernährung ein höheres Risiko für einen Nährstoffmangel, der zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen beitragen kann. Dabei wird das Risiko einer Mangelversorgung umso größer, je einseitiger die Ernährung wird und je jünger Ihre Kinder sind. Deshalb wird für Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder und Jugendliche eine rein vegane Ernährung von der DGE nicht empfohlen!

Der kritischste Nährstoff bei einer veganen Ernährung ist das Vitamin B12. Außerdem gehören Proteine bzw. unentbehrliche Aminosäuren und langkettige Omega-3-Fettsäuren (Eicosapentaensäure/EPA & Docosahexaensäure/DHA) sowie weitere wichtige Vitamine (Riboflavin, Vitamin D) und Mineralstoffe (Calcium, Eisen, Jod, Zink, Selen) zu den potenziell kritischen Nährstoffen, die ein junger Körper für eine gute Entwicklung unbedingt aufnehmen sollte.

Wenn Kinder vegan ernährt werden und keine Nährstoffpräparate einnehmen bzw. keine angereicherten Lebensmittel verwenden, können die Entwicklung und die Gesundheit der Kinder Schaden nehmen – z.B. durch Störungen der Blutbildung (aufgrund von Eisen- & Vitamin-B12-Mangel), Wachstumsverzögerungen (Energie-Protein-Malnutrition) und teilweise irreversible neurologische Störungen, wie mentale Retardierung (Mangel an Vitamin B12 & Jod).

Unverzichtbar bei rein veganer Ernährung

Entscheiden Sie sich doch dafür, Ihr Kind vegan zu ernähren, sollten Sie unbedingt die folgenden Punkte zur Überprüfung der Nährstoffversorgung beachten:

  • Lassen Sie sich von einer qualifizierten Ernährungsfachkraft zum Thema vegane Ernährung beraten.
  • Ihr Kind sollte dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat einnehmen und Sie sollten die Versorgung mit Vitamin B12 regelmäßig ärztlich überprüfen lassen.
  • Wählen Sie sehr gezielt nährstoffdichte Lebensmittel und angereicherte Lebensmittel aus, um die Nährstoffversorgung – insbesondere die Versorgung mit kritischen Nährstoffen – sicher zu stellen.
  • Lassen Sie gegebenenfalls die Versorgung mit kritischen Nährstoffen regelmäßig ärztlich überprüfen und stellen Sie bei einem festgestellten oder möglichen Nährstoffmangel die Ernährung um und führen Sie über Nährstoffpräparate oder angereicherte Lebensmittel die kritischen Nährstoffe solange zu, bis der Nährstoffmangel behoben ist.

Weitere Informationen zu kritischen Nährstoffen bei Veganern finden Sie in den FAQ der DGE zur veganen Ernährung.

Über Silke Restemeyer

Silke Restemeyer hat Haushalts- und Ernährungswissenschaften an der Universität in Gießen studiert und ist im Referat Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. beschäftigt. Nach ihrem Studium arbeitete sie jeweils einige Jahre in einem Zeitschriftenverlag sowie in einer PR-Agentur. Silke Restemeyer hat zwei Kinder im Alter von 14 und neun Jahren und wohnt mit ihrer Familie in Bonn.


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