Heute beginnen in einigen Bundesländern die Sommerferien. Die Festlegung der Ferienzeiten erfolgt lange im Voraus durch die Kultusminister. So soll Planungssicherheit für Schulen, Familien und Wirtschaft geschaffen werden. Während die Kinder die freie Zeit herbeisehnen, bedeutet diese für Eltern einen hohen Organisationsaufwand. Im Zeitraum von April bis Mai 2019 hat Betreut.de mehr als 100 Frauen und Männer innerhalb seiner Community befragt, wie sie den Spagat zwischen ihren eigenen Urlaubstagen und der Eingewöhnung in die Tagesbetreuung, deren Schließzeiten und den Schulferien der Kinder meistern. Fakt ist: Ein durchschnittlicher Jahresurlaub von 27 Tagen reicht für die befragten Eltern bei weitem nicht aus, um Schulferien und Schließzeiten der Kindertagesstätten zu überbrücken.
Schulferien flächendeckend größte Herausforderung
Schulferien sind mit Abstand die größte Herausforderung für Eltern. Das gaben 59 Prozent der Umfrageteilnehmer an, gefolgt von 28 Prozent, für die die regulären Schließzeiten der Kindertagesstätten die größte Herausforderung sind. Die befragten Eltern schätzen, dass der eigene Urlaub die zu überbrückenden Schulferien durchschnittlich nur zu 57 Prozent abdeckt, das ist etwas mehr als die Hälfte. Wie meistern Mütter und Väter diesen Spagat? 76 Prozent der Befragten greifen für die verbleibenden Tage auf die Hilfe von Familienangehörigen wie Großeltern, Tanten oder Onkel zurück. Die Anzahl der Kinder spielt vor allem eine Rolle, wenn es um die Sommerferien geht. Eines von fünf Elternpaaren nimmt lokale Ferienangebote in Anspruch, vorrangig Familien, die in der Vorstadt oder am Stadtrand wohnen (24 Prozent). Auch auf die Unterstützung von Freunden greifen rund 16 Prozent der Umfrageteilnehmer zurück, wenn es um die Betreuung der Kinder während der Schließ- und Ferienzeiten geht.
Zu wenig Unterstützung durch Arbeitgeber
80 Prozent der Umfrageteilnehmer sind derzeit angestellt, sechs Prozent arbeiten selbständig. Die Betreut.de-Umfrage hat ergeben, dass insgesamt 81 Prozent der Befragten nicht die Möglichkeit haben, während der Ferienzeiten aus dem Home Office zu arbeiten. Bei den Vollzeitbeschäftigten betrifft dies 86 Prozent, bei den Teilzeitbeschäftigten 79 Prozent. Folglich haben viele Eltern keine andere Möglichkeit, als getrennt voneinander Urlaub zu nehmen. 40 Prozent der Befragten tun dies häufig und 33 Prozent vereinzelt. Lediglich 27 Prozent musste noch nicht auf die Variante getrennter Urlaube zurückgreifen.
Das raten Eltern anderen Eltern
Viele Schulen bieten während der Ferien Hortbetreuung an, allerdings nicht alle. 31 Prozent der Befragten mit schulpflichtigen Kindern können auf keinerlei Ferienbetreuung seitens der Schule zurückgreifen. Bei 47 Prozent der Umfrageteilnehmer bieten die Schulen zumindest phasenweise einen Ferienhort, während lediglich 12 Prozent der befragten Eltern ihre Kinder während der gesamten Ferien in den Hort geben können.
Katrin Lewandowski, Familienexpertin von Betreut.de, hat folgenden Tipp. Sie empfiehlt Eltern, sich bei Betreuungsengpässen einen Babysitter zu teilen: „Babysitter-Sharing ist eine gute und kostengünstige Variante, wenn es um die Überbrückung kurzer Zeiträume geht, beispielsweise von Hortende bis Feierabend.“ Betreut.de hat auch die Umfrageteilnehmer nach Tipps für andere Eltern gefragt. Die meisten vertrauen auf ein gutes Elternnetzwerk aus den Gruppen oder Schulklassen ihrer Kinder, so dass sich die Betreuung der Kinder untereinander aufgeteilt werden kann. Auch das Einplanen der Großeltern oder der Nachbarn ist ein häufig genannter Tipp. Außerdem empfehlen die befragten Eltern, lokale Ferienangebote zu nutzen. Grundsätzlich gilt: Planung ist das A und O. Heißt: Auch hinsichtlich der Urlaubs- und Betreuungsplanung sollten sich Eltern frühzeitig Gedanken machen und auch offen mit ihren Arbeitgebern sprechen.
Die Vereinbarkeitscoach Christine Winnacker warnt jedoch davor, bei all den logistischen Herausforderungen rund um die Ferien den Erholungsfaktor nicht aus den Augen zu verlieren. „Für Kinder sind diese Auszeiten enorm wichtig und die Vorfreude darauf groß. Wenn sie dann aber erleben, wie die Eltern negativ über die anstehenden Ferien sprechen und statt Spaß nur Betreuungsengpässe im Vordergrund stehen, dann löst das in den Kindern ambivalente Gefühle aus“, so die Expertin. „Und auch die Eltern stehen sich und der dringend benötigten Erholung dann nur selbst im Weg. Hier geht es vor allem um die innere Haltung zu der Situation: Viele Ferienwochen betreuungstechnisch zu überbrücken, ist herausfordernd. Aber es ist ja auch ein Geschenk, wenn die Kinder die Chance haben, einmal ausführlich Zeit mit den Großeltern, Freunden oder der Patentante zu verbringen.“