Warum freies Spiel für Kinder wichtig ist & wie Sie es fördern können

Als Eltern machen Sie sich sicherlich oft Gedanken, wie Sie Ihr Kind optimal auf das Leben vorbereiten können, besuchen Kurse, informieren sich in Ratgebern und im Internet, besorgen Lernmaterial und versuchen, alle möglichen Lernbereiche abzudecken. Aber was Kinder hauptsächlich brauchen, um sich gut zu entwickeln, ist vor allem eines: das freie Spiel. Ich möchte Ihnen von unserer kleinen Familie erzählen, wie wir das so handhaben, wieso das freie Spielen die optimale Frühförderung für jedes Kind ist und mit welchen Tipps Sie das freie Spiel fördern können.

Kinder sind kleine Freigeister

Mit einem Kleinkind ist es ja oft noch so eine Sache, das mit dem Spielen – zuerst spielen Kinder nebeneinander her und auch später ist es dann so, dass erst einmal gelernt werden muss, etwas gemeinsam zu tun. Da wird sich um ein Spielzeug gestritten oder die kleinen Spielkameraden haben einfach ganz unterschiedliche Ideen von der Umsetzung des Spiels. Bei meiner großen Tochter aber war das Hauptproblem, dass sie schnell eingeschüchtert war von fremden Räumlichkeiten und anderen Kindern. Das Angebot und die Lautstärke waren stets überwältigend und so saß sie während der Spielgruppenzeit meist auf meinem Schoß und konnte sich erst nach längerer Zeit von mir lösen. Aber jedes Mal, wenn wir irgendwo in die Natur gingen, liefen diese Prozesse deutlich schneller ab und – das fällt mir bis heute in unterschiedlichsten Konstellationen auf – alle Kinder spielen viel schneller und besser miteinander.

Das steckt dahinter

Warum ist freies Spielen nun so wichtig? Laut Hirnforscher Gerald Hüther ist Spielen regelrecht „Dünger für das Gehirn“, denn absichtsloses Spielen sorgt für eine optimale Vernetzung im Gehirn. Durch Belehren und Fördern können sich die neuronalen Verbindungen nicht so gut aufbauen. Denken Sie zum Beispiel an Ihre Schulzeit: Wenn Sie für eine Klausur gelernt haben, war alles schnell wieder vergessen. Aber die Dinge, die Sie wirklich interessieren, wissen Sie vielleicht immer noch. Und Kinder lernen am Besten über das Spielen. Sie suchen sich die Spiele, deren Lerninhalte sie gerade brauchen, selbst aus und erschaffen so ihre eigene optimale Frühförderung. Vielleicht spielen sie dann eine Phase lang Rollenspiele, danach beschäftigen sie sich intensiv mit Kneten und Matschen und so weiter. Eigenständige Erfahrungen führen zu Spielflows und somit zur Ausschüttung von Glückshormonen und zur Vernetzung der Neuronen im Gehirn.

So können Sie freies Spiel fördern

1. Spielen in der Natur

Hier sind zum einen keine Wände, die einengen, und zum anderen geben die vorhandenen Materialien der Fantasie mehr Freiraum. Ohne den Druck, sich auf etwas einlassen zu müssen, entstehen kreative Prozesse.

2. Keine Angst vor Langeweile

Gerade wenn man Langeweile zulassen kann und sie den Kindern auch mal zumutet, entstehen plötzlich ganz neue Ideen und Möglichkeiten. Kinder müssen selbst erschaffen lernen, sie entdecken die unendlichen Ressourcen ihrer Fantasie – und das sind Ressourcen, auf die sie auch später in ihrem Leben zugreifen können.

3. Mal ein Auge zudrücken

Kennen Sie das, wenn die Kinder auf einmal ruhig sind und Sie genau wissen, dass sie jetzt vermutlich irgendetwas anstellen? Vielleicht ist das aber genau ein solch freier Spielflow, der eine großartige Frühförderung darstellt. Matschen mit Topfpflanzenerde oder das Spiel mit dem Wasserhahn fördern nicht nur die Fantasie, sondern regen auch das physikalische Grundverständnis an und fördern zudem Haptik und Feinmotorik. Ja, ein bisschen Schönreden darf man es sich auf jeden Fall auch!

4. Selbst erforschen lassen

Immer wieder sehe ich Eltern, die es ihren Kindern recht machen wollen und sich Mühe geben, ihnen etwas beizubringen. Dabei würden Kinder viel mehr lernen, wenn sie sich selbst den Sinn und Zweck eines Spielgeräts erschließen – und es wäre ja auch nicht schlimm, wenn sie einen anderen finden als den vorgesehenen. Obendrein hätten sie auch viel mehr Spaß an der Sache.

5. Mitmachen & Kids bestimmen lassen

Natürlich darf und sollte man auch mit seinen Kindern mitspielen. Aber warum nicht mal anders an die Sache herangehen und nach den Regeln der Kinder spielen? Auch so kann man das freie Spiel unterstützen und sein Kind aus einer anderen Perspektive kennen lernen.

6. Zeit lassen

Wenn man eine kurze Strecke geht, entdecken Kinder meist irgendwelche Kleinigkeiten am Wegesrand. Vielleicht ein Käfer oder einen besonderen Stock. Anstatt weiter zu drängen, kann man dem Kind auch die Zeit lassen, sich das Objekt genauer anzuschauen.

In der heutigen Zeit fällt es uns als Eltern oft selbst schwer, einfach innezuhalten und den Moment zu genießen. Vielleicht können wir hier auch von unseren Kindern profitieren und uns von deren Spielflows anstecken lassen. Bis dahin wünsche ich Ihnen viel Spaß dabei, die Langeweile und das freie Spiel (wieder) zu entdecken.

 

 

Über Frida Mercury

Frida Mercury ist Sozialpädagogin, Mutter von zwei Kindern (3 und 5) und bloggt hauptberuflich auf 2KindChaos Eltern Blogazin gemeinsam mit anderen Autoren über Familienleben, Erziehung und gesunden Lifestyle. Eine gute Portion Humor und Selbstreflexion darf dabei definitiv nicht fehlen. Am Liebsten geht sie mit ihren Kindern in den Wald und genießt dort die Spielflows, damit sie selbst mal eine Runde durchatmen kann.




Kommentare
  1. Warum freies Spiel für Kinder wichtig ist & wie Sie es fördern können
    Britta | Samstag,Oktober 20.2018

    Toller und informativer Beitrag. Habe erst kürzlich auch darüber geschrieben. Vielleicht interessiert es sich ja? Bei Interesse gern mal reinschauen: https://fulltime-mami.blogspot.com/2018/10/freispiel-warum-freies-spiel-so-wichtig.html?m=1Liebe Grüße,Britta

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