Was ist Respekt? So können Sie Respekt kindgerecht erklären und vorleben

Lernen Sie eine einfache Definition für Respekt kennen und erfahren Sie, wie Sie Kindern aller Altersklassen dieses wichtige Konzept näherbringen können.

Als Kind wurde Ihnen vermutlich immer wieder eingetrichtert, andere Personen – insbesondere Erwachsene – zu respektieren. Damals war es ganz einfach: keine Widerworte geben, das Eigentum Anderer achten, nicht rumkaspern. Eine veraltete Sicht, der viele Eltern und Betreuungspersonen heute eine bessere Definition von Respekt entgegensetzen möchten. Daher suchen viele nach dem richtigen Weg, ihren Kindern dieses Konzept beizubringen.

Respekt ist ein zentraler Bestandteil gesunder Beziehungen. Aus diesem Grund sollte er möglichst früh erlernt werden. Wenn Kinder die Bedeutung von Respekt verstehen, wissen sie, wie sie andere behandeln sollten – und wie sie selbst behandelt werden sollten.

Aber wie entwickelt man eine Definition von Respekt, die auch für Kinder verständlich ist? Und wie bringt man ihnen bei, danach zu handeln? Genau das schauen wir uns in diesem Artikel genauer an.

Kindgerechte Definition von Respekt

Was ist Respekt? Einfach erklärt: Jede Person verdient es, dass man nett zu ihr ist, ihr zuhört und Rücksicht auf sie nimmt – das gilt für beide Seiten und damit selbstverständlich auch für das Kind. Kindern sollte man vermitteln, dass jeder Mensch wichtig ist und rücksichtsvoll behandelt werden sollte.

Achten Sie bei Kindern darauf, „abstrakte“ Konzepte wie Respekt mit einfachen Worten zu beschreiben: Respekt heißt, andere so zu behandeln, wie man selbst auch behandelt werden möchte. Der Grundgedanke dahinter ist, dass jeder Respekt verdient, auch wenn man nicht einer Meinung ist oder nicht das bekommen hat, was man will.

Dazu gehört auch, auf Dinge Acht zu geben – sei es das Spielzeug einer Freundin oder eines Freundes, die Umwelt oder ein Haustier –, denn Respekt beschränkt sich nicht auf Menschen.

Die Definition von Respekt umfasst aber auch das Respektieren von Grenzen. Der Satz „Nein heißt nein“ wird in der Regel im Zusammenhang mit sexuellem Einvernehmen gebraucht, doch er gilt ebenso für alle übrigen Aspekte persönlicher Grenzen. Daher ist auch dieser Grundsatz wichtig, um Kindern zu erklären, was Respekt eigentlich bedeutet. Kinder verinnerlichen das Konzept am besten, indem sie selbst diese Grenzen erkennen und achten – und indem ihre eigenen Grenzen geachtet werden.

Anhand welcher Beispiele kann man Kindern Respekt erklären?

Während ältere Generationen Respekt häufig einfach mit stillem Gehorsam gleichgesetzt haben, versucht die aktuelle Elterngeneration, ihren Kindern eine sehr viel differenziertere Definition nahezubringen. Für viele von uns sind Punkte wie körperliche Selbstbestimmung und Einvernehmlichkeit heute genauso wichtig wie Respekt. Manche Eltern unterscheiden auch zwischen Respekt haben und Respekt zeigen.

Respekt haben bedeutet, eine andere Person zu bewundern, weil sie sich diese Bewunderung durch eine vertrauensvolle Beziehung verdient hat. Diese Form von Respekt wird einer Person nicht automatisch zuteil. Respekt zeigen beschreibt hingegen die Erwartung der Gesellschaft, sich anderen gegenüber respektvoll – d. h. freundlich und rücksichtsvoll – zu verhalten. Hierzu gehört auch ein respektvoller Umgang mit Regeln.

Im Folgenden finden Sie einige Beispiele für eine kindgerechte Definition von Respekt: 

Zuhause

  • Sich für Mahlzeiten bedanken
  • Keine Unordnung hinterlassen
  • Fragen, bevor man Dinge benutzt, die einem anderen Familienmitglied gehören (und die Entscheidung respektieren)
  • Familienmitgliedern Hilfe anbieten (zum Beispiel, nachdem sie Einkäufe nach Hause gebraucht haben)
  • Verantwortungsvoll Aufgaben übernehmen – auch dann, wenn man vielleicht gerade keine Lust dazu hat

In der Schule

  • Schuleigentum pfleglich behandeln
  • Mitschülerinnen und Mitschülern, die Probleme haben, helfen
  • Andere in der Klasse oder in kleinen Gruppen willkommen heißen
  • Andere nicht beleidigen
  • Mitschülerinnen und Mitschülern wohlwollend begegnen (zum Beispiel durch positives Feedback nach einem Referat)

In der Öffentlichkeit

  • Vertretbare Regeln befolgen (zum Beispiel auf Wunsch von Gastgeber-/innen die Schuhe ausziehen)
  • Die Arbeit anderer Menschen wertschätzen (zum Beispiel gegenüber Reinigungskräften oder Personal in Geschäften und Restaurants)
  • Sich rücksichtsvoll verhalten und nicht absichtlich daneben benehmen
  • „Bitte“ und „danke“ sagen

Respekt Kinder

Wie kann man Kindern Respekt vermitteln?

Neben einer kindgerechten Definition von Respekt und praktischen Beispielen gibt es noch weitere Ansätze, um Kindern das komplexe Konzept von Respekt zu veranschaulichen.

1. Sagen Sie Ihrem Kind, was Respekt für Sie heißt

Überlegen Sie sich dazu zunächst selbst, was Sie unter Respekt verstehen und wie sich dieser Ihrer Meinung nach äußert. Es kann sein, dass Sie viele Konzepte von außen verinnerlicht haben, die Ihre eigene Definition von Respekt nicht gut widerspiegeln. Sobald Sie sich über Ihre eigene Definition im Klaren sind, fällt es Ihnen auch leichter, Ihren Kindern diese zu erklären. 

Möglicherweise führt dies zu einer Unterhaltung, die sich über Jahre hinzieht. Vielleicht wandelt sich Ihre Definition auch mit der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung. Scheuen Sie nicht davor zurück, Ihren Kurs neu auszurichten und gemeinsam mit Ihrem Kind aus Fehlern zu lernen.

2. Leben Sie Respekt im Alltag vor

Sobald Sie die Grundlage geschaffen haben, sollte der nächste Schritt darin bestehen, Ihren Kindern Respekt vorzuleben und mit gutem Beispiel voranzugehen. Dazu gehört auch, auf Ihr eigenes Verhalten zu achten, das Sie in vielen verschiedenen Situationen an den Tag legen können, zum Beispiel:

  • In Unterhaltungen mit Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin, Familienmitgliedern und Freundinnen und Freunden
  • Bei Begegnungen mit Nachbarinnen und Nachbarn
  • In Gesprächen mit Angestellten in Geschäften
  • Beim Umgang mit Fremden 

Dieser Schritt beinhaltet auch, Ihrem Kind zu zeigen, wie Sie Ihrem Umfeld mit Respekt begegnen, egal ob es darum geht, Ihren Platz in einem Restaurant sauber zu hinterlassen oder keinen Abfall auf die Straße zu werfen.

Kinder orientieren sich sehr stark an Ihren Handlungen. Sie brauchen daher Möglichkeiten, um spielerisch zu lernen, wie respektvolles Verhalten geht.

3. Seien Sie respektvoll in der Kommunikation mit Ihren Kindern

Kinder sollten unbedingt verstehen, dass Respekt keine Einbahnstraße ist. Für Erwachsene bedeutet das, dass auch sie den Kindern gegenüber Respekt an den Tag legen sollten. Wir zeigen Ihnen einige Beispiele, mit denen Eltern ihren Kindern vermitteln können, dass sie sie respektieren:

  • Erkennen Sie die Gefühle Ihrer Kinder an.
  • Drücken Sie sich klar aus, um Missverständnissen vorzubeugen.
  • Achten Sie die Grenzen Ihrer Kinder (zum Beispiel, wenn ein Kind keine Umarmung möchte).
  • Hören Sie aktiv zu und seien Sie den Interessen Ihrer Kinder gegenüber aufgeschlossen (ebenso wie bei Erwachsenen).

Begeben Sie sich auf die Augenhöhe des Kindes, stellen Sie Blickkontakt her (sofern es für das Kind nicht unangenehm ist), fragen Sie, wie sein Tag war, und zeigen Sie Ihre Freude darüber, es zu sehen. Auf diese Weise fühlen sich Kinder nicht nur respektiert, sondern lernen auch „in der Praxis“, wie man sich respektvoll verhält.

4. Nutzen Sie Ressourcen wie Bücher und andere Medien 

Zeigen Sie Ihren Kindern Videos, die erklären, was Respekt ist, und emotionale und soziale Fähigkeiten fördern. Einige Beispiele für nützliche Ressourcen sind:

Auch Bücher eignen sich sehr gut, um ein wichtiges Gespräch über Grenzen und Respekt zu beginnen. Bücher wie Pixi Wissen 35: Toleranz und Respekt: Einfach gut erklärt! von Brigitte Hoffmann können hierbei hilfreich sein.  

5. Sprechen Sie darüber, wie man mit einem Mangel an Respekt umgeht

Eltern und Betreuungspersonen dürfen nicht vergessen, dass es immer Ausnahmen gibt – auch beim Thema Respekt. Wenn einem Kind kein Respekt entgegengebracht wird (oder es dies bei einem anderen Kind bemerkt), weil es beispielsweise gemobbt wird, dann kann es für das Kind nötig sein, sich durchzusetzen oder Anzeichen für Respektlosigkeit mitzuteilen. 

Das Kind hat dann die Möglichkeit, zu äußern, wie es stattdessen behandelt werden möchte. Darüber hinaus sollten Kinder immer ermutigt werden, sich einem Erwachsenen anzuvertrauen, wenn sie sich nicht ausreichend respektiert fühlen oder ihre Gefühle verletzt wurden.

6. Finden Sie heraus, was man in anderen Kulturen und Kontexten unter Respekt versteht

Denken Sie immer daran, dass die Definition von Respekt oft kulturell bedingt ist und sich mitunter sogar von Person zu Person unterscheiden kann. 

Respekt kann für verschiedene Menschen etwas völlig anderes bedeuten. Daher ist es immer sinnvoll, nahestehende Personen zu fragen, was Respekt für sie beinhaltet oder was erforderlich ist, damit sie sich respektiert fühlen.

Fazit: Weshalb Respekt eine wichtige Lektion ist

Respekt ist sowohl auf Mikroebene – zum Beispiel für ein harmonisches Familienleben – als auch im breiteren gesellschaftlichen Kontext von Bedeutung. Wird Respekt nicht flächendeckend praktiziert, entsteht ein soziales Vakuum, das sich mit Verachtung füllt. Verachtung erleichtert es den Menschen, die Gefühle, Bedürfnisse und die Menschlichkeit anderer zu missachten – ein Trend, der sich in toxischen Online-Kommentarspalten immer häufiger beobachten lässt.

Wenn man Kindern das Konzept von Respekt erfolgreich vermittelt, kann dies zu einem Gefühl emotionaler Sicherheit beitragen. Gerade Kinder sind besonders stark auf ein emotional sicheres Umfeld angewiesen, da ihr Nervensystem so sehr auf die Erwachsenen in ihrer Umgebung eingestellt ist. Je sicherer die Erwachsenen wahrgenommen werden, desto mehr emotionale Sicherheit haben Kinder, wodurch sie sich wiederum besser entwickeln können.  Respekt stärkt auch unsere Empathiefähigkeit. Er fördert eine Kultur der Dankbarkeit und Freundlichkeit – und nichts anderes sollte unsere Gesellschaft demonstrieren.



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