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Als Christian Hanne damals bei seinem Arbeitgeber Elternzeit beantragte, war er noch ein recht seltener Fall. Das zeigte sich vor allem daran, dass die Personalabteilung zunächst vor einem Rätsel stand: Wie geht man da eigentlich vor, wenn ein Vater Elternzeit nehmen will? Mittlerweile hat er sich selbstständig gemacht und seinen Arbeitsplatz ins Homeoffice verlegt. Er und seine Frau teilen die im Alltag anfallenden Aufgaben gleichberechtig auf – und bringen beide eine hohe Toleranz gegen Unordnung mit. Bei zwei Kindern im Teenageralter kann das nicht schaden!
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Wie sieht dein Berufsleben aus – Vollzeit, Teilzeit, Auszeit? Arbeitest du im Homeoffice? Selbstständig oder angestellt?
Ich arbeite als Selbständiger im Homeoffice, was große Vorteile für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat. Vor allem für die Nachbarn, für die ich immer Pakete annehme und die dann nicht am Wochenende zur Post laufen müssen, sondern Zeit mit Ihrer Familie verbringen können.
Haben du und dein(e) Partner*in (oder Ex-Partner*in) eine bestimmte Routine, mit der ihr eure Woche organisiert? Wenn ja, wie sieht sie aus bzw. wer ist für was wann zuständig?
Unsere Ehe ist nach einer strengen funktionalen Arbeitsteilung organisiert. Ich bin morgens für Frühstück, Pausenbrote und Wecken der Kinder zuständig. Das Abendessen kocht meistens meine Frau und ich kümmere mich um das Geschirr. Meine Frau ist außerdem für das Waschen und Falten unserer Wäsche verantwortlich, die ich dann wegräume.
Es ist übrigens von beiden Seiten absolut unerwünscht, dass einer in einem Anflug von Hilfsbereitschaft Aufgaben erledigt, die außerhalb des eigenen Verantwortungsbereichs liegen. Wir sind beide der Meinung, unsere Aufgaben viel besser als der andere zu erledigen. (Bei mir stimmt das sogar.)
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„Unsere Kinder sind inzwischen 10 und 13 und brauchen keine intensive Betreuung.
Den Rest erledigen das Smartphone, die sozialen Medien und der Fernseher."
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Wie regelt ihr die Kinderbetreuung?
Unsere Kinder sind inzwischen 10 und 13 und brauchen keine intensive Betreuung. Den Rest erledigen das Smartphone, die sozialen Medien und der Fernseher.
Gibt es bestimmte „Kinderzeiten“ – also Zeiten, in denen es dir besonders wichtig ist, mit deinen Kindern Zeit zu verbringen?
Nein, eigentlich nicht. Bei Kindern in der Pubertät ist man froh, wenn sie überhaupt Zeit mit einem verbringen möchten.
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"Ich war bei unserem Sohn der erste Vater in der Agentur,
der Elternzeit genommen hat."
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Gab es Situationen, in denen du dich bei der Arbeit für dein Kind positionieren oder als Mutter/Vater Stellung beziehen musstest? Wie hast du reagiert? Würdest du heute anders reagieren?
Ich war bei unserem Sohn der erste Vater in der Agentur, der Elternzeit genommen hat. Das war Anfang 2007. Damals war das für die Personalabteilung eine leichte administrative Überforderung, denn sie wussten nicht, was da genau zu tun ist. Aber positionieren musste ich mich nicht.
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Wenn du mehr freie Zeit hättest, wofür würdest du sie nutzen?
Ich würde sie mit gepflegtem Nichtstun verbringen. Sonst wäre es ja auch keine freie Zeit mehr.
Zum Thema Beziehung: Was ist das Wichtigste, um gemeinsam glücklich zu bleiben?
Eine gleichermaßen hohe Toleranz gegenüber Schmutz und Unordnung in der Wohnung.
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Christians Lifehacks:
Homeoffice| funktionale Arbeitsteilung | Toleranz
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Hast du besondere Tipps oder Anregungen für andere Eltern, wie man der Doppelbelastung kleine Kinder und Beruf Herr wird? Gibt es konkrete Beispiele für Maßnahmen oder Entscheidungen, die du für dich ergriffen bzw. getroffen hast, um dieser Situation zu begegnen?
Ich fühle mich nicht kompetent genug, um anderen Tipps in Sachen Familie, Erziehung und Vereinbarkeit zu geben. Wenn man später den verklärenden Filter der Vergangenheit über die durchwachten Nächte und müden Tage, an denen man wie ein Zombie im Büro saß, legt, findet man ohnehin, dass das alles gar nicht so schlimm war. Sonst gäbe es wahrscheinlich auch nur noch Einzelkinder.
Vielen Dank für das Interview, Christian!
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Über Christian Hanne:
Christian Hanne, Jahrgang 1975, ist im Westerwald aufgewachsen und hat als Kind zu viel von Ephraim Kishon gelesen und zu viel "Nackte Kanone" geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und den beiden Kindern in Berlin-Moabit. Auf seinem Blog "
Familienbetrieb" sowie auf
Twitter und
Facebook schreibt er über den ganz normalen Alltagswahnsinn. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil. Im September ist sein Buch
"Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith" im Seitenstraßenverlag erschienen. In zwölf gar nicht mal so kurzen Kurzgeschichten sinniert er darüber, wie Schwangerschaft, Marathongeburten und nachtaktive Babys eine moderne, gleichberechtigte Partnerschaft auf die Probe stellen.