Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Katja Thiede

Katja Thiede

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Katja Thiede ist Mitbegründerin von juggleHUB, einem Coworking Space mit flexibler Kinderbetreuung. Klar, dass auch sie selbst ihre Tochter oft zum Arbeiten dorthin mitnimmt. Unterstützt wird Katja im Alltag vor allem durch ihren Partner, aber auch durch Großeltern oder Freunde. Sich verrückt zu machen, weil man im Haushalt, bei der Kindererziehung und im Beruf unbedingt perfekt sein will, das hat Katja sich abgewöhnt. In Sachen Vereinbarkeit von Familie und Beruf setzt sie auf klare Absprachen mit dem Partner und auf gerechte Aufgabenverteilung.

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Wie sieht dein Berufsleben aus (Vollzeit, Teilzeit, Auszeit? Arbeitest du im Homeoffice? Selbstständig oder angestellt?)

Ich habe im Juni diesen Jahres zusammen mit meiner Mitgründerin Silvia ein eigenes Unternehmen gegründet - den juggleHUB, einen Coworking und Event Space mit flexibler Kinderbetreuung in Berlin. Nachdem ich einige Jahre in Festanstellung tätig war und nebenbei freiberuflich als Texterin gearbeitet habe, bin ich nun also „so richtig“ selbstständig, was sehr viel Arbeit, aber auch sehr viel Freiraum bedeutet. Ich arbeite in unserem Coworking Space mit vielen inspirierenden Menschen um mich herum - das ist wunderbar!

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Haben du und dein Partner (oder Ex-Partner) eine bestimmte Routine, mit der ihr eure Woche organisiert? Wenn ja, wie sieht sie aus bzw. wer ist für was wann zuständig?

Mein Partner und ich sind ein ganz gut eingespieltes Team. Ich bringe unsere Tochter morgens in die Kita, er holt sie nachmittags ab. Wenn es irgendwie geht, essen wir abends zusammen als Familie. Ab dann teilen wir uns die Arbeit zu Hause auf, einer macht den Haushalt, einer die Kleine bettfertig. Auch bei Einkäufen und Erledigungen versuchen wir, es gleichberechtigt unter uns aufzuteilen.

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Katjas Life Hacks:

Klare Absprachen | Kind mit zur Arbeit nehmen | Grenzen setzen

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Wie regelt ihr die Kinderbetreuung?

Unsere Tochter geht in die Kita. An Schließtagen springt meist der Opa ein, an den Abenden Freunde oder Familie, wenn mein Partner und ich Termine haben. Und dann habe ich ja immer auch die Option, meine Tochter in den juggleHUB mitzunehmen und dort betreuen zu lassen - ein gutes Gefühl.

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Gibt es bestimmte „Kinderzeiten“ – also Zeiten, in denen es Dir besonders wichtig ist, MIT dem Kind Zeit zu verbringen?

Ja, die gemeinsame Zeit am Abend vor dem Ins-Bett-gehen ist mir wichtig. Und auch die Wochenenden gehören der Familie.

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Gab es Situationen, in denen du dich bei der Arbeit für dein Kind positionieren oder als Mutter Stellung beziehen musstest? Wie hast Du reagiert? Würdest Du heute anders reagieren?

Als ich mich für die Selbstständigkeit und gegen die sichere Festanstellung entschieden habe, kam von einigen Seiten Kritik oder zumindest große Skepsis. Mitunter wurde auch das Argument gebracht, dass mein Kind darunter leiden würde, wenn ich so viel arbeite. Das war nicht immer leicht auszuhalten, aber ich habe mich da klar positioniert. Schließlich hat die Kleine auch einen wunderbaren Papa, der für sie da ist.

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"Mitunter wurde auch das Argument gebracht, dass mein Kind darunter leiden würde, wenn ich so viel arbeite. Das war nicht immer leicht auszuhalten, aber ich habe mich da klar positioniert."

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  Und ich glaube, dass es gut und wichtig ist für meine Tochter, dass ihre Mama etwas tut, das sie glücklich macht. Und dass ein Kind mitbekommt, dass Mama und Papa gleichermaßen berufstätig sind und sich auch die Arbeit zu Hause aufteilen. Bestenfalls sind unsere Kinder diejenigen, die die neue Rollenverteilung schon selbstverständlicher leben, als wir es als Gesellschaft jetzt tun. Ich würde mich immer wieder so entscheiden, muss aber dazu sagen, dass ich einen tollen Partner habe, der zu 100 Prozent hinter mir steht und mich unterstützt. Das macht vieles leichter.

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Wenn du mehr freie Zeit hättest, wofür würdest du sie nutzen?

Ich würde versuchen, einfach mal nichts zu machen und zu entspannen. Einfach abhängen auf dem Sofa und einen guten Film gucken.

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Zum Thema Beziehung: Was ist das Wichtigste, um gemeinsam glücklich zu bleiben?

Die Fähigkeit, den anderen so zu akzeptieren und zu lieben, wie er ist, mit seinen Macken und Fehlern. Was nicht heißt, mit allem einverstanden zu sein, was der andere tut oder nie zu streiten. Es geht eher um die grundsätzlichen Wesenszüge und darum, den anderen nicht verbiegen oder nach den eigenen Maßstäben formen zu wollen. Das ist ein mitunter holpriger Lernprozess - aber ein wichtiger. Und miteinander reden, wenn man unzufrieden ist. Gerade im ersten Jahr mit Kind kann schnell mal Frust aufkommen. Offene Worte verhindern, dass er sich aufstaut. Dabei finde ich auch wichtig, nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. Mein Mantra „I’m sorry for what I said when I was tired“.

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Hast du besondere Tipps oder Anregungen für andere Eltern, wie man der Doppelbelastung kleine Kinder und Beruf Herr wird?

Ich glaube am Anfang steht die Akzeptanz, dass es eben tatsächlich eine Mehrbelastung ist. Sprich, man sollte versuchen sich von dem Gedanken zu lösen, dass man alles so „perfekt“ machen kann wie bisher. Das geht schlichtweg nicht. Der Tag hat nur 24 Stunden, die eigenen Kräfte haben Grenzen - daher heißt es Abstriche machen. Ich zum Beispiel bin im Haushalt um einiges entspannter geworden, weil es einfach nicht anders geht und mir andere Dinge wichtiger sind. Auch eine klare Aufteilung der Aufgaben, klare Absprachen mit dem Partner, in unserem Fall von Woche zu Woche, helfen. Und klare Grenzen ziehen: Familienzeit ist Familienzeit, da bleibt der Laptop aus. Umgekehrt konzentriere ich mich während der Arbeitszeit nur auf meine beruflichen Aufgaben. Sich fokussieren, bei der Sache sein - sowohl privat als auch beruflich - ist sehr viel effektiver und erfüllender, als immer nur mit einem Auge und Ohr da zu sein. Und nicht zuletzt finde ich es hilfreich, etwas zu tun, das für mich Bedeutung hat. So lassen sich auch anstrengende und frustrierende Momente leichter ertragen.

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"Und klare Grenzen ziehen: Familienzeit ist Familienzeit, da bleibt der Laptop aus."

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Über Katja Thiede

Katja Thiede (33) und Silvia Steude (43) sind die Gründerinnen des juggleHUB in Berlin, eines Coworking und Event Spaces mit flexibler Kinderbetreuung. Katja ist freiberufliche Texterin und Mutter eine Tochter, Silvia, Architektin und Mutter eines Sohnes. Beide kennen die Herausforderungen, vor denen angestellte und freiberuflich tätige Eltern stehen, und haben einen Ort geschaffen, der eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht.
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