Mental Load gerecht teilen: Mit diesen Tipps klappt es

Mental Load


Mental Load ist momentan in aller Munde. Vielleicht kennen auch Sie diesen viel diskutierten Begriff? Oder Sie haben schon am eigenen Leib erfahren, wie schwer es ist, immer für alle in der Familie mitdenken zu müssen, stets den organisatorischen Überblick zu behalten, ständig als Springer zu funktionieren und dafür nicht ein Fünkchen Dank zu ernten… Dann ist dieser Beitrag von Bestseller-Autorin Patricia Cammarata bestimmt hilfreich für Sie. Patricia Cammarata hat dieses Jahr ein umfangreiches Buch zum Thema Mental Load veröffentlicht und kennt sich somit besten mit der Materie aus.
Im folgenden Beitrag gibt sie Eltern ein paar Tipps an die Hand, wie sie das Problem Mental Load in ihrer Familie am besten angehen und hoffentlich zeitnah in Wohlgefallen auflösen können. Wir finden diesen Einblick ganz wunderbar und hoffentlich auch bestärkend für viele andere Eltern(paare).

 

Vielleicht haben Sie schon mal von dem Begriff gehört? Mental Load ist derzeit unter Eltern ein viel diskutierter Begriff. Nur was ist damit eigentlich gemeint? Kurz gesagt: Es geht um das Projektmanagement und der damit verbundenen Verantwortungslast für alle Prozesse und Ergebnisse in der Familie und im Haushalt. Während Projektmanagement in der freien Wirtschaft ein angesehener Job – und dort vor allem ein gut bezahlter Job – ist es im Privaten eher sowas wie „unsichtbare Elfenarbeit“.

Und da sind wir schon bei den Knackpunkten: Was nicht gesehen wird, wird oft nicht richtig gewertschätzt. Und gerecht aufteilen kann man unsichtbare Aufgaben auch nicht. Plus: In den meisten Fällen übernehmen Frauen diese Denk- und Koordinationsarbeit und zwar on top zu den eigentlichen To-dos und auch zusätzlich zu der ggf. eigenen Erwerbstätigkeit.

So ist es nicht verwunderlich, dass diese ewig im Kopf vor sich hin ratternde To-do-Liste, zu einer großen Belastung werden kann. Von morgens bis abends an alles denken, alles im Blick haben, Dinge ad hoc umorganisieren, Kinder und Mann ständig an alles Mögliche erinnern und stets dafür zu sorgen, dass alles im Fluss bleibt und dann auch noch immer alleine „schuld“ zu sein, wenn etwas mal nicht klappt, ist sehr kräfteraubend.

Mental Load am Beispiel

Der Herbst steht an. An was muss gedacht werden? Passen die wetterfesten Schuhe und Jacken noch oder müssen neue besorgt werden? Wenn die Kinder wieder in der Halle Sport haben: Passen die Schuhe mit den weißen Sohlen noch? Wenn wegen Corona darauf verzichtet wird: Sind die Sportklamotten warm genug?

Apropos Corona: Sollte es wieder zu Schulschließungen oder zu Quarantäne einzelner Kinder und Familien kommen: Wie lässt sich das mit dem Job vereinen? Wie kommen die Kinder an Lehrmaterialien? Hat der Drucker genug Toner, haben Sie genug Papier vorrätig? Haben Sie genug Essensvorräte im Haus, wenn die Hiobsbotschaft kommt, dass ab sofort Quarantäne angesagt ist? Wer erinnert die Kinder eigentlich jeden Morgen an die Masken und fischt sie am Nachmittag wieder aus den Schulranzen. Wer kocht sie aus?

Diese Planungsliste kann unendlich weitergeführt werden… Sie ahnen es. Zeit, all diese Arbeiten besser aufzuteilen – jedenfalls wenn man langfristig verhindern möchte, in einen Überbelastungszustand zu rutschen.

Mental Load

So geht es raus aus der Mental-Load-Falle

Fragen Sie sich also: Was muss wirklich organisiert werden, damit der Familienalltag funktioniert und was davon kann wer übernehmen?

Zum Start das Unsichtbare sichtbar machen: Verschaffen Sie sich gemeinsam mit ihrem Partner einen Überblick. Was muss eigentlich alles routinemäßig getan werden, damit das Familienleben läuft? Schreiben Sie dazu initial eine möglichst umfassende Liste. Vermerken Sie, was wie oft bis wann erledigt werden muss. Stellen Sie zudem Beziehungen her, um die Komplexität abzubilden. Welcher Schritt ist abhängig von welchem? Was gehört alles dazu, damit der Punkt wirklich als „erledigt“ abgehakt werden kann? Eine erste Erkenntnis könnte sein: Die Aufgaben, die Frauen übernehmen, kommen im Alltag viel regelmäßiger vor und sind oft an unflexible Deadlines gebunden. Die Aufgaben, die Männer übernehmen, kommen viel seltener vor und sind flexibler in der Frage, wann sie umgesetzt werden. Zum Beispiel: Windel wechseln, Essen planen, Kind von der Kita abholen vs. Auto regelmäßig zur Inspektion bringen, Großeinkauf erledigen, Regale andübeln.

Fragen Sie sich im Anschluss: Wer übernimmt was? Sprechen Sie dabei über Verantwortlichkeiten. Wer verantwortlich ist, muss auch kleine Fehler ausbügeln oder für Ersatz sorgen, wenn etwas vergessen wird. Der ehemals Hauptverantwortliche darf nicht immer wieder Feuerwehr spielen.

Prioritäten setzen: Sprechen Sie darüber, was wirklich wichtig ist. Welche der Aufgaben sind eher Zusätze? Wo können Aufgaben gestrichen werden? Wo gibt es pragmatische(re) Lösungen? Markieren Sie alles, was weggelassen werden kann.

Kontinuierlich an Verbesserungen arbeiten: Sprechen Sie in einem regelmäßigen Rhythmus, vielleicht einmal im Monat darüber wie es geklappt hat, Verantwortung zu teilen. Was lief gut? Was schlecht? Was ist besonders anstrengend? Welche Aufgaben wollen Sie mal tauschen? Welche Themen kamen ungeplant dazu?

Üben Sie das Abgeben von Verantwortung. Wer entlastet sein möchte, muss loslassen können. Lassen Sie Ihrem Partner Freiräume für eigene Lösungen. Malen Sie sich nicht alle möglichen Schreckensszenarien aus. Realistischerweise wird niemand Schaden nehmen, nur weil eine Aufgabe anders als sonst erledigt wird. Lediglich in den Mindestanforderungen sollte Einigkeit herrschen. Aber das kann man ja vorher besprechen. Generell gilt: Trauen Sie Ihrem Partner etwas zu und verabschieden Sie sich von dem Gedanken, dass es DIE eine richtige Lösung gibt. Es führen immer mehrere Wege nach Rom.

Zeigen Sie sich gegenseitig Wertschätzung. Zeigen Sie, dass Sie sehen, was der/die andere zum Familienleben beiträgt und bedanken Sie sich vielleicht mal.

Planen Sie nach Möglichkeit einen Tag pro Woche, an dem Sie als Familie möglichst wenig machen. Keine Verabredungen, nur die nötigsten Hausarbeiten, keine festen Termine. Nehmen Sie sich im Rahmen Ihrer Möglichkeiten „frei“ und atmen Sie alle gemeinsam durch.

Denken Sie an sich: Jede/r sollte mal frei von Verantwortung sein. Gönnen Sie sich ein familienfreies Wochenende, pflegen Sie ein Hobby, fordern Sie Me-Time ein und denken Sie auch darüber nach, wie Sie mal zu Paarzeit kommen. Oder holen Sie sich Entlastung – durch einen Babysitter oder eine Haushaltshilfe.

Mental Load

 

Klingt erstmal nach viel zusätzlicher Arbeit? Das ist richtig, aber mittel- und langfristig bringt das alles Entlastung. Denn im Grunde ist es ganz einfach: Eine*r bringt sich mehr ein. Und der oder die andere lässt los. Und das hat nur Vorteile: Mit abnehmender Belastung steigt die seelische und körperliche Gesundheit, das Paarleben verbessert sich und der Partner – meist ist es der Vater, der im Haushalt wenig präsent war – wird nach und nach für die Kinder ein gleichwertiges Elternteil werden. Dann ist irgendwann Schluss mit dem ewigen „Mama, Mamamamama, MAAAaaaMaaaa!“.

 

Wie sieht bei Ihnen zuhause die Aufteilung der täglichen Aufgaben aus? Übernehmen Sie auch immer zu viel? Lassen Sie uns doch via Kommentar an Ihren Erfahrungen teilhaben. Vielen Dank!

Mental Load

Über Patricia Cammarata

 

Patricia Cammarata ist Bestseller-Autorin und Podcasterin. Seit 2004 bloggt sie unter dasnuf.de und das so erfolgreich, dass sie bereits mehrere Preise gewonnen hat. Sie hat einen großen Faible für digitale Themen und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt im IT-Bereich. Zum Thema Mental Load hat sie ein sehr erfolgreiches Buch geschrieben.





Kommentare
  1. Mental Load gerecht teilen: Mit diesen Tipps klappt es
    RonjaRäubertochter | Samstag,November 21.2020

    Ich dachte immer Projekt arbeiten liegt mir nicht, dabei mache ich es fast 24/7..Dafür bin ich gerade in Kur. Weil es zuviel ist und beim Partner nicht ankommt. An mir kann ich bewegen, am Partner nicht.

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