Verrückt, in einigen Tagen steht der letzte Kindergartentag unserer Zwillingsmädchen an. Wo ist denn eigentlich die Zeit hin? Jetzt rennen wir mit Sieben-Meilen-Stiefeln der Einschulung entgegen. Vor einigen Monaten kam natürlich die Frage auf, ob die Beiden in eine oder getrennte Schulklassen gehen sollten. Lange haben wir uns um diese Frage herumgedrückt bzw. einfach nicht darüber nachgedacht. Alles war noch so weit weg irgendwie…
Als die Zwillinge im Sommer 2015 in den Kindergarten kamen, wurden sie in getrennte Gruppen aufgeteilt. Ich hatte anfangs sehr große Sorge, denn die „Eine-Minute-Jüngere“ war auf einmal auf sich ganz allein gestellt. Wie befürchtet, hat sie sich anfangs dann auch schwergetan und die Nähe und vielleicht auch die Hilfe der „großen“ Schwester vermisst. Aber jetzt, nach fast drei Jahren Kindergarten, kann ich sagen, dass das die beste Entscheidung war, die wir getroffen haben – zum Wohle beider Zwillinge. Beide konnten sich frei entfalten, ohne immer nach dem anderen zu sehen. Für die Ältere war es erleichternd, sich nicht immer für die Jüngere verantwortlich zu fühlen. Für die Jüngere war es wie ein „aus dem Schatten der älteren Schwester treten“. Rückblickend haben beide Zwillingsschwestern eine wahnsinnig tolle Entwicklung gemacht.
Vom Frühchen zum Vorschulkind
Wahnsinn, was da alles in knapp drei Jahren Kindergartenzeit passiert ist! Nach der Geburt 2012 hätte ich nie gedacht, dass wir sie dieses Jahr tatsächlich schon in die Schule geben würden. Aber ja, unsere damals 42 cm großen und nur zwei Kilo schweren Frühchen werden als „Kann-Kinder“ dieses Jahr in die Schule gehen. Doch sollen wir sie noch weitere vier Jahre trennen oder gemeinsam in eine Klasse geben? Das war nun die Frage der Fragen.
Pro & Contra gemeinsame Schulklasse
Um die Entscheidung letztendlich zu treffen, ob eine gemeinsame Klasse für die Beiden das Richtige ist, haben wir ganz klassisch eine Liste erstellt, die ich hier noch einmal aufgeschrieben habe:
Argumente contra eine gemeinsame Klasse:
- Sie bleiben unter sich und suchen keine anderen Freundschaften.
- Sie werden nur als „Eins“ wahrgenommen und nicht als zwei verschiedene Menschen.
- Sie werden von den Lehrern ungewollt und automatisch verglichen.
- Es schreibt sich immer nur Eine alle Informationen, wie Hausaufgaben, auf und die andere verlässt sich darauf, dass die Schwester es sich schon gemerkt hat.
- Verlust der Selbständigkeit
Argumente pro eine gemeinsame Klasse:
- Sie waren schon drei Jahre im Kindergarten getrennt und sind eigenständige Charaktere mit jeweils unterschiedlichen Freunden geworden.
- Sie sind eben Zwillinge mit einer ganz besonderen Verbindung, die sich auch gegenseitig brauchen und unterstützen können.
- Fast alle Freunde aus beiden Kindergartengruppen sowie der Nachbarschaft kommen in diese eine Klasse.
- Gleiche Voraussetzungen für Beide: Umfeld, Mitschüler, Lehrerin, Anforderungen der Lehrerin, Hausaufgaben etc.
- Gegenseitige Hilfe und Orientierung bei Aufgaben bzw. gegenseitiges Anspornen
- Kein subjektives Ungerechtigkeitsempfinden der Mädchen, wie „Warum bin ich in dieser Klasse und meine Schwester in der anderen?“, „Meine Klasse bekommt aber immer mehr Hausaufgaben!“ oder „Meine Lehrerin ist viel strenger!“
- Logistische Gründe: gemeinsame Ausflüge und Klassenreisen, Elternabende und andere Aktionen der Klasse
Einfache Entscheidung für uns
Unterm Strich war für uns das Ergebnis sehr schnell klar und unsere Entscheidung fiel so aus, dass die Beiden ab September gemeinsam in die Klasse 1 A gehen werden. Auf diese Weise haben wir die gleiche Basis für die beiden Mädchen geschaffen. Was sie am Ende daraus machen, müssen sie selbst für sich entscheiden. Eventuell kommt eine besser mit der Klassenlehrerin zurecht, aber die Chancen waren am Anfang für beide Kinder gleich und das war uns sehr wichtig.
Beim ersten Elternabend der Grundschule haben wir nun die Lehrerin der 1 A kennen gelernt und ich habe ein sehr gutes Gefühl dabei, dass beide Mädchen diese Lehrerin für den Start in ihr Schulleben bekommen. Gutes Lernen hat bei den Kindern auch ganz viel mit Emotionen und Menschlichkeit zu tun. Wenn die Kinder das Gefühl haben, dass sie ungerecht behandelt werden oder aber die Lehrerin einfach nicht mögen, dann kann das fatale Auswirkungen auf den Lernerfolg haben. Auch die logistischen Gründe waren sicher nicht zu unterschätzen, da wir ja noch eine dritte Tochter haben, die weiterhin ihre Ansprüche stellt und der ich als Mutter gerecht werden möchte.
Ein gutes Gefühl
Jetzt bleibt es für uns ganz spannend und ich hoffe, es wird nicht wieder einen Rückschritt in die „Meine große Schwester kann alles besser!“-Richtung geben. Aber ich habe ein gutes Gefühl und ich weiß, dass meine „Kleinere“ sich toll zu einem ganz eigenständigen Charakter entwickelt hat und auch selbst sieht, dass sie gewisse Dinge besser kann als ihre Zwillingsschwester, und anders herum auch. Ganz so wie bei normalen Geschwistern, die einen größeren Altersabstand als nur eine Minute haben.
Mein Tipp: Schauen Sie sich, wenn es um die Einschulung geht, Ihre (Zwillings-)Kinder unabhängig voneinander an. Loben Sie sie für alles, was sie schon so toll können und bestärken Sie die Kleinen in dem, was sie gut machen. Ein ständiges Vergleichen der eigenen Kinder bringt letztendlich nicht viel.
Über Michaela Spethmann
Dreifachmama Michaela ist 39 Jahre alt und in der Nähe von Hamburg geboren. Dort lebte sie bis 2012 und zog dann mit der Geburt ihrer Zwillinge nach Aschaffenburg. Bei der Mutter von drei Mädels – erst Zwillinge, dann noch eine Tochter – dreht sich nicht nur zuhause alles um die Kinder, sondern auch bei der Arbeit. Mit Herzblut gibt sie regelmäßig Baby- und Kleinkindkurse. Sie hat dadurch quasi sieben Tage die Woche mit vielen verschiedenen Mamis und Kindern zu tun und möchte alle Interessenten auf ihrem Mamablog MamaMichi daran teilhaben lassen. Sie bloggt am liebsten aus dem spannenden und kreativen Alltag mit drei Kindern, zu tollen Bastel- und Rezeptideen oder gibt Tipps zu Sport und Ausflügen mit der Familie.
Hallo Michaela, danke für diese tolle Zusammenfassung. Wir haben es bei unsren Zwllingsjungs genauso entschieden. Die letzten 4 Wochen in getrennten Kita Gruppen laufen, das war auch gut so und wichtig für sie . Ab September geht’s dann mit einigen wenigen Kita Freunden in die gemeinsame Klasse. Die Vorteile haben für uns auch klar überwogen. Und die Entscheidung, wen der beiden wir von 6 verbleibenden Kita Freunden alleine bewusst in eine andere Klasse stecken, wollten und konnten wir nicht ansatzweise treffen….
Vielen Dank für die hilfreichen Tipps pro gemeinsame Klasse. Für uns steht nächste Woche die Anmeldung an und genau solche Tipps brauchte ich jetzt. ☺️
Sehr gern! Alles Gute für die Zwei. Wir drücken die Daumen.