Kurz und knapp: Wenn Sie die Wahl hätten zwischen zusätzlichen 5.000 EUR (oder sogar 10.000 EUR) pro Jahr oder ein paar Stunden Freizeit pro Woche mehr, in denen Sie machen könnten, was Sie wollen, was würden Sie wählen? Wenn Sie sich für Ersteres entscheiden würden (ganz real), dann würden Sie es womöglich bereuen. Der Grund? Aus Studien geht übereinstimmend hervor, dass Zeit wichtiger ist als Geld, um glücklich zu sein – insbesondere für Eltern.
Die Paar-, Beziehungs- und Affärentherapeutin Melanie Mittermaier zum Thema Geld und Beziehungen: „Mit deiner Beziehung zu Geld ist es wie mit deiner Beziehung zu deinem Partner/deiner Partnerin: Wie erfüllt du dich fühlst, hängt von deinen Gedanken ab.“ Und mit positiven Gedanken steigt auch das positive Gefühl in Bezug auf Geld sowie in der Beziehung und Familie und es bleibt mehr Zeit, um Neues auszuprobieren. Denn Zeit ist das kostbarste Gut, das wir haben – eine Woche wird nie mehr als 168 Stunden haben.
Anders gesagt: Zeit kann man nicht zurückbekommen, im Gegensatz zu Geld, weshalb sie kostbarer ist – insbesondere, wenn man das Gefühl hat, dass man immer unter Zeitknappheit leidet, aufgrund der Arbeit, der Freizeitaktivitäten der Kinder bzw. von zweistündigen Abendroutinen, bis die Kids dann endlich schlafen (und welche Eltern würden diese Dinge nicht für ihre Kinder tun?)
Sie möchten sich glücklicher fühlen in Ihrer Rolle als Eltern? Dann lesen Sie weiter, um zu erfahren, warum Zeit mehr Wert hat als Geld.
Zeit führt zu mehr Glück, nicht Geld
Aus einer 2019 durchgeführten Studie geht hervor, dass Menschen, mit sogenanntem „Zeitwohlstand“, das heißt mit ausreichend Zeit, um die Dinge zu tun, die sie gerne machen, glücklicher sind und erfüllendere soziale Beziehungen haben sowie zufriedenstellendere Karrieren und mehr Freude. Eine weitere Studie aus dem Jahr 2020 zeigt, dass sich die Priorisierung von Geld im Gegensatz zu Zeit negativ auswirken kann auf das Familienglück und das Glück insgesamt.
Diese Ergebnisse stehen leider im Gegensatz zum Alltag von geschäftigen, ausgebrannten Eltern, denn es mangelt ihnen eben gerade an Zeit. Viele Eltern sagen, dass sie sich immer unter Druck fühlen und über die Hälfte findet, dass es ihnen an freier Zeit mangelt.
Warum Eltern finden, dass sie an Zeitknappheit leiden
Einer der aktuellen Trendbegriffe in Internet und Social Media lautet „Zeitarmut“, er ist jedoch nicht komplett neu. Bereits 2006 beschäftigten sich unterschiedliche Forschende mit diesem Thema und aus den entsprechenden Studien geht hervor, dass manche Bevölkerungsgruppen wie Alleinerziehende, aber auch Zwei-Eltern-Familien ganz besonders unter Zeitknappheit leiden.
Seitdem wurden weitere Studien durchgeführt, aus denen hervorgeht, dass das Zeitfenster anscheinend kleiner geworden ist. Es konnte herausgefunden werden, dass Eltern mit Kindern unter 15 Jahren 14 Stunden weniger Freizeit pro Woche haben als alleinlebende Personen. Eine andere Studie besagt, dass Eltern heute doppelt so viel Zeit mit ihren Kindern verbringen, wie Eltern dies vor 50 Jahren taten.
Hinzu kommt, dass die Freizeitaktivitäten oder die eigenen beruflichen Verpflichtungen im Laufe des Lebens immer anspruchsvoller werden können, beispielsweise nach einer Beförderung oder wenn das Fußballteam der Tochter ins Finale kommt. Diese Hobbys oder der Beruf können dazu führen, dass beide Eltern das ganze Jahr lang quasi jedes Wochenende eingespannt sind.
Dabei fällt auf, auch wenn es nicht überrascht, dass Zeitarmut unverhältnismäßig mehr Frauen, Familien mit einem geringen Einkommen und Alleinerziehende betrifft (insbesondere Mütter).
Wie bekommt man Zeit zurück?
Kindererziehung und Arbeit sind immer eine Art von Stress, aber es gibt Möglichkeiten, wie Eltern sich jede Woche etwas mehr Zeit für sich freischaufeln können (oder zumindest ihre Einstellung ändern können). Erfahren Sie, was unsere Experten und Eltern dazu sagen.
1. Wie sieht es mit Ihrer Einstellung zu Freizeit aus?
Insgesamt ist es wichtig, dass Eltern sich im Hinblick darauf, wie sie ihre Zeit nutzen, über die verschiedenen Optionen – sowohl physischer als auch emotionaler Art – bewusst werden.
Manchmal können Rechnungen wie ein Berg sein und wir haben das Gefühl, dass die einzige Lösung ein höheres Einkommen ist. Mit dieser Einstellung kann es zu Schuldgefühlen und Stress kommen, wenn man seine Zeit für etwas anderes als Arbeit investiert.
Wenn wir uns eine Pause gönnen oder uns etwas Zeit für uns und ohne Kinder nehmen, dann kostet das zwar Zeit und bringt uns nicht mehr Einkommen – aber wir sorgen für uns. Und wenn wir für uns sorgen, dann können wir besser denken, besser arbeiten und letztendlich auch besser für unsere Kinder da sein. Das macht nachdenklich.
2. Die Kosten für Kinderbetreuung in einem anderen Licht sehen
Niemand gibt gerne Geld für Kinderbetreuung aus, aber die meisten von uns, insbesondere berufstätige Eltern, haben keine andere Wahl. Anstatt bei der Bezahlung Ihrer Babysitter oder der Kita Magenkrämpfe zu haben, können Sie die Sache in einem anderen Licht sehen: Als doppelte Investition, sowohl in Ihre Karriere als auch in das Wohlbefinden Ihres Kindes.
Wenn man Kinderbetreuung als Investition in die Entwicklung seines Kindes sieht, erhält der Kostenfaktor sofort eine andere Dimension. Das Alter zwischen 0 und 3 Jahren ist eine entscheidende Etappe für die Entwicklung des Kindergehirns, wobei es im Rahmen einer passenden Betreuung zahlreiche Stimulationen bekommt. Zwar ist Kinderbetreuung nicht die einzige Möglichkeit, aber es rückt sie in ein anderes Licht und nimmt dem Kostenfaktor die Schwere.
Und selbst wenn Sie gerade nicht berufstätig sind, können Sie sich einen Babysitter als Investition in sich selbst gönnen. Nutzen Sie eine freie Stunde für sich und machen Sie etwas, das Ihnen Freude bereitet. Sie werden sich anschließend umso besser um Ihre Kinder kümmern können.
3. Die Gegenwart genießen
Auch Achtsamkeit im Alltag kann dabei helfen, weniger unter Zeitknappheit zu leiden und sich nicht ständig gehetzt zu fühlen. Und das ist nicht nur eine Theorie. Aus Untersuchungen geht hervor, dass Achtsamkeit dabei hilft, generell das Gefühl zu haben, dass die Zeit langsamer vorbeigeht und man sich weniger gehetzt fühlt.
„Zunehmende Routine führt zu weniger intensiv und bewusst erlebten Ereignissen oder Handlungen. So kommt es dazu, dass man sich in derselben Zeitspanne an weniger unterschiedliche Ereignisse beziehungsweise Elemente einer Handlung erinnert und die Dauer als kürzer wahrnimmt.“
Achtsamkeit ist der Schlüssel, um die Zeit mit den Kindern zu genießen und somit zu mehr Familienglück. Denn wenn man nicht immer im Kommandoton und zwischen Tür und Angel mit seinen Kindern kommuniziert oder ständig zwischen Smartphone und Gespräch mit seinem Kind wechselt, dann erlebt man die Zeit bewusster und folglich rast sie auch nicht mehr.
4. Kauf von zeitsparenden Produkten
Dieser Punkt ist eine Art Quadratur des Kreises, denn zeitsparende Produkte kann man nur in Anspruch nehmen, wenn man das entsprechende Budget hat. Aus neuen Untersuchungen geht jedoch hervor, dass Personen, die in zeitsparende Produkte investieren, wie beispielsweise Take-away-Essen, zufriedener sind, im Vergleich zu jenen, die es nicht tun.
Und das gilt selbst für Familien mit wenig Geld, denn auch wenn man kaum über die Runden kommt, verhilft die Investition in zeitsparende Produkte zu mehr Familienglück.
Maria hat zwei Kinder und bestätigt, dass es oft ihre Lebensrettung ist, dass sie das Mittagessen für die beiden bestellen kann. „Manchmal sind wir nach dem Sport erst um 19 Uhr wieder zu Hause und haben noch nicht zu Abend gegessen. Natürlich fände ich es toll, wenn meine Kinder jeden Tag ein hausgemachtes Mittagessen in die Schule mitnehmen würden, aber ich habe einfach nicht die Zeit. Jetzt kaufen sie es und ich muss kein schlechtes Gewissen haben.“
5. Engagieren Sie eine Reinigungshilfe
Ja, es ist eine Ausgabe, aber die meisten Eltern – einschließlich früherer Skeptiker – stimmen zu, dass eine Reinigungshilfe einen großen Unterschied macht, da sie mehr Zeit haben für Hobbys, ihre Kinder oder ihre Arbeit (die Arbeit führt zwar nicht direkt zu mehr Freizeit, letztendlich jedoch schon, wenn man nach Hause kommt und das Badezimmer sauber ist).
„Ich hätte nie gedacht, dass ich mal Geld in eine Reinigungshilfe investieren würde“, sagt Lisa, Mutter von drei Kindern. „Vor drei Jahren habe ich jedoch den Schritt gewagt und es nie bereut. Sie kommt einmal pro Monat und das lohnt sich wirklich.“
6. Prioritäten setzen
Das Setzen von Prioritäten hilft beim Zeitmanagement, alles andere richtet sich dann danach. Wie man seine Zeit organisiert, hängt von den Prioritäten ab. Wenn die Kinder größer werden, dann können sich die Prioritäten ändern, denn die Kinder werden ihre Eltern auf eine andere Art und Weise brauchen. Wenn jedoch Geld die Priorität ist, dann kann dies möglicherweise mit der für die einzelnen Familienmitglieder verfügbaren Zeit in Konflikt treten.
Anders gesagt: Behalten Sie die Grobplanung für Ihre Familie immer im Auge.
7. Arbeitsaufteilung
Es ist keine Überraschung, dass mehr Frauen als Männer unter Zeitknappheit leiden, weshalb eine Arbeitsaufteilung so wichtig ist, insbesondere, wenn Sie eine Frau sind, die in einer Beziehung mit einem Mann lebt. Das gilt sowohl für die Suche nach einer passenden Kinderbetreuung als auch für die Aufteilung der mentalen Belastung. Wenn man Ihnen Dinge abnimmt, haben Sie mehr Zeit. Und das kommt der ganzen Familie zugute.