So meistern Sie als Familie den Schulwechsel

Schulwechsel

Für diejenigen Schüler, die – je nach Bundesland – nach der vierten oder sechsten Klasse auf eine weiterführende Schule wechseln, ist momentan der schulische Druck sehr hoch. Denn mit dem Halbjahreszeugnis bewerben sie sich an ihrer Wunschschule. Mit diesen fünf Tipps der Expertin für Vereinbarkeit, Christine Winnacker, überstehen Sie als Familie die herausfordernde Zeit des Schulwechsels harmonisch und unbelastet.

In manchen Bundesländern ist das spannende Jahr die sechste Klasse, in anderen, wie hier in Bayern, ist der Wechsel auf eine weiterführende Schule schon in der vierten Klasse ein Thema. Und auch mein Sohn, der gerade erst in die zweite Klasse geht, macht sich schon jetzt immer wieder mal Gedanken, ob er zur fünften Klasse auch wirklich auf seine Wunschschule gehen kann. Schon in der zweiten Klasse! Kein Wunder, dass das Thema Schulwechsel in vielen Familien zu Stress und Spannungen führt. Hier sind fünf Tipps, wie Sie diese anstrengende Phase als Familie harmonisch und möglichst unbelastet überstehen.

1. Werden Sie zum Cheerleader Ihres Kindes

Der Blick auf die weiterführende Schule und die Frage: „Wird es mir gelingen, auf meine Wunschschule zu kommen?“ ist für Kinder ausgesprochen belastend und mit viel Druck verbunden. Der Druck kommt dabei aus der Schule, aber auch aus dem Freundeskreis – z.B. wenn Freunde unbedingt gemeinsam auf die nächste Schule gehen wollen – oder von den Eltern. Oft meinen wir Eltern es dabei ja nur gut. Wir haben genau im Kopf, welche Schule für unser Kind die richtige sein wird und setzen dann alles daran, das Kind – mit sanfter Gewalt – in diese Richtung zu pushen. Und unsere Kinder spüren diese Erwartungen, egal ob sie nur unterschwellig oder ganz klar und offen kommuniziert werden.

Hier gilt es, als Eltern auch mal den Druck heraus zu nehmen. Beobachten Sie Ihre eigenen Gedanken und Ihre Motivation. Warum ist Ihnen diese eine Schule so wichtig? Welche Erwartungen und Befürchtungen haben Sie? Wie berechtigt sind diese? Machen Sie sich bewusst: Kein Kind schreibt mit Absicht schlechte Noten. Gehen Sie davon aus, dass Ihr Kind sich im Rahmen seiner Fähigkeiten bemüht. Und schätzen Sie diese Bemühungen.

Es ist wunderbar für Ihr Kind, wenn Sie als Eltern statt eines Kritikers der Hauptmotivator des Kindes sein können. Werden Sie zum Cheerleader! Loben und beachten Sie Bemühen und Einsatz – unabhängig vom Ergebnis. Vermitteln Sie Vertrauen und das Gefühl: „Wir lieben Dich, egal welche Zahlen auf Deinem Zeugnis stehen und egal welche weitere Schullaufbahn Du einschlagen wirst.“

2. Suchen Sie sich geeignete Unterstützung

Mit Blick auf die Schulnoten nehmen die Hausaufgaben in vielen Familien nun eine dauerpräsente zentrale Rolle ein. Das sorgt für reichlich Konfliktpotential zwischen Kindern und Eltern und kann die Beziehung zueinander nachhaltig belasten. Ich habe mit Familien gearbeitet, da sind die täglichen Hausaufgaben ein permanentes Kriegsgebiet! Natürlich dürfen wir unsere Kinder bei den Hausaufgaben unterstützen, besonders wenn sie uns darum bitten. Denn es ist ja auch wichtig, dass wir als Eltern Interesse an den schulischen Aktivitäten unserer Kinder zeigen. Ich warne lediglich davor, dabei in die Rolle des Nachhilfelehrers zu verfallen. Als Eltern können und dürfen Sie nachfragen und die Aufgaben auf Vollständigkeit kontrollieren. Oder lassen Sie sich vom Ihrem Kind die Hausaufgaben genau erläutern. So sehen Sie, wie der Wissensstand Ihres Kindes ist. Aber hüten Sie sich davor, die Hausaufgaben Ihres Kindes zu korrigieren oder diese gar für Ihr Kind zu erledigen.

Wenn Sie den Eindruck haben, Ihr Kind braucht in einem Fach oder bei einem Thema besondere Unterstützung, dann besprechen Sie das mit Ihrem Kind und gern auch mit der zuständigen Lehrkraft. Eventuell ist es dann sinnvoll, Hilfe von außen in Form von Nachhilfe oder als Hausaufgabenhilfe zu aktivieren. Eine solche außenstehende Person bringt gleich mehrere Vorteile mit sich: Sie ist idealerweise Experte in einem Fach und in der Lage, das Thema Nachhilfe professionell anzugehen. Sie wahrt zudem die Rollenklarheit innerhalb der Familie, denn Eltern sind Eltern und keine Lehrer, und schützt so die familiären Beziehungen vor unguten Konflikten.

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3. Beachten Sie die Stärken Ihres Kindes

Früh lernen unsere Kinder, dass die Noten auf ihrem Zeugnis wichtig sind. Und nun mit dem bevorstehenden Halbjahreszeugnis, das die gesamte weitere Schullaufbahn beeinflussen kann, werden diese Noten als noch wichtiger empfunden. Diese Art der permanenten Bewertung löst natürlich viel Druck aus – zumal unser Schulsystem Kinder leider immer noch mit einem defizitorientierten Blick betrachtet. In einer Klassenarbeit werden die Fehler gewöhnlicherweise rot angestrichen und rücken so ins Zentrum der Aufmerksamkeit. So neigen wir in der Folge dazu, uns auf die Schwächen unserer Kinder zu konzentrieren und verlieren manchmal den Blick für die ganz besonderen Fähigkeiten unserer Kinder.

Achten Sie deshalb einmal ganz bewusst auf die Stärken Ihres Kindes, gerade dann, wenn sich diese nicht im Notenspiegel niederschlagen. Was kann Ihr Kind besonders gut? Was zeichnet es aus? Welche Fähigkeiten sind stärker als bei anderen ausgeprägt. Sprechen Sie darüber mit Ihrem Kind und stärken Sie den positiven Blick auf sich selbst auch bei ihm. Gerade beim steigenden Fokus auf das Halbjahreszeugnis brauchen unsere Kinder die Botschaft: „Du bist und kannst mehr als Deine Schulnoten ausdrücken können.“

4. Machen Sie sich & Ihrem Kind das Leben leicht(er)

Wenn wir das Gefühl haben, vor quasi lebensentscheidenden Situationen zu stehen, dann liegt oft eine dauernde Grundspannung in der Luft. Es breiten sich Druck und Stress aus und vergiften die Stimmung. Das ist schade und muss auch nicht sein. Mein Credo als berufstätige Dreifachmama und Coach: Das Leben darf leicht sein! Also lade ich Sie herzlich ein: Wenn die Situation gerade nicht so leicht ist, dann machen Sie es sich in anderen Bereichen leicht und verschaffen Sie sich selbst Luft zum Atmen. Delegieren Sie unbeliebte, zeitraubende oder belastende Aufgaben: Gönnen Sie sich Unterstützung im Haushalt durch eine Haushaltshilfe oder lassen Sie sich Lebensmittel liefern… Leben Sie nach dem Motto „gut genug statt perfekt“ und erlauben Sie sich, das Leben so leicht wie möglich zu nehmen. Dann geht auch diese Stresszeit ohne bleibende Spuren an Ihnen und Ihrer Familie vorbei.

5. Gönnen Sie sich Auszeiten

Früher war auch am Samstag Unterricht. Zu Beginn meiner Schullaufbahn war das noch so! Hach, so alt bin ich schon. Heutzutage gönnt unser Schulsystem den Kindern ihr freies Wochenende. Und das ist auch gut so. Natürlich müssen auch am Wochenende Hausaufgaben oder Prüfungsvorbereitungen sein, aber lassen Sie nicht zu, dass das Thema Schule auch an jedem Wochenende das familiäre Hauptthema ist. Gönnen Sie sich und Ihrem Kind Auszeiten und Ablenkung.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dies ist leichter gesagt als getan, denn die Gedankenmaschinerie in unserem Kopf gibt nicht so leicht Ruhe. Da kann es helfen, in eine Art Selbstgespräch zu gehen. Sprechen Sie Ihre belastenden Gedanken direkt an. Sagen Sie zu sich selbst so etwas wie: „Ja, das sind wichtige Gedanken und teilweise auch berechtigte Sorgen. Aber in diesem Moment kann ich an der Situation nichts ändern und darum dürft ihr Gedanken jetzt mal für ein paar Stunden Pause machen.“ Sie werden lachen, aber auch das kann Wunder wirken!

Über Christine Winnacker

Christine Winnacker beschreibt sich selbst gern als zupackendes Organisationstalent. Durchaus praktische Eigenschaften in ihrer Rolle als selbstständige Dreifachmama, um den vielfältigen Ansprüchen des Berufs- und Privatlebens gerecht zu werden – ohne dabei übermäßig in Stress zu geraten. Mit ihrer Selbständigkeit als Coach hat sie diese Talente zum Beruf gemacht. Mehr Einblicke in ihr Vereinbarkeitscoaching für berufstätige Eltern finden Sie auf Christine Winnackers Webseite vereinbarkeitscoaching.com.

 



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