Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Alexandra Widmer

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Alexandra Widmer ist seit fünf Jahren alleinerziehend. Neben ihrer Arbeit als Oberärztin und Psychotherapeutin hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, andere Alleinerziehende zu beraten und ihnen den Zugang zu Unterstützungsangeboten zu ermöglichen. Sie selbst weiß aus eigener Erfahrung, dass es vor allem wichtig ist, sich bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf von der Erwartung der Perfektion zu befreien. Ganz nach der Devise: 60% sind die neuen 100%!

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Wie sieht dein Berufsleben aus (Vollzeit, Teilzeit, Auszeit? Arbeitest du im Homeoffice? Selbstständig oder angestellt?)

25 Stunden die Woche arbeite ich angestellt als Oberärztin und Psychotherapeutin in einem Gesundheitsunternehmen. Wenn die Kinder krank sind, habe ich die Chance, Homeoffice zu machen. Die restlichen 15 h die Woche arbeite ich selbständig für mein Projekt Stark und alleinerziehend.

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Haben du und dein Partner (oder Ex-Partner) eine bestimmte Routine, mit der ihr eure Woche organisiert? Wenn ja, wie sieht sie aus bzw. wer ist für .was wann zuständig?

Ich bin seit bald fünf Jahren alleinerziehend. Meinen Alltag mit meinen Töchtern organisiere ich allein. Der Vater sieht unsere Kinder alle zwei Wochen und unregelmäßig in der Woche. Hilfe im Alltag bekomme ich von ihm nicht. Arztbesuche, Elternabende, Einkäufe etc. muss ich allein regeln und mir Hilfe von außen suchen.

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Alexandras Life Hacks:

Home Office | Selbstständigkeit | Auf eigene Bedürfnisse achten

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Wie regelt ihr die Kinderbetreuung?

Siehe oben.

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Gibt es bestimmte „Kinderzeiten“ – also Zeiten, in denen es Dir besonders wichtig ist, MIT dem Kind Zeit zu verbringen?

Ja, unsere gemeinsamen Wochenenden alle zwei Wochen sind wunderschön und mir sehr heilig, da wir drei Mal den ganzen Tag zusammen sind.

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Gab es Situationen, in denen du dich bei der Arbeit für dein Kind positionieren oder als Mutter Stellung beziehen musstest? Wie hast Du reagiert? Würdest Du heute anders reagieren?

Bislang hatte ich immer sehr verständnisvolle Arbeitgeber. Als Alleinerziehende ist das nicht die Regel, da die Kinder im Winter schon oft krank sind und es Fehlzeiten gibt.

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„Natürlich können wir immer mehr tun. Doch die Rechnung ist sehr hoch und endet oft in einer Erschöpfung oder auch einem Burnout."

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Wenn du mehr freie Zeit hättest, wofür würdest du sie nutzen?

Ich würde sicherlich mehr Sport treiben. Dazu fehlt mir oft die Kraft im Alltag.

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Zum Thema Beziehung: Was ist das Wichtigste, um gemeinsam glücklich zu bleiben?

Ich rate allen Eltern dringend, unbedingt Zeiten zu zweit zu verbringen. Die Kosten für den Babysitter zahlen sich x-fach zurück. Eine unglückliche Beziehung und Trennung hat noch ganz andere Kosten. Redet miteinander, hört zu und erzählt euch ehrlich eure Wünsche. Eine Beziehung braucht Pflege, wie ein Garten. Wenn wir in verwildern lassen, dann ist es oft das Ende. Familie ist da, wo Liebe ist und Kinder sind. Familie ist nicht da, wo ihr nur noch als eine Zweckgemeinschaft vor euch hinlebt.

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„Ich rate allen Eltern dringend, unbedingt Zeiten zu zweit zu verbringen. Die Kosten für den Babysitter zahlen sich x-fach zurück."

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Hast du besondere Tipps oder Anregungen für andere Eltern, wie man der Doppelbelastung kleine Kinder und Beruf Herr wird?

Verabschiede dich von der Erwartung, alles perfekt machen zu können. In meinem Buch Stark und alleinerziehend gehe ich detaillierter auf dieses Thema ein und erkläre, warum 60% die neuen 100% sind. Natürlich können wir immer mehr tun. Doch die Rechnung ist sehr hoch und endet oft in einer Erschöpfung oder auch einem Burnout. Mein Motto ist: Nur, wenn es mir gut geht, kann es auch meinem Kind gut gehen!  

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Über Alexandra Widmer

Dr. Alexandra Widmer, Fachärztin für Neurologie und ärztliche Psychotherapie. Sie ist Autorin des Buches "Stark und alleinerziehend - Wie du der Erschöpfung entkommst und mutig neuen Wege gehst". Sie ist alleinerziehende Mutter zweier kleiner Töchter. Seit 2014 bietet sie auf ihrem interaktiven Portal www.starkundalleinerziehend.de Artikel, Podcast und persönliche Beratung an. Seit September 2016 gibt es zusätzlich eine Plattform für Netzwerke, wo die Möglichkeit einer gegenseitigen Unterstützung von Alleinerziehenden geboten wird.  
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