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Die Patchworkmama und Bloggerin Susanne alias Fräulein Null Zwo setzt bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf klare Absprachen. Mit 4 Kindern und 80%-Stelle ist Arbeitsteilung in ihrer Familie auch ganz klar angesagt. Auch gleichbleibende Routinen und eine gute Vorbereitung erleichtern den Familienalltag enorm. Außerdem hilft es, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht als ständige Doppelbelastung zu empfinden. Ganz im Gegenteil: Susanne mag nämlich ihren Job und freut sich, für ganz andere Dinge wertgeschätzt zu werden als daheim in der Familie.
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Wie sieht dein Berufsleben aus (Vollzeit, Teilzeit, Auszeit? Arbeitest du im Homeoffice? Selbstständig oder angestellt?)
Vor der Geburt meines letzten Kindes war ich in Teilzeit angestellt, wobei das 80% (30h/Woche )waren. Aktuell bin ich in Elternzeit zu Hause, werde aber nach dem 1. Geburtstag wieder an meinen alten Arbeitsplatz zurückkehren und für wenige Monate um ein paar Stunden auf 67% reduzieren.
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Haben du und dein Partner (oder Ex-Partner) eine bestimmte Routine, mit der ihr eure Woche organisiert? Wenn ja, wie sieht sie aus bzw. wer ist für was wann zuständig?
Vor der Zusage bei meinem jetzigen Job haben wir uns ganz klar absprechen müssen: Mein Partner ist morgens für das Bringen der KiTa- Kinder und ich für das Schulkind zuständig. Nachmittags sammelt er die KiTa- Kinder wieder ein und kommt zeitgleich mit dem Schulkind nach Hause. Ich stoße etwas später dazu bzw. einmal in der Woche erst zur Schlafenszeit der Kinder. Er muss dann abends noch etwas von zuhause aus arbeiten, um auf seine volle Wochenstundenzahl zu kommen.
Unter der Woche gibt es sonst nicht viel zu organisieren. Vielleicht noch mal ein Arztbesuch oder eine Spielverabredung der Ältesten. Am Wochenende wird dann leider der Haushalt fällig und wir versuchen, Zeit gemeinsam als Familie zu verbringen.
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Fräulein Null Zwos Life Hacks:
Klare Absprachen | Ganztagsbetreuung| Pufferzeiten einplanen
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Wie regelt ihr die Kinderbetreuung?
Wir haben für unsere Kinder Ganztagesplätze in der städtischen KiTa und im offenen Ganztag der Grundschule. Alle Kinder fühlen sich sehr wohl und gehen gerne in ihre Betreuungseinrichtungen. Auch das jüngste Kind wird mit einem Jahr in die Familiengruppe zu den beiden älteren Gescwhistern in die Kita gehen; die Erzieher_innen freuen sich schon!
Ab und an helfen uns die Großeltern vor Ort, wenn wirklich Not am Mann ist.
Gerne hätte ich später einmal einen festen Babysitter/-in, um auch mal alleine mit meinem Mann ausgehen zu können. Dafür fehlte aber bislang die Zeit bzw. war ein Kind immer zu klein.
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Gibt es bestimmte „Kinderzeiten“ – also Zeiten, in denen es Dir besonders wichtig ist, MIT dem Kind Zeit zu verbringen?
Gerne nutze ich die Fahrten alle 2 Wochen ins Umgangswochenende, um mit meiner Ältesten in Ruhe quatschen zu können. Mit den kleineren Kindern sind es eher kürzere Zeitspannen, die sich spontan im Alltag ergeben. Da versuche ich dann aber, mich nur auf das eine Kind zu konzentrieren.
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Gab es Situationen, in denen du dich bei der Arbeit für dein Kind positionieren oder als Mutter Stellung beziehen musstest? Wie hast Du reagiert? Würdest Du heute anders reagieren?
Meine ursprüngliche Stelle konnte und wollte ich nach der Elternzeit mit Kind 3 nicht mehr behalten, weil man mir unterstellt hatte, ich würde mich selbst in Teilzeit damit aufreiben. Dabei hatte ich dort wenige Jahre vorher als Alleinerziehende eines Kleinkindes Vollzeit gearbeitet und gute Leistungen erbracht.
In den anschließenden Bewerbungsgesprächen kam natürlich direkt die Frage nach Kindern, der ich aber mit einer gut funktionierenden Kinderbetreuung in KiTa sowie offenem Ganztag der Grundschule und einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein den Wind aus den Segeln nehmen konnte.
Ich finde es mehr als ungerecht, wie sich Frauen in der Arbeitswelt nach wie vor wegen vorhandener oder möglicher Kinder und Kinderbetreuung behaupten müssen und dieses bei der Einstellung von Männern so gut wie nie Thema ist.
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„Ich finde es mehr als ungerecht, wie sich Frauen in der Arbeitswelt nach wie vor wegen vorhandener oder möglicher Kinder und Kinderbetreuung behaupten müssen und dieses bei der Einstellung von Männern so gut wie nie Thema ist. "
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Wenn du mehr freie Zeit hättest, wofür würdest du sie nutzen?
Schlafen! Schlafen! Ausgehen! Schlafen! Ich bin Mutter :)
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Zum Thema Beziehung: Was ist das Wichtigste, um gemeinsam glücklich zu bleiben?
Gemeinsame Ziele - kurzfristig wie langfristig. Und dazwischen gemeinsame Auszeiten, die beide als solche empfinden. Die müssen auch nicht lang sein. Und natürlich reden! Manche Dinge erledigen sich von selbst, bei anderen kann sich nur etwas ändern, wenn man darüber redet.
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Hast du besondere Tipps oder Anregungen für andere Eltern, wie man der Doppelbelastung kleine Kinder und Beruf Herr wird?
Gerade in unserer Großfamilie ist vieles durchgetaktet und gleichzeitig nicht planbar (umgekippter Saftbecher während die Nudeln überkochen, Krankheit beim wichtigen Job-Projekt etc. pp). Daher ist genügend Puffer essentiell, damit alles reibungslos läuft. Die eingeplante Wegezeit zur KiTa sollte z.B. nicht zu kurz sein, gleichbleibende Routinen erleichtern hier ein Menge und Vorbereitung ist (fast) alles! Kleidung kann man z.B. abends schon herauslegen (zumindest für sich selbst), den Schulranzen kann man ebenfalls am Vorabend packen, genügend Brotdosen sollten sauber sein usw. Damit ist das Chaos morgens schon gut ausgebremst.
Außerdem macht mir mein Job Spaß! Ich freue mich, zur Arbeit zu gehen und dort für ganz andere Dinge wertgeschätzt zu werden als daheim in der Familie. Ich selbst pendle zwar jeden Arbeitstag in die Nachbarstadt, nutze aber die Zeit in der Bahn für mich als me-time und vor allem zum Lesen. Jeder Partner braucht nämlich auch Zeit für sich allein bzw. mit Freunden. Auszeiten sind enorm wichtig, um sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren. Dann sind die Nerven auch wieder dicker, um eine ganz normale Arbeitswoche mit Erwerbs- und Familienarbeit gut zu überstehen.
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„Auszeiten sind enorm wichtig, um sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren. Dann sind die Nerven auch wieder dicker, um eine ganz normale Arbeitswoche mit Erwerbs- und Familienarbeit gut zu überstehen."
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Über Fräulein Null.Zwo
Fräulein Null.Zwo ist inzwischen Mutter von 4 Kindern und lebt in einer Patchworkfamilie. Sie startete Ihren
Blog nullpunktzwo kurz nachdem sie alleinerziehend wurde: Nach Vollzeitjob und Kleinkind war abends immer noch Energie übrig, um den Alltag und die vielen Gedanken festzuhalten. Nachdem sie ihren neuen Lebensgefährten und inzwischen Ehemann kennenlernte, bloggt sie weiter über die Höhen und Tiefen ihrer wachsenden Familie: über Schwangerschaft, Geburt und das pralle Leben mit Kindern in einer Großfamilie, aber auch über Alltägliches sowie Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf.
Toller Artikel wo man wenigstens ansatzweise rauslesen kann wie schwer wir Mütter es eigentlich haben, nach den Kindern zurück in den Beruf zu kommen!Nach meinem Sohn (Jahrgang 2006) habe ich nach 1,5 Jahren direkt wieder Vollzeit angefangen weil das zweite Kind kopfmäßig schon in Planung war und ich damals das Maximum an Elterngeld rausholen wollte, was es zum Zeitpunkt meines Sohnes noch nicht gab. Also Zähne zusammengebissen, den Kleinen morgens um 7 in die Kita gefahren, heulend im Auto gesessen weil die Trennung so schwer fiel, bis 16 Uhr gearbeitet und um 16:45 Söhnchen wieder abgeholt. Er war immer der erste und der letzte in der Kita. Wenn ich heute zurückdenke bricht es mir echt das Herz. Bei Abholung war weder eingekauft, noch saubergemacht oder gekocht. Und um 19 Uhr war unser Sohn im Bett und wir lagen platt auf dem Sofa. Wir waren ständig in Zeitnot mit allem. Aber wir waren nach einem Wohnungskauf kurz davor so sehr auf dieses neue Elterngeld angewiesen das mir keine andere Wahl blieb! Schon während der Elternzeiten habe ich nach 9 Monaten bereits auf Minijob 2x die Woche nebenher gekellnert. Gut, es hat sogar noch Spaß gemacht weil ich wieder unter Leute gekommen bin und an 2 Abenden die Woche nicht nonstop Kinderspiele spielen oder Kinderlieder bis zum Heiserwerden singen musste, aber das ist wieder eine andere Geschichte :-)Es hat sich übrigens doch gelohnt. Meine Tochter kam zur Welt und ich hatte tatsächlich Anspruch auf das Elterngeld. Nach 1,5 Jahren habe ich aber bei ihr allerdings langsam angefangen, 20h in der Woche. Dann nach und nach gesteigert auf 24h/Woche. Jetzt sind beide 10 und 8, gehen selbständig zur Schule und teilweise auch nach Hause und ich habe seit 3 Monaten nochmal erhöht auf 28h/Woche. Es klappt alles prima.Ich bin mittlerweile wieder regeneriert und entspannt. Was ich damit sagen wollte ist, es gibt echt schwere Zeiten als Mutti und auch so viele wo man heulend auf dem Sofa sitzt und sagt, das reicht, ich kann nicht mehr. Aber alles was man macht und auf sich nimmt, dieser Zeitmangel, dieser Stress, dieser Zwang viel arbeiten zu müssen, das legt sich irgendwann. Es wird immer die Zeit kommen wo man selber sagt: Ok, war schwer. Aber ich habs für uns gemacht. Alles wird gut 🙂