Von drauß‘ vom Walde kommt er her: Drei Tipps, wie Eltern mit dem großen Geheimnis um den Weihnachtsmann umgehen können


Es werden Wunschzettel geschrieben und die Tage gezählt: Bald ist Weihnachten! Eine Zeit, der ein ganz besonderer Zauber innewohnt. Ab einem Alter von ungefähr drei Jahren begeben sich Kinder in eine Entwicklungsphase, in der Fiktion und Realität schwer voneinander zu unterscheiden sind. In dieser Lebensphase haben nicht nur Märchenfiguren, sondern vor allem auch der Weihnachtsmann einen festen Platz in der kindlichen Welt. Doch was, wenn die Kinder älter werden und auf einmal beginnen, an diesem Zauber zu zweifeln? Können Eltern kontrollieren, wann, wie und von wem Kinder erfahren, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt?

Gemeinsam mit Anne-Christin Ermisch - Kindheitspädagogin, Bloggerin und Mutter - hat Betreut.de Tipps zusammengestellt, wie sich Eltern darauf vorbereiten können, wenn ihre Kinder diese Fantasiewelt verlassen.


Der Zauber darf weiterleben

Inwieweit die Weihnachtsgeschichte zuhause lebt, hängt von den Eltern ab. Wenn es den Mann mit dem weißen Bart geben soll, dann darf die Geschichte erzählt und weitererzählt werden. Kinder sind fantasievoll und saugen Geschichten um fabelhafte Wesen regelrecht auf. Da können dann gern noch Wichtel, Helfer und Elfen dazukommen. Wenn Eltern sich in dieser Rolle allerdings nicht wohlfühlen, sollten sie sich nicht zwingen, daran festzuhalten. Kinder begeben sich häufig von ganz allein aus dieser Fantasiewelt heraus – und zwar genau dann, wenn sie selbst soweit sind.

Anne-Christin Ermisch vertritt eine ganz klare Meinung: "Der Zauber von Weihnachten wird seit jeher durch Geschichten weitergetragen. Sie rahmen gepflegte Traditionen, schaffen ein Gefühl von Verbundenheit und regen die Fantasie an. Kinder zeigen uns, ob sie an den Weihnachtsmann glauben (wollen) oder nicht. Darauf können wir eingehen. Und wenn sie uns direkt fragen, können wir unbesorgt Raum für diesen kribbelnden Weihnachtszauber lassen mit einer "Was denkst du?"- Aufforderung." 

Absprachen zwischen den Eltern sind wichtig

Wann und wie Kinder erfahren, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt, können Eltern nicht vollständig kontrollieren. Freunde oder Mitschüler sind häufig diejenigen, die das Geheimnis einfach ausplaudern und die eigenen Kinder mit dieser großen Frage konfrontieren: Gibt es ihn oder gibt es ihn nicht? Manchmal reicht eine kleine Bemerkung, um den Glauben an den Weihnachtsmann zu erschüttern. „Eltern sollten sich rechtzeitig klar über ihre Positionen austauschen und absprechen, egal in welcher Familienkonstellation sie leben“, sagt Anne-Christin Ermisch. „Und je nach Absprache dürfen sie auch hier mit einer Frage wie „Was glaubst Du denn?“ reagieren oder auch mit der Sprache rausrücken.“ Für Ermisch geht es vor allem um Authentizität und das eigene Wohlbefinden. Sie ergänzt: „Kein Mensch wird sagen: Ich hatte eine schlechte Kindheit, weil es keinen Weihnachtsmann gibt. Vielmehr werden Uneinigkeit, Streitereien und Zerrissenheit rund um die Festtage dazu führen. Daher sind rechtzeitige und verbindliche Absprachen unerlässlich."

Ein Thema liegt Anne-Christin Ermisch besonders am Herzen: „Kindern tut es gut, die Verbundenheit ihrer Eltern zu spüren, auch wenn diese getrennt leben. Ob am Heiligen Abend alle gemeinsam unter dem Baum sitzen oder nicht, ist dabei nicht entscheidend. Dem Ex-Partner gemeinsam eine Kleinigkeit basteln und damit Freude schenken, ist zum Beispiel eine Möglichkeit, den Kindern zu zeigen, dass Mama und Papa sich zugewandt sind.“

Autonomie der Großen vs. Glaube der Kleinen

Häufig steckt der Teufel im Detail, denn Geschwister spielen in dem Glauben an den Weihnachtsmann auch eine wichtige Rolle. Während die älteren beginnen zu zweifeln oder sich vielleicht schon einer bestimmten Gewissheit erfreuen, stecken die kleineren Jungen und Mädchen noch mittendrin in der fantastischen Weihnachtswelt. Ist es Eltern möglich, in solchen Situationen die Autonomie der größeren Kinder zu wahren und gleichzeitig den Glauben der Kleinen weiterhin aufrecht zu erhalten? Hier empfiehlt Anne-Christin Ermisch folgendes: „Eltern können ältere Kinder an dem Weihnachtszauber mitwirken lassen und sie bitten, kleine Aufgaben zu übernehmen. So sinkt die Verlockung, ihre Erkenntnis den jüngeren Geschwistern unter die Nase zu reiben.“ 


Über Anne-Christin Ermisch
Anne-Christin Ermisch ist Kindheitspädagogin, zertifizierte Reggio-Fachkraft und arbeitet in einem Kindergarten. Seit fünf Jahren bloggt sie unter xmalanderssein.de. Sie ist Mama einer 7-jährigen Tochter und eines 4-jährigen Sohnes und lebt seit zwei Jahren getrennt.

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