„Was gibt’s heute?- Gemeinsam Essen macht Familie stark“

Konflikte am Familientisch

In seinem bereits vor rund 10 Jahren erschienenen Klassiker “Was gibt’s heute? – Gemeinsam Essen macht Familie stark”, begibt sich Jesper Juul einmal mehr in die Niederungen des Familien-Alltags – an den Esstisch.  “Eine gute Mahlzeit ist eine ausgewogene Mischung aus guten Speisen, Sorgfalt, Engagement, engen Bindungen, Ästhetik, einem Erlebnis der Sinne und aus unvorhersehbaren menschlichen Gefühlen und Stimmungen”, beschreibt der Familienvater und Hobbykoch das Geschehen am Tisch.

Aber was kann man tun, wenn das Essen zum Problem wird und der Familientisch zum Kampfplatz gerät? Für den Familienberater Juul sind Probleme und Konflikte am Esstisch nämlich meist nicht Ausdruck des Verhältnisses zum Essen, sondern vielmehr Stimmungsbarometer, die die unterschiedlichen Befindlichkeiten der Familienmitglieder anzeigen: “Je mehr wir versuchen, einen einzelnen Konflikt zu unterdrücken” warnt er, “desto mehr verlieren wir die gesamte Stimmungslage aus den Augen.”

Eltern sind Gastgeber

Überdies spiegelten Konflikte am Familientisch nicht selten tiefer liegende Erziehungsprobleme wider:  So rät Juul dazu, dass Eltern auch am Familientisch  ganz klar ihre Führungsrolle wahrnehmen und die Verantwortung für die Gestaltung der Familienmahlzeit tragen. Denn nur, wenn das geschieht, können Erwachsene und Kinder entspannt zusammen essen, ohne sich in Machtkämpfe zu verwickeln. Statt auf den Rat von Ernährungs- oder Gesundheitsexperten zu hören, sollen Eltern sich auf ihre eigenen Werte besinnen, diese in ihrer Tischkultur verwirklichen und dabei gleichzeitig die Kompetenz ihrer Kinder respektieren.

Am Familientisch bedeutet das, dass die Rolle der Eltern vergleichbar ist mit der von guten Gastgebern: Sie fragen nach den Vorlieben und dem Geschmack der Gäste. Doch dann treffen sie allein die Entscheidung, wann und in welchem Rahmen die gemeinsame Mahlzeit stattfindet, was sie einkaufen und welches Gericht sie schließlich auf den Tisch bringen. Denn häufig sind insbesondere kleine Kinder mit dieser Entscheidung schlicht überfordert.

Fazit der Redaktion

Sehr empfehlenswert! Jesper Juul beschreibt genau die Situationen bei Tisch, die Eltern zum Verzweifeln bringen, und erklärt, woran es liegen könnte. Wenn man sich – so wie ich zum Beispiel – ständig Sorgen wegen des „unnormalen“ Essverhaltens seiner Kinder macht, dann ist dieses Buch ausgesprochen beruhigend. Für  verunsicherte Eltern gibt es ein ganze Reihe wertvoller und verständlicher Anregungen, wie man das gemeinsame Essen zu einem besonderen Erlebnis werden lässt: Ein Erziehungsratgeber, der nicht nur bei der Ess-Erziehung hilft!

Über den Autor

Jesper Juul arbeitete als Bauarbeiter, Barkeeper, Sozialarbeiter und schloss ein Studium der Religionspädagogik und Geschichte ab. Heute ist er einer der einflussreichsten Kinder- und Familientherapeuten Europas. In seinen zahlreichen Ratgebern wie Dein kompetentes Kind, Aus Erziehung wird Beziehung und Vom Gehorsam zur Verantwortung macht er sich für eine verblüffend einfache Idee stark: Kinder sind ist von Geburt an sozial kompetent wie wir Erwachsene.