Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Silvia Erhard

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Silvia ist eine Working Mom mit zwei Jungs. Beide waren absolute Wunschkinder, die nichtsdestotrotz ihre Welt komplett auf den Kopf gestellt haben. Silvia kocht nicht, bastelt nicht und auch sonst möchte sie so gar nicht in die typische Mutterrolle passen. Doch als Angestellte ist ein geregelter Tagesablauf mit Kindern für sie ein Muss.

 

Wie sieht dein Berufsleben aus – Vollzeit, Teilzeit, Auszeit? Arbeitest du im Home-Office? Selbstständig oder angestellt?

Ich bin in einem großen Unternehmen angestellt und arbeite dort seit der Geburt meiner zwei Jungs und Rückkehr aus der insgesamt dreijährigen Elternzeit in Teilzeit (30 Std./Woche). Normalerweise arbeite ich vor Ort im Büro, Home-Office ist in Ausnahmefällen möglich.  

Haben du und dein(e) Partner*in (oder Ex-Partner*in) eine bestimmte Routine, mit der ihr eure Woche organisiert? Wenn ja, wie sieht sie aus bzw. wer ist für was wann zuständig?

In der Verteilung der „Zuständigkeiten“ sind wir, glaube ich, sehr klassisch aufgestellt: Mein Mann arbeitet Vollzeit und ich kümmere mich federführend um den Rest. Frühmorgens bringt mein Mann die Jungs in den Kindergarten, sodass ich pünktlich auf die Arbeit komme. Theoretisch. Mit zwei Kleinkindern in der Trotzphase ist ein entspannter Morgen, an dem wir halbwegs zeitig aus dem Haus kommen, eher die Ausnahme. Die Nachmittagsbetreuung übernehme dann ich. Darüber hinaus sorge ich dafür, dass keiner verhungert und ich organisiere alle Arzt- und sonstigen Termine der Kinder. Freitagabend fröne ich dann allerdings meinem Hobby, dem Reiten. An diesem Tag bringt mein Mann die Jungs alleine ins Bett. Ansonsten teilen wir das Zu-Bett-bringen der Kinder (aka Einschlafbegleitung) unter uns auf.  

Wie regelt ihr die Kinderbetreuung?

Die Jungs gehen seit sie ein gutes Jahr alt sind in die Krippe bzw. der Große mittlerweile in den Kindergarten. Wie gesagt, bringt mein Mann sie in der Regel hin, ich hole sie ab. Außerdem haben wir das große Glück, dass die Großeltern in der Nähe wohnen. Dort verbringen sie einmal die Woche ihren Nachmittag nach dem Kindergarten. An diesem Tag arbeite ich dann ganztags. Wenn die Jungs krank sind, teilen wir die Krankentage so gut wie möglich untereinander auf. Im Notfall springen auch Oma/Opa zur Betreuung ein. Glücklicherweise hatten wir allerdings noch keine größeren Krankheitsphasen, sonst würde unser ganzes Konstrukt wahrscheinlich schnell in sich zusammenstürzen.  

Gibt es bestimmte „Kinderzeiten“ – also Zeiten, in denen es dir besonders wichtig ist, mit deinen Kindern Zeit zu verbringen?

Unter der Woche finde ich es schön, die Tage gemeinsam ausklingen zu lassen. Gemeinsam zu Abend essen und den Tag Revue passieren lassen. Danach noch ein bisschen spielen (vor allem mit Papa, den sie unter der Woche nicht so viel sehen) und schließlich in Ruhe ins Bett bringen. Am Wochenende ist dann wenigstens ein Tag für gemeinsame Aktivitäten reserviert. Dann gehen wir raus, verbringen Zeit zusammen und erleben Abenteuer.  

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"Man muss nicht alles alleine stemmen! Vielleicht können die Großeltern oder andere Verwandte in die Betreuung integriert werden."

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Gab es Situationen, in denen du dich bei der Arbeit für dein Kind positionieren oder als Mutter/Vater Stellung beziehen musstest? Wie hast du reagiert? Würdest du heute anders reagieren?

Als berufstätige Mutter tue ich das eigentlich jeden Tag: Indem ich pünktlich gehe, indem ich im Krankheitsfall zuhause bleibe – auch in Hochzeiten, wohl wissend, dass meine Kollegen einige meiner Aufgaben mit übernehmen müssen – oder indem ich Termine außerhalb meiner Arbeitszeit absage bzw. um Verschiebung bitte. Ich arbeite gerne und natürlich versuche ich, vieles um die Kinder herum zu organisieren, aber ich kann mich nicht zerreißen. Im Zweifel gehen die Jungs immer vor.  

Wenn du mehr freie Zeit hättest, wofür würdest du sie nutzen?

Ich würde wieder mehr meinem alten Hobby nachgehen, dem Reiten. Früher bin ich wettkampfsmäßig geritten, heute schaffe ich es nur noch einmal die Woche. Außerdem würde ich mehr Zeit in Vivabini investieren – viele Ideen und größere Projekte liegen schon lange auf dem Schreibtisch, weil mir dafür einfach die Zeit und die Energie fehlt.  

Zum Thema Beziehung: Was ist das Wichtigste, um gemeinsam glücklich zu bleiben?

Die Kinder nehmen viel Platz in unserem Leben ein. Das heißt auch, dass wir an anderer Stelle zurückstecken müssen: im Beruf, in der Freizeitgestaltung, in der Selbstbestimmung. Dies darf aber nicht nur einen in der Partnerschaft betreffen. Ich finde es wichtig, dass jeder dem Anderen Freiräume zugesteht und wir uns gegenseitig in unserer Selbstverwirklichung unterstützen. Gleichzeitig dürfen wir auch nicht vergessen, dass wir nicht nur Eltern, sondern auch Paar sind. Wir sind Liebende und keine Zweckgemeinschaft. Eine Beziehung möchte gepflegt werden: Das bedeutet, sich regelmäßig Zeit füreinander zu nehmen und seinem Partner volle Aufmerksamkeit zu schenken. Nebeneinander auf der Couch sitzen und einen Film ansehen ist keine Paarzeit. Ich finde es auch vollkommen in Ordnung, ab und an etwas ohne die Kinder unternehmen zu wollen. Zu Feierlichkeiten oder auch einfach einmal für einen gemütlichen Brunch versuchen wir die Jungs bei den Großeltern unterzubringen.  

Hast du besondere Tipps oder Anregungen für andere Eltern, wie man der Doppelbelastung kleine Kinder und Beruf Herr wird? Gibt es konkrete Beispiele für Maßnahmen oder Entscheidungen, die du für dich ergriffen bzw. getroffen hast, um dieser Situation zu begegnen?

Deine Arbeit muss Spaß machen: Nach meiner Elternzeit ließen sich in meinem alten Job die Arbeitszeiten super mit der Kinderbetreuung vereinbaren. Doch leider gefiel mir dieser Job einfach nicht mehr. Als die „Halbtagsmutti“ wurde ich plötzlich in keine Projekte mehr integriert und war nur noch für die Routinearbeiten zuständig. Dies hat mich mehr belastet, als es ein hektischer Zeitplan jemals könnte. Letztendlich habe ich mir aus diesem Grund einen neuen Job gesucht (was natürlich gar nicht so einfach war, denn als Working Mum gehörst du plötzlich zur B-Ware des Arbeitsmarktes).  In der neuen Arbeitsstelle werden mehr Wochenstunden erwartet, was natürlich einen noch engeren Zeitplan zur Folge hat. Der höhere Spaßfaktor wiegt dies jedoch locker wieder auf.  
Mut zur Lücke: Verabschiede dich guten Gewissens vom Supermutti-Image. Ich beispielsweise koche nicht (wobei ich Butternudeln nicht als Kochen bezeichne). Ich bügle auch nicht. Bei Kindergartenfesten trage ich mich grundsätzlich für das Mitbringen von Brötchen oder Wienerle ein, statt Dip und Salat. Meine Kuchen sind alle nach den alten Traditionsrezepten von Dr. Oetker. Und bei der Vergabe von freiwilligen Ämtern bleiben meine Hände in den Hosentaschen. Das alles macht mich vielleicht nicht beliebter, aber meinen Alltag in jedem Fall stressfreier.  
Hilfe suchen und annehmen: Du musst nicht alles alleine stemmen! Vielleicht können die Großeltern oder andere Verwandte in die Betreuung integriert werden. Bei uns gibt es einen festen Oma-/Opa-Tag. Baue dir auch ein kleines Mütternetzwerk auf, zur (Betreuungs-)Unterstützung – das klappt auch schon für Krippenkinder. Eine weitere große Entlastung war unsere Entscheidung, einmal die Woche eine Putzfrau kommen zu lassen. Dies bedeutet nicht nur weniger Stress im Alltag, sondern auch mehr Freizeit am Wochenende und weniger Streitpotenzial um Belastung und Verantwortlichkeit.

Vielen Dank für das Interview, Silvia!

   

Über Silvia Erhard:

Auf ihrem Blog Vivabini schreibt Silvia über Dinge, die insbesondere Mamas etwas angehen. Es sind zwar nicht immer typische Mamathemen, aber immer aus Mamasicht. Leser finden hier Geschichten aus dem Alltag einer Mutter, Hilfreiches und Wissenswertes rund um das Mamasein und das Leben mit Kindern, sowie außergewöhnliche Ideen und Inspirationen für die ganze Familie.  
 
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