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Lena Schröder Döngens arbeitet als Coach und machte sich noch während ihrer Elternzeit selbstständig, um im Alltag mehr Flexibilität zu haben. Mit ihrem Partner arbeitet sie Hand in Hand und teilt sich anfallende Aufgaben auf. Doch nicht nur der Partner, auch die Kinder packen in ihrer Familie schon mit an - so lernen sie nicht nur, selbstständig zu sein, sondern helfen auch dabei, Alltagsaufgaben zu erledigen.
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Wie sieht dein Berufsleben aus (Vollzeit, Teilzeit, Auszeit? Arbeitest du im Homeoffice? Selbstständig oder angestellt?)
Ich bin seit zehn Jahren selbstständig als Coach und Beraterin in Teilzeit tätig. Dabei verbringe ich die meiste Zeit bei meinen Kunden vor Ort, die Vorbereitung für meine Termine und Kurse erledige ich im Home Office.
Als ich schwanger wurde, befand ich mich noch ein einem Angestelltenverhältnis. Mein ursprünglicher Plan war dabei sehr am tradierten Rollenbild ausgerichtet: Ich wollte drei Jahre zuhause bleiben und erst dann wieder arbeiten gehen. Doch schon nach einigen Monaten ist mir klar geworden, dass ich verrückt werde, wenn ich drei Jahre lang nur Hausfrau und Mutter bin. Deshalb habe ich mich selbstständig gemacht, was mir auch eine gewisse Flexibilität in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährt hat. Gemeinsam mit meinem Mann habe ich eine Kita aufgebaut, die Plätze für Kinder unter drei Jahren anbietet – das gab es in unserer Umgebung vorher nicht.
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Haben du und dein Partner (oder Ex-Partner) eine bestimmte Routine, mit der ihr eure Woche organisiert? Wenn ja, wie sieht sie aus bzw. wer ist für was wann zuständig?
Ritualisiert ist bei uns vor allem der Morgen: Jeder kennt seinen Part genau. Unsere Kinder müssen zwischen sieben und halb acht aus dem Haus. Während ich die Frühstücksboxen vorbereite, schneidet mein Mann den Obstsalat. Wir frühstücken gemeinsam, bevor sich alle auf den Weg machen.
Auch ansonsten teilen mein Mann und ich uns die anfallenden Aufgaben auf. Dabei geht es vor allem um die Fahrlogisitk für die Hobbies unserer Kinder. Mit sieben, acht und neun Jahren sind sie aber auch in einem Alter, in dem sie vieles bereits selbstständig machen können. Sie übernehmen auch schon Aufgaben im Haushalt, zum Beispiel helfen sie beim Wäsche zusammen legen, Müll rausbringen und auch beim Ein- und Ausräumen der Spülmaschine.
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Lenas Life Hacks:
Kinder mit einbeziehen | Selbstständigkeit | Aufgaben aufteilen
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Wie regelt ihr die Kinderbetreuung?
Unsere Kinder gehen vier Mal die Woche nach der Schule in einen Hort. Einen Tag die Woche kommen sie auch direkt nach der Schule nach Hause. Dank meiner Selbstständigkeit kann ich mir die Zeit dementsprechend einteilen. Früher, als die Kinder noch jünger waren, hatten wir außerdem eine Nanny, die uns zeitweise unterstützt hat. Sie hat die Kinder aus dem Hort abgeholt und auch Zuhause noch betreut.
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Gibt es bestimmte „Kinderzeiten“ – also Zeiten, in denen es Dir besonders wichtig ist, MIT dem Kind Zeit zu verbringen?
Gemeinsam zu Abend zu essen ist mir besonders wichtig und bis auf Ausnahmen – zum Beispiel wenn ich berufsbedingt verreist bin – haben wir jeden Tag ein gemeinsames Familienabendessen. Dabei haben wir die Möglichkeit, entspannt Zeit miteinander zu verbringen, uns in Ruhe zu unterhalten und auch zu besprechen, was am nächsten Tag anliegt.
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Gab es Situationen, in denen du dich bei der Arbeit für dein Kind positionieren oder als Mutter Stellung beziehen musstest? Wie hast Du reagiert? Würdest Du heute anders reagieren?
Vor einigen Jahren habe ich für einen großen Kunden gearbeitet und hatte auch ein dementsprechend hohes Arbeitsvolumen. Er fragte mich, wie ich das mit meinen Kindern vereinbaren würde. Ich habe ihm lediglich geantwortet, dass das geregelt sei.
Ich wollte und will mich nicht dafür rechtfertigen, wie ich Karriere und Familie manage. Wenn ich einen Auftrag übernehme, habe ich die Dinge so organisiert, dass ich beides zeitgleich managen kann – das ist meine Aufgabe als selbstständige, berufstätige Mutter.
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"Ich wollte und will mich nicht dafür rechtfertigen, wie ich Karriere und Familie manage."
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Wenn du mehr freie Zeit hättest, wofür würdest du sie nutzen?
Ich würde mir Zeit für mich nehmen, also zum Beispiel mehr Sport machen und mich öfter mit Freunden treffen. Ich würde sie aber auch für die Beziehung nutzen.
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Zum Thema Beziehung: Was ist das Wichtigste, um gemeinsam glücklich zu bleiben?
Es ist unglaublich wichtig, sich gemeinsam Auszeiten zu nehmen. Viele Beziehungen scheitern daran, dass die Kinder sich auf Augenhöhenstellung befinden und das Paar nicht mehr im Mittelpunkt der Beziehung steht. Auch der Alltagstrott mit seinen vielen kleinen Problemen und der Routine macht es schwer, sich nahe zu bleiben. Ein Paartag, an dem man mit seinem Partner in die Sauna geht, gemeinsam Sport macht oder Wandern geht, ist dabei unglaublich wertvoll. Ich empfehle den Paartag als festen Termin in den Kalender einzutragen – so machen es mein Mann und ich. Es wird ein Babysitter für den Tag oder Abend engagiert und wir haben Zeit für uns und unserer Ehe.
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Hast du besondere Tipps oder Anregungen für andere Eltern, wie man der Doppelbelastung kleine Kinder und Beruf Herr wird?
Vor allem sollte man sich nicht von Außenstehenden verrückt machen lassen. Jedes Paar, das Kinder bekommt, muss seinen Weg selbst finden und ein eigenes Familienkonzept entwickeln. Dabei ist es besonders wichtig, sich selbst als Person wahrzunehmen und Dinge zu machen, die einem gut tun. Freundinnen treffen, sich mit anderen Müttern austauschen und sich Zeit für die Beziehung nehmen: All das hilft, sich selbst nicht nur auf die Rolle als Mutter zu reduzieren, sondern eine facettenreiche Persönlichkeit zu bleiben.
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"Dabei ist es besonders wichtig, sich selbst als Person wahrzunehmen und Dinge zu machen, die einem gut tun. "
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Und das gibt einem auch die Kraft, die man braucht, um Job, Familie und Beziehung unter einen Hut zu kriegen. Außerdem habe ich gelernt, dass es der ganzen Familie gut tut, seinen Kindern etwas zuzutrauen und sie dabei zu unterstützen, selbstständiger zu sein. Die Kinder freuen sich über das entgegengebrachte Vertrauen und für Eltern ist es eine große Entlastung – eine absolute Win-win-Situation.
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Über Lena Schröder-Dönges
Lena Schröder-Dönges ist Diplom-Geographin und Mutter von drei Töchtern. Seit 2007 arbeitet sie selbstständig als systemischer Coach, Trainerin und Mediatorin. Als
LöwenMutterCoach erarbeitet sie sowohl mit Unternehmen als auch mit Privatpersonen individuelle Konzepte zur Gestaltung der Lebens- und Arbeitssituation mit Kindern.