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Silvia Steude ist Mitbegründerin von juggleHUB, einem Coworking Space mit flexibler Kinderbetreuung. Zuvor arbeitete sie als Architektin. Zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf setzt sie auf eine Ganztagsschule und auf die Unterstützung durch Partner, Großeltern und Babysitter. Außerdem ganz wichtig? Sich erlauben, unperfekt zu sein.
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Wie sieht dein Berufsleben aus (Vollzeit, Teilzeit, Auszeit? Arbeitest du im Homeoffice? Selbstständig oder angestellt?)
Nachdem ich 13 Jahre meist in Vollzeit und festangestellt als Architektin tätig war, habe ich vor gut einem Jahr meinen Job an den Nagel gehängt, um mich voll und ganz der Gründung meines eigenen Unternehmens zu widmen: dem juggleHUB, einem Coworking und Event Space mit flexibler Kinderbetreuung in Berlin. Meine Mitgründerin Katja und ich haben unseren ersten Standort im Juni diesen Jahres eröffnet und arbeiten nun beide Vollzeit in unseren eigenen Räumen.
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Haben du und dein Partner (oder Ex-Partner) eine bestimmte Routine, mit der ihr eure Woche organisiert? Wenn ja, wie sieht sie aus bzw. wer ist für was wann zuständig?
Da mein Partner beruflich viel unterwegs ist, bin ich unter der Woche meist allein für alles zuständig. Das ist nicht immer leicht, aber durchaus machbar, vor allem wenn man eine so verständnisvolle Geschäftspartnerin hat wie ich. Am Wochenende plant mein Partner so oft es geht eine intensive Vater-Sohn Zeit ein und übernimmt auch sonst, wo er kann, um mir eine Auszeit zu gönnen.
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Silvias Life Hacks:
Ganztagsschule | Abschied von Perfektion | Babysitter, Freunde
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Wie regelt ihr die Kinderbetreuung?
Mein Sohn besucht seit seiner Einschulung vor einem Jahr eine Ganztagsschule. Die Hortbetreuung geht bis 18 Uhr und wenn ich ihn dort abhole, will er meist noch gar nicht nach Hause. Das erleichtert mir das Leben sehr. An Tagen, an denen ich früher los muss, um ihn zum Fußballtraining oder zu anderen Verabredungen zu bringen, übernimmt meine Partnerin für mich im
juggleHUB und genau so vertrete ich sie, wenn sie mal früher los muss.
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Gibt es bestimmte „Kinderzeiten“ – also Zeiten, in denen es Dir besonders wichtig ist, MIT dem Kind Zeit zu verbringen?
Ja, es ist mir wichtig, mit meinem Sohn den Abend gemeinsam zu verbringen und am Wochenende Qualitätszeit zu dritt zu haben, da wir unter der Woche ja meist zu zweit sind. Außerdem versuche ich, bei allen Schulveranstaltungen dabei zu sein.
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Gab es Situationen, in denen du dich bei der Arbeit für dein Kind positionieren oder als Mutter Stellung beziehen musstest? Wie hast Du reagiert? Würdest Du heute anders reagieren?
Als Angestellte war immer klar, dass ich abends pünktlich gehen muss, da gab es keine Alternative und ich habe meinem Arbeitgeber diesbezüglich auch keinen Spielraum eingeräumt. Natürlich gab es auch immer wieder Tage, an denen mal ein KiTa-Fest oder Elternnachmittag angesetzt war. Wenn es keine wichtigen Termine bei der Arbeit gab, habe ich auch diese Veranstaltungen besucht. Das war und ist mir sehr wichtig und so habe ich es auch meinem Arbeitgeber gegenüber kommuniziert. Da er selber 4 Kinder hat, hatte er sicherlich mehr Verständnis dafür als manch anderer.
Seitdem ich selbständig bin, muss ich mich nicht mehr rechtfertigen, jedoch ist es zeitlich nicht unbedingt einfacher geworden, da man ja selbst dafür verantwortlich ist, dass das Business läuft.
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Wenn du mehr freie Zeit hättest, wofür würdest du sie nutzen?
Ganz klar, ich würde mehr Sport treiben. Das fehlt mir zur Zeit am meisten!
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Zum Thema Beziehung: Was ist das Wichtigste, um gemeinsam glücklich zu bleiben?
Ich glaube, wenn man Kinder hat und beide beruflich stark eingespannt sind, ist es vor allem wichtig, Zeit füreinander einzurichten, in der man schöne Dinge macht bzw. sich einfach nur aufeinander konzentriert. Sonst lebt man irgendwann aneinander vorbei.
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Hast du besondere Tipps oder Anregungen für andere Eltern, wie man der Doppelbelastung kleine Kinder und Beruf Herr wird?
Ich finde es sehr schwer, darauf eine allgemeingültige Antwort zu geben, denn im Endeffekt muss jeder für sich selber herausfinden, wie er oder sie mit dieser Belastung am besten umgeht. Auch hat jeder eine andere Belastungsgrenze, die man für sich herausfinden muss. Für mich habe ich festgestellt, dass ich es nicht ohne Hilfe von außen schaffe. Sei es mit der Unterstützung von Babysittern oder mit Hilfe der Eltern von Freunden meines Sohnes, die ihn gelegentlich oder auch regelmäßig von der KiTa bzw. Schule abholen und auch so mal da sind, wenn ich oder mein Freund wichtige Termine haben. Ansonsten kann ich nur raten, verabschiedet euch vom Anspruch der Perfektion!
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"Ansonsten kann ich nur raten, verabschiedet euch vom
Anspruch der Perfektion!"
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Über Silvia Steude
Katja Thiede (33) und Silvia Steude (43) sind die
Gründerinnen des juggleHUB in Berlin, eines Coworking und Event Spaces mit flexibler Kinderbetreuung. Katja ist freiberufliche Texterin und Mutter eine Tochter, Silvia, Architektin und Mutter eines Sohnes. Beide kennen die Herausforderungen, vor denen angestellte und freiberuflich tätige Eltern stehen, und haben einen Ort geschaffen, der eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht.