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We are family: Insights von Sarah & Gina

Eine Regenbogenfamilie im Interview

Alleinerziehend, Patchwork, Regenbogenfamilie – na und! Wir haben Eltern befragt, die jenseits des klassischen Mama-Papa-Kind(er)-Modells eine Familie haben, wie sie ihren Alltag meistern und wie ihre Mitmenschen ihnen begegnen. Diesmal mit Sarah & Gina.

Regenbogenfamilie

1. Wie hat sich das Familienkonstrukt, in dem du jetzt lebst, entwickelt?

Wir haben uns 2013 ganz zufällig über das Internet kennengelernt. Eigentlich hatte keine von uns Zeit für eine neue Beziehung. Sie steckte mitten in ihrer Masterarbeit und ich war dabei eine Praxis zu gründen und aufzubauen. Gina hatte, bis sie mich traf, gar keinen konkreten Kinderwunsch. Für mich gehörten Kinder ganz klar zu meinem Lebensentwurf. Und jetzt, knappe 6,5 Jahre später, sitzen wir hier und haben zwei wundervolle Kinder. 

Als wir beschlossen hatten, dass wir eine Familie gründen möchten, haben wir die verschiedenen Möglichkeiten durchgespielt und uns für die Variante der halbanonymen Samenspende über eine deutsche Samenbank entschieden. Wir wollten, dass unsere Kinder die Chance haben ihren Spender und damit den anderen biologischen Elternteil zu treffen, sobald sie dies äußern können. Aber wir wollten nicht, dass die Sorgerechtsfrage irgendwie gefährdet sein könnte. Meine Frau traut Deutschland an dieser Stelle zu, dass es im Zweifel für die heteronormative Familie ist. 

Die Kinderwunschbehandlung war eine sehr intensive Zeit, mit viel Hoffnung, Enttäuschung und einer enormen finanziellen Belastung. Als homosexuelles Paar wird man leider immer noch von den Krankenkassen diskriminiert. Insgesamt hat es knapp 1,5 Jahre gedauert bis ich schwanger geworden bin. Nach sechs gescheiterten Inseminationen, haben wir eine IVF probiert. Es ließen sich nur zwei gesunde und befruchtungsfähige Eizellen entnehmen. Die Ärztin sagte, dass es sehr unwahrscheinlich sei, dass ich beim ersten Versuch überhaupt schwanger werde und Zwillinge hat sie im Prinzip ausgeschlossen. Das eine ist die Statistik, das andere ist das Leben. Die Beiden wollten wohl auf die Welt kommen. 

2. Wie reagieren Menschen in deinem Umfeld auf eure Familie? Habt ihr euch jemals diskriminiert gefühlt? Wenn ja, in welcher Situation? Wie seid ihr damit umgegangen?

Die Reaktionen in unserem unmittelbaren Umfeld sind alle durchweg positiv oder neutral, was mir am liebsten ist, denn das Nicht-Feststellen eines Unterschieds, ist echte Gleichstellung. Selbstverständlich haben wir uns schon diskriminiert gefühlt. Mehr als einmal. Es fing bei der Kinderwunschbehandlung an, wobei ich sagen muss, dass die Klinik selbst großartig war und wir dort absolut gleich behandelt wurden. Das ist auch nicht selbstverständlich. Das Adoptionsverfahren war wohl das Diskriminierenste, was ich bisher erlebt habe. Wildfremde Menschen entscheiden, ob wir eine Familie sind oder nicht und, ob das Kindeswohl auch ja nicht gefährdet ist. Dass es sich um Wunschkinder handelt, ist ja wohl nicht von der Hand zu weisen. Mich würde mal interessieren wie eine heterosexuelle Familie darauf reagieren würde. Es ist sehr schwer damit umzugehen, denn durch die Abhängigkeit mussten wir viel schlucken. Insgesamt hat die Adoption ein Jahr gedauert. Als Familie hat es uns dafür noch näher zusammengebracht. 

3. Auf einer Skala von 0 bis 10: Wie sehr empfindest du dein Familienmodell als von der Gesellschaft akzeptiert?

Auf einer Skala von 1 bis 10 würde ich die Akzeptanz unseres Familienmodells als eine 8 einstufen, zumindest in Berlin. In weiten Teilen Deutschlands würde ich maximal eine 4 geben. Doch in Berlin sind es die Menschen gewohnt, dass nicht alle gleich sind und ich habe den Eindruck, dass es vielen auch einfach egal ist. Grundsätzlich habe ich beobachtet, dass meine Generation, also alles um die Mitte 30, keinen Unterschied macht. Und das ist das Schönste.

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Über Sarah & Gina

Die Mamas Sarah und Gina leben mit ihren Zwillingen in Berlin. Zu ihrer Familie gehört außerdem Labrador Balu. Wer die vier durch ihren Alltag begleiten möchte, kann ihnen auf Instagram folgen. Dort ist Sarah als Happy Twin Mum und Gina als gin_a_henr_y zu finden.

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Liebe Elternblogger, macht mit!

Familie ist etwas Einzigartiges und sieht für jeden Menschen anders aus. Wir wollen wissen, wie das bei Euch ist. Deshalb rufen wir alle Elternblogger, die sich in unseren Interviews wiederfinden, auf: Meldet euch bei uns unter julia.schambeck@care.com! Erzählt uns von euren Familien, euren Erfahrungen und eurem kleinen persönlichen Glück.

Alle Leser ohne eigenen Blog können uns gern in einem Kommentar unter diesem Artikel erzählen, was ihre Familie für sie so einzigartig macht. Wir sind gespannt auf Eure Geschichten!

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