Frau Business

Recruiting Generation Y

So machen sich Unternehmen bei potenziellen Mitarbeitern beliebt

Die neue Generation der Berufseinsteiger weiß genau, was sie will – und sie pocht zunehmend darauf, das auch zu bekommen. Unternehmen beginnen auszuloten, welche Wünsche sie ihren Angestellten erfüllen können.

Wer ist beliebt am Arbeitsmarkt?

Längst nicht jeder Arbeitnehmer muss mehr alles abnicken, was ihm bei der Einstellung angeboten wird. Bestimmte Branchen sind vom Fachkräftemangel betroffen und „in Zukunft werden sich nicht mehr die Unternehmen die Bewerber, sondern die Bewerber die Unternehmen aussuchen“, so Maya Dähne, Autorin des Buches „Deutschland sucht den Krippenplatz“. Derzeit sind laut Bundesagentur für Arbeit und einer Studie des Staufenbiehl Instituts Fachkräfte für Ingenieurstätigkeiten besonders  gefragt. Auch Jobs der Energietechnik im nichtakademischen Bereich sind nicht ausreichend besetzt.

 

Zudem hat ein großer Teil der Personalberater, die von Unternehmen zum Recruiting herangezogen werden, wenn die eigene Bewerbersuche erfolglos bleibt, mit der IT-Branche zu tun. Lukas Erlmeier arbeitet als Personalberater und sucht täglich „Programmierer und Entwickler – speziell iOS Developer, Frontend Developer und Java Developer“. Er fügt hinzu, dass es einen Mangel an Spezialisten für sogenannte „Neuland-Jobs“ gibt: „Ein Community Manager für die Fußballabteilung eines Sportartikelherstellers beispielsweise ist sehr schwer zu finden, da es wenige Menschen gibt, die ein journalistisches Talent haben, sich für spezifische Fußballdetails aus aller Welt interessieren sowie strategisch und kreativ genug sind, um sich um Inhalt, Strategie und kreatives Marketing zur selben Zeit zu kümmern.“
Insgesamt sind „junge, gut ausgebildete Fachkräfte, die idealerweise Arbeits- oder Praktikumserfahrung im Ausland gesammelt haben und eine kosmopolitische Attitüde an den Tag legen“, besonders umworben, weiß der Recruiting-Experte. Jung sollen die Angestellten sein, weil sie zu diesem Zeitpunkt des Lebens „noch formbar sind und dem Unternehmen durch erlerntes Wissen längerfristig beim Wachstum helfen können.“

Forderungen der jungen Arbeitnehmer

Autorin Maya Dähne unterstreicht worauf es der Generation Y bei der Berufswahl ankommt: „Partnerschaft, Familie, eine ausgewogene Work-Life Balance – Karriere, Geld und Macht stehen auf der Prioritätenliste der Generation Y nicht auf Platz eins, sondern allenfalls auf Platz 9, 10 oder 11. Mit dickem Gehalt und Dienstwagen können Unternehmer die jungen Bewerber deshalb immer seltener locken. Ihnen ist es wichtiger, dass die Arbeit Sinn macht.“

 Auch Human Ressource Manager wie Ines Krüger von itCampus Leipzig haben diese Veränderungen erkannt: „Ein Arbeitnehmer der Generation Y möchte sich bei der Arbeit einbringen können, gefördert und gefordert werden, Verantwortung übernehmen, jederzeit gut informiert sein, sich wohlfühlen und zeitlich flexibel sein. Flache Hierarchien, ein gutes Team und eine moderne technische Ausstattung sind ebenfalls wichtig.“
Unternehmen, die ihren Berufseinsteigern keinen „abwechslungsreichen Job, der eine Balance zwischen Privatleben und Arbeit ermöglicht“ bieten können, laufen Gefahr, ihre jungen Fachkräfte zu verlieren. Lukas Erlmeier kennt die Schwachstellen und nutzt diese zur Personalgewinnung für fortschrittlichere Firmen: „Alte Unternehmensstrukturen mit starren Hierarchien und wenig Vertrauen in das Können der Ypsiloner“ können Missmut erzeugen. Die neue Generation möchte „die Möglichkeit haben, sich selbst zu entwickeln“, betont der Personalberater.

Was tun die Arbeitgeber?

„Viele junge Unternehmen haben sich dem Arbeitsmarkt bereits sehr gut angepasst, denn sie werden entsprechend häufig von jungen Unternehmern geleitet“, erklärt Herr Erlmeier. Immer reichen interne Ausschreibungen und das Stellenangebot auf Online-Portalen aber nicht aus. Deswegen setzen gerade die vom Fachkräftemangel bedrohten Firmen auf einfach zu handhabende LinkedIn-Bewerbungen oder die Anstellung eines Personalberaters wie Lukas Erlmeier. Abgesehen vom Recruitment-Prozess gilt es aber auch, die Unternehmensorganisation und das Arbeitsklima im Auge zu behalten.
Dazu hat Henning Lehert, Junior Personalrecruiter bei Care.com Europe, einige gewinnbringende Vorschläge: „Das Duzen sollte zur Umgangsform gehören, um sich auf Augenhöhe begegnen zu können. Meetings können auch in lockerer Umgebung stattfinden (z.B. im Park). Die Hauptarbeit sollte von überall aus erbracht werden können. Dazu sind Laptops mit Internetverbindung Grundvoraussetzung. Flexible Arbeitszeiten gehören ebenfalls mittlerweile zum guten Ton. So kann auch auf nachtaktive Mitarbeiter eingegangen werden.  Pausenzeiten sollten nicht starr sein, um den Arbeitsfluss und/oder Kreativphasen nicht zu unterbrechen.“

 

Frau Dähne hat sich bei der Recherche zu ihrem Buch mit Maßnahmen beschäftigt, die Firmen ergreifen können, um sich attraktiver für die Generation Y zu machen. Sie glaubt nicht, dass der Ruf nach mehr Zeit für das Privatleben und Familienfreundlichkeit nur eine Modeerscheinung ist. „Die Unternehmen müssen sich im „Kampf um die besten Köpfe“ wirklich bewegen. Gute Leute sind rar, und wenn es immer weniger Fachkräfte gibt, müssen Firmen ihnen tatsächlich etwas bieten, um sie als Arbeitnehmer zu gewinnen. Am Ende geht es nicht mehr um höher, schneller, weiter, sondern um sinnvoller, nachhaltiger – und familienfreundlicher.“



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