Jeder kann… seine Kinder beim Frühjahrsputz einbinden

Ich treffe Pia auf der Straße. Ihr zweijähriger Sohn Jonas schläft im Buggy. Pia sieht sehr erschöpft aus. „Ich habe gestern den ganzen Tag versucht, die Wohnung sauber zu machen – Frühjahrsputz eben“, sagt sie auf meine mitfühlende Nachfrage. „Es war eine Katastrophe. Jonas war überhaupt nicht damit einverstanden. Er hat die ganze Zeit gebrüllt und an mir gezerrt. Schließlich habe ich ihn beim Staubsaugen und Staubwischen auf den Arm genommen, und beim Wischen auf den Knien habe ich ihn auf meinen Rücken gesetzt, damit er Ruhe gibt. Jetzt tut mir alles weh“.

Ich habe nur freundlich gelächelt und nichts dazu gesagt.

Aber gedacht habe ich mir schon etwas. Pia hat in der Situation die Methode des „genervten Nachgebens“ gewählt: „Ich mache alles, damit mein Kind ruhig ist“. Jonas hat mit seinem Geschrei und Gequengel erreicht, dass er im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit seiner Mutter blieb. Pia wollte eigentlich dringend einmal gründlich sauber machen. Dass sie sich beim Putzen als „Pferdchen“ für ihren Sohn zur Verfügung stellte, war leider kein fröhliches Spiel, sondern Kapitulation vor seinem Geschrei. Pia war anschließend total erledigt. Jonas hat nichts Gutes aus der ganzen Sache gelernt. Er hat mit seinem zwar verständlichen, aber unangemessenen Verhalten gewonnen. Bei der nächsten Gelegenheit wird er es wieder versuchen. Das kann man ihm nicht einmal vorwerfen. Woher soll er wissen, dass er sich auch mal allein beschäftigen kann, wenn es nie von ihm verlangt wird? Solange sein Schreien und Quengeln und Zerren dazu führt, dass er die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Mama bekommt und sich als „Chef“ fühlen kann, gibt es keinen Grund für ihn damit aufzuhören.

Wie könnte es denn besser funktionieren mit dem Frühjahrsputz?

Haben Sie schon mal versucht, Ihr Kind einzubeziehen? Hier ist Ihre Kreativität gefragt. Auch wenn es noch recht klein ist, sobald es laufen kann, können Sie es „mithelfen“ lassen. Die meisten Kinder finden Alltagsgegenstände sowieso interessanter als normales Spielzeug. Ein Putzlappen, ein Kehrbesen, eine Kehrschaufel, ein zum „Staubsauger“ umfunktioniertes Spielzeug (wir hatten eine Ente mit Watschelfüßen, die man an einer Stange vor sich her schieben konnte), all das können Sie Ihrem kleinen Helfer anbieten. Kinder lieben es, sich wichtig zu fühlen. Also geben Sie ihm eine „wichtige“ Aufgabe: einen Teil der Wohnung oder ein paar Gegenstände, die es abwischen oder saugen oder auf seine Weise behandeln darf. Versäumen Sie nicht, Ihr Kind im Minutentakt zu loben und ihm zu versichern, wie toll es mithilft: „Was sollte ich ohne dich nur machen?“. Sorgen Sie für gute Laune. Ich habe mit meinen Kindern pausenlos gesungen. Das geht auch beim Putzen. Gute-Laune-Musik von der CD tut es aber auch. Logischerweise sind Sie bei dieser Methode nicht besonders schnell. Perfektionismus geht damit gar nicht zusammen. Aber Sie können mit Ihrem Kind eine gute Zeit haben und vielleicht nebenbei ein bisschen was schaffen.

 

Oder sie wählen pragmatischere Lösungen:

  • Wählen Sie Zeiten, in denen sich jemand anders um das Kind kümmern kann, zum Beispiel Papa (oder Mama, falls Papa putzt), die Großeltern, ein Babysitter.
  • Haben Sie kein schlechtes Gewissen, wenn Sie es nicht alleine schaffen und eine Haushaltshilfe engagieren, die Sie unterstützt.
  • Und wenn gar nichts davon klappt, hilft nur eins: den Frühjahrsputz aufs nächste Jahr verschieben!

 

Erzählen Sie uns von Ihren Erfahrungen. Wie stellen Sie es an, dass der Frühjahrsputz für Sie nicht in der völligen Erschöpfung endet? Oder kennen Sie weitere Tricks, wie man seine Kinder optimal in den Frühjahrsputz mit einbezieht? Ich freue mich auf Ihre Kommentare!

 

Über-Anette_1





Kommentare
  1. Jeder kann… seine Kinder beim Frühjahrsputz einbinden
    Silke | Donnerstag,März 13.2014

    Na das sind ja mal wieder „super“ Tipps, da kommt man echt nicht alleine drauf… und dafür braucht man eine „Expertin“? Übrigens ist dieses „Jedes Kind kann Schlafen lernen Buch“ ziemlich in der Kritik und wird von vielen Eltern als Legitimation genommen, ihre Kinder alleine ins Kinderzimmer zu legen und schreien zu lassen – mittelalterliche Methoden meines Erachtens. Da ist Jesper Juuls ein wesentlich zeitgemäßerer Autor…

  2. Jeder kann… seine Kinder beim Frühjahrsputz einbinden
    TW | Donnerstag,März 13.2014

    Ich hätte ja nicht gedacht, dass wir mal einer Meinung seien können, jedoch muss ich sagen, dass ich ihre Tipps ganz gut finde.Aber was soll diese Einleitung? Warum dieses bedauernde Lächeln über Ihre Bekannte Pia? Es ist doch einfach völliger Blödsinn zu meinen, ein Zweijähriger würde an die Macht streben und sich daheim als diktatorischer Chef a la Stromberg aufführen wollen. Wäre es da nicht ehrlicher und nebenbei auch wirklich mitfühlend (und nicht nur Mitgefühl vortäuschend) zu sagen „Du Pia, Kinder sind nunmal so. Aber binde ihn doch einfach in die Hausarbeit mit ein. Das stärkt dein Kind und macht nebenbei auch noch Spaß. Und wenn es alles nix bringt, dann gehe ich mal für 2,3 Stunden mit ihm auf den Spielplatz und du kannst in Ruhe putzen.“

  3. Jeder kann… seine Kinder beim Frühjahrsputz einbinden
    dani | Freitag,März 14.2014

    Liebe Frau Kast-Zahn – ich finde es regelrecht eine Frechheit, wie sie über die Kinder und deren Eltern schreiben! Und dann noch die ultimativen Lösungen anbieten… Ist jedes Kind mit ihrem „Schema F“ zu „behandlen“??Geht es ihrer Meinung nach bei Erziehung wirklich NUR um Macht? Meiner Meinung nach geht es ihnen nur darum, Macht über die Kinder zu behalten!Laut ihren Büchern und diesen Blogg geht es bloß darum, als Eltern „NICHT ZU KAPITULIEREN“, Kinder dürfen sich nicht als „CHEF FÜHLEN“, Kinder müssen schreiend im Bett zurückgelassen werden, damit sie „lernen, alleine zu schlafen“, etc.Es ist wirklich traurig, das sie anscheinend wirklich zu solchen Aussagen stehen und dies als Ratgeber für die Eltern, die Hilfe suchen in die Welt hinaus schleudern!Sind sie sich eigentlich bewusst, was sie da an einem Menschen – egal ob Kind oder Erwachsenen anrichten (können)?Also, ich finde es wirklich SEHR schade, dass es Menschen gibt, die dies Unterstützen!MfGdani

  4. Jeder kann… seine Kinder beim Frühjahrsputz einbinden
    Herta A. | Freitag,März 14.2014

    Ich habe mein Kind auch immer mit einbezogen oder er war in seinem Zimmer (Türschutzgitter), konnte spielen und mir zuschauen. Ganz klar, dass man mit Kind nicht so wirklich viel schafft, aber das Kind war zufrieden und ich konnte sagen, dass ich wenigstens etwas getan habe. Es hat eigentlich immer ganz gut funktioniert. Wir haben aber schon von Anfang an unserem Kind beigebracht, dass es sich alleine beschäftigt. Kurze Zeit, aber keine ständige „Animation“.Seit über 8 Jahren bin ich nun als Tagesmutter tätig. Auch hier halte ich es so. Ich putze, wasche, bügle,… natürlich nicht in der Zeit, wenn die Kinder bei mir sind, aber ich versuche den Kindern zu vermitteln/ zu lernen, sich für kurze Zeit alleine zu beschäftigen. Die Eltern schätzen das sehr. Und wie die Kinder dann plötzlich kreativ sein können ist wirklich faszinierend.

  5. Jeder kann… seine Kinder beim Frühjahrsputz einbinden
    Otte Kornelia | Freitag,März 14.2014

    Das ist ein sehr hilfreicher Tipp von Frau Annette Kast-Zahn. So lernen schon die Jüngsten auf eine sehr angenehme Weise, daß es einfach dazugehört (seinen eigenen) Schmutz wegzumachen und das es gemeinsam mit Musik auch noch Spaß macht. Sehr wertvoll.MfG Kornelia Otte

  6. Jeder kann… seine Kinder beim Frühjahrsputz einbinden
    ML | Freitag,März 14.2014

    Danke, der Kommentar spricht mir aus der Seele!

  7. Jeder kann… seine Kinder beim Frühjahrsputz einbinden
    muf | Samstag,März 15.2014

    Nichts dagegen, dass man Kinder beim Putzen „einbezieht“, das ist eine tragfähige, gute Idee. Aber warum, bitte, ist das beschriebene Verhalten eines Zweijährigen „unangemessen“ („Jonas hat mit seinem Geschrei und Gequengel erreicht, dass er im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit seiner Mutter blieb …“ usw.)??? Soll dieser vor dem Kindergarten schon umfängliches Verständnis für die Haushaltspflichten seiner Mutter haben? Wir sollten unsere eigenen Kinder nicht als destruktiv gesinnte Feinde behandeln, die nicht „gewinnen“ dürfen („gewinnen“, „verlieren“, ist diese Sichtweise die beste im Zusammenhang mit der Erziehung kleiner Kinder? Ich meine nicht.) Kinder sollen Eltern nicht ständig dominieren, klar, aber: Eltern müssen sich auch nicht primär als „Chefs“ ihrer (Klein-)Kinder definieren. Das Ganze sollte eher ein Liebes-Verhältnis sein. Finde ich.

  8. Jeder kann… seine Kinder beim Frühjahrsputz einbinden
    Mirja | Sonntag,März 16.2014

    Hmm, ja. Liest sich ja erstmal ganz nett, aber: welche Mutter kommt tatsächlich auf die Idee, den Frühjahrsputz (also einen Großputz, nicht mal so eben) im Beisein ihres Kleinkindes zu erledigen und geht dabei noch davon aus, es würde sich währenddessen ausdauernd mit etwas anderem beschäftigen? Solche Gedanken hatte ich, BEVOR ich mein Kind bekommen habe, inzwischen finde ich sie sehr realitätsfern. Das nur zum Setting, welches meiner Meinung nach konstruiert ist.Viel kritischer sehe ich das Menschen(Kinder-)bild, welches trotz der guten – aber trivialen, weil ja eigentlich selbstverständlichen – Tipps durchscheint: das völlig natürliche Bedürfnis des Kindes nach Aufmerksamkeit und Eingebundensein in die Aktivitäten der Eltern wird als Machtkampf dargestellt, den es seitens der Eltern zu gewinnen gilt – oder eben zu verlieren, aber dann lernt das Kind „nichts Gutes“. Das passt dann sehr gut zu der schon aus „Jedes Kind kann Schlafen lernen“ bekannten Grundhaltung: Er-Ziehung statt gleichwürdige Be-Ziehung, mit der Grundstimmung, dass es dem unterstellten Machtanspruch des Kindes zu begegnen gilt.Natürlich ist es besser, diese Erziehung dann durch Tipps wie die oben genannten umzusetzen statt durch „kontrolliertes Schreien lassen“, aber sinnvoller wäre es doch, einmal die grundsätzliche Haltung, die dahinter steht, zu überdenken. Aktuelle Literatur zu diesem Thema gibt es ja inzwischen zu Genüge…

  9. Jeder kann… seine Kinder beim Frühjahrsputz einbinden
    Betreut-Redaktion | Montag,März 17.2014

    Liebe Dani! Wir sind überzeugt davon, dass Frau Kast-Zahn eine exzellente Expertin auf dem Gebiet der Familienpsychologie ist. Ihre Erfolge und zahlreiche positive Berichte von Eltern sprechen für sie. Das heißt natürlich nicht, dass sich jede Familie an ihre Aussagen halten muss. Wir möchten gemeinsam mit ihr Anregungen und Ratschläge geben, die Eltern aufnehmen können, aber selbstverständlich nicht müssen. Viele Grüße – euer Betreut-Team

  10. Jeder kann… seine Kinder beim Frühjahrsputz einbinden
    Annette Kast-Zahn | Montag,März 17.2014

    Liebe Mirja. Nichts liegt mir ferner als ein „Machtanspruch“ der Eltern gegenüber ihren Kindern. Meine „grundsätzliche Haltung“ gegenüber den eigenen Kindern, die ich auch allen anderen Eltern ans Herz lege, ist Liebe und Akzeptanz. Beziehung und Erziehung schließen sich nicht aus. Ich habe im Alltag und in meiner beruflichen Arbeit so oft die negativen Folgen von elterlichem „genervten Nachgeben“ beobachtet, dass ich mir erlaube darauf hinzuweisen. Dazu passt ein Zitat von Antoine de Saint-Exupéry: „Gib mir nicht, was ich mir wünsche, sondern was ich brauche“.

  11. Jeder kann… seine Kinder beim Frühjahrsputz einbinden
    muf | Freitag,März 21.2014

    Sehr geehrte Frau Kast-Zahn,das ist ein schönes Zitat. Doch es stellt sich mir die fast schon philosophische Frage, ob Eltern immer wissen, was ihr Baby/Kleinkind, das sich noch nicht gänzlich artikulieren kann, „braucht“, (woher sie das immer wissen sollen/können???) – und ob das wirklich ein gutes Motto ist: „Gib mir nicht, was ich mir wünsche“. Im Miteinander von Erwachsenen wäre ein solches Motto wohl problematisch, jedenfalls keine optimale Basis für eine gelungene Beziehung. Im Umgang mit Kindern finde ich es auch sehr funktional.

Diesen Artikel kommentieren
*

*