Schlafregression Baby

Schlafregression bei Babys: Wenn Kleinkinder plötzlich wieder schlecht schlafen

Was ist eine Schlafregression? Und werden die schlaflosen Nächte jemals enden?

Hier ein paar Tipps und beruhigende Fakten von Expertinnen und Experten

Als Eltern oder Betreuungsperson weiß man, dass die Redewendung „Schlafen wie ein Baby“ etwas weit hergeholt ist. Die wenigsten Babys schlafen durch und ihr Schlafrhythmus ändert sich meist auch immer wieder. Hinzu kommt, dass jedes Baby anders ist. Auch deshalb gibt es so viele unzählige Empfehlungen und Ratschläge zu einer möglichst erholsamen Nachtruhe – für Ihr Baby und Sie. Was für die eine Familie funktioniert, führt nicht automatisch auch für andere Familien zum Ziel. Und selbst wenn Sie das Glück haben, dass Ihr Baby gut schläft, kann sich das ab einem bestimmten Alter ändern. So kann es in verschiedenen Phasen der Entwicklung zu einer sogenannten Schlafregression kommen. 

Gerade in den ersten 12 Lebensmonaten machen Babys eine erstaunliche körperliche Entwicklung durch. Sie vervierfachen ihr Gewicht, lernen zu krabbeln, sich hochzuziehen, ihre ersten Worte zu sprechen. Es wäre ziemlich überraschend, wenn sich das nicht auf ihren Schlaf auswirken würde. 

Der Fachbegriff hierfür ist Schlafregression. Was das ist und was Eltern tun können, um diese anstrengende – vorübergehende! – Entwicklungsphase möglichst gut zu überstehen, werden wir uns im Folgenden ansehen. 

Was versteht man unter einer Schlafregression bei Babys?

Babys entwickeln sich mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit und stetig verändert sich etwas – so auch ihr Schlafverhalten. Beim Übergang zu einem festen Schlafrhythmus können sich Schlafmuster wieder umkehren. Ist das der Fall, sprechen Expertinnen und Experten von einer Schlafregression. 

In dieser Phase haben Kinder plötzlich wieder Probleme beim Einschlafen, sie sind insgesamt unruhiger, wachen nachts häufiger auf und weinen mehr. Eine Schlafregression kann in unterschiedlichen Entwicklungsphasen und je nach Kind unterschiedlich stark ausgeprägt auftreten. Für gewöhnlich erstreckt sie sich über ein paar Tage oder wenige Wochen.

Woran erkennt man eine Schlafregression?

Da Babys nicht mit uns sprechen und uns nicht mitteilen können, was sie beschäftigt, empfinden es viele Eltern als erleichternd, dem Ganzen einen Namen geben zu können. Das hilft ihnen, das Verhalten ihres Babys nachzuvollziehen und besser damit umzugehen. 

Eine Schlafregression äußert sich beispielsweise durch folgende Anzeichen:

  • Ihrem Baby fällt es plötzlich wieder schwerer, einzuschlafen, und es braucht sehr viel Nähe
  • Ihr Kind wacht nachts wieder häufiger auf
  • Ihr Kind wacht morgens sehr früh auf
  • Die Schlafphasen tagsüber werden kürzer
  • Ihr Baby findet tagsüber nur schwer in den Schlaf oder verweigert Schläfchen komplett

So anstrengend diese Phasen auch sein mögen, ein Anlass zur Sorge sind sie immerhin nicht. Zeiten, in denen Babys schlecht schlafen, sind völlig normal und gehören zu ihrer Entwicklung dazu. Positiv ist, dass Sie diese Phasen auch nutzen können, um Ihr Baby an gewisse Routinen zu gewöhnen und den Grundstein für zukünftige ungestörte Nächte zu legen. 

Ursachen für eine Schlafregression

Wenn Kinder plötzlich wieder unruhiger schlafen, hat das meist eine von zwei Ursachen: Entweder erleben sie einen altersbedingten Entwicklungsschub, etwa wenn sie beginnen, feste Nahrung zu essen. Oder sie entwickeln sich gerade körperlich weiter und lernen zum Beispiel zu sitzen oder zu stehen. 

Da Babys ständig Neues lernen und jeder Entwicklungsschritt auch erst einmal verarbeitet werden muss, strömen sehr viele Sinneseindrücke auf ihr Gehirn ein. 

Deshalb kann es in den ersten Lebensmonaten eines Kindes immer wieder zu Phasen mit unruhigen Nächten kommen. Die erste Phase beginnt für gewöhnlich, wenn Babys anfangen, sich zu drehen. Wenn Babys etwas Neues lernen, wiederholen und üben sie das so lange, bis sie es können. Sie sind dann so auf ihre neue Fähigkeit fokussiert, dass das Schlafen an Priorität verliert. 

Entwicklungsphasen, in denen häufig Schlafregressionen auftreten

Schlafregressionen treten typischerweise im Alter von 4, 8, 12, 18 oder 24 Monaten auf. Rund um den ersten Geburtstag und mit 2,5 Jahren wehren sich Kleinkinder außerdem oft dagegen, tagsüber zu schlafen.

Wie gängig das ist, zeigt zum Beispiel auch eine einfache Google-Suche. Gibt man „Baby schläft unruhig“ in die Suchzeile ein, schlägt Google direkt vor, die Suchanfrage um „vier Monate“ zu ergänzen.

Auch Unterhaltungen mit anderen Müttern und Vätern werden Ihnen zeigen, dass es den meisten Eltern ganz ähnlich geht und es einfach Entwicklungsphasen gibt, in denen Kinder wieder unruhiger schlafen, nachts häufiger aufwachen und allgemein weinerlicher sind. 

Bestimmte Verhaltensmuster lassen sich über Generationen hinweg beobachten – so auch die Schlafregression. Daran können wir nichts ändern. Was sich allerdings ändern lässt, ist unser Wissen darüber und wie wir damit umgehen. 

Es gibt verschiedene Meilensteine, die typischerweise mit einer Schlafregression einhergehen. Da sich Babys und Kleinkinder aber alle in ihrem individuellen Tempo weiterentwickeln und neue Kenntnisse in ihrer eigenen Reihenfolge lernen, dienen solche Meilensteine immer nur als grobe Orientierung.

4–6 Monate

  • Babys lernen, sich zu drehen
  • Sie lernen, zu sitzen 

6–12 Monate

  • Babys beginnen, sich hochzuziehen und zu stehen 
  • Sie fangen an zu krabbeln oder zu gehen
  • Sie beginnen, feste Nahrung zu essen 

12–18 Monate

  • Statt mehrmals am Tag schlafen Babys jetzt tagsüber nur noch einmal
  • Sie lernen und verfeinern ihre motorischen Kenntnisse
  • Trennungsangst 
  • Sie beginnen, ihr Umfeld bewusster wahrzunehmen 

18–24 Monate

  • Trennungsangst
  • Ihr Schlaf-Wach-Rhythmus verändert sich 
  • Albträume
  • Größere Veränderungen wie der Umzug in ein größeres Bett oder ein neues Geschwisterchen

Auch wenn es sich manchmal anfühlen mag, als würden die schlaflosen Nächte niemals enden, werden die Abstände zwischen den Entwicklungsschüben mit der Zeit größer. Haben Sie Geduld und denken Sie immer daran, dass Ihr Kind einfach damit beschäftigt ist, all die vielen Eindrücke des Tages zu verarbeiten. 

schlafregression

Tipps zum Umgang mit einer Schlafregression

Die erste und damit für viele Eltern auch am deutlichsten wahrgenommene Schlafregression tritt um den vierten Lebensmonat herum auf – nicht plötzlich, sondern eher schleichend. Aus einer „schlechten“ Nacht werden viele und irgendwann fällt Ihnen auf, dass Ihr Baby allgemein sehr unruhig schläft. 

Die Gründe dafür vorab zu kennen, hilft Eltern, die richtigen Erwartungen zu setzen, sich darauf einzustellen und sich die für sie beste Strategie im Umgang damit zu überlegen. Expertinnen und Experten sowie erfahrene Eltern geben unter anderem folgende Tipps: 

Vermeiden Sie Reflexreaktionen 

Wenn Ihr Baby zuvor bereits selbstständig einschlafen konnte, versuchen Sie, dies beizubehalten. Bedenken Sie, dass kurzfristige Lösungen schnell zu einer Routine werden können, die lange über die Phase der Schlafregression hinaus bestehen bleiben kann.

Überlegen Sie sich deshalb vorab gut, welche Routinen – sei es zum Einschlafen zu stillen oder Ihr Baby auf dem Arm in den Schlaf zu wiegen – für Sie auch langfristig umsetzbar sind und gewöhnen Sie Ihrem Kind nichts an, von dem Sie wissen, dass es für Sie nur eine Übergangslösung sein kann.

Gerade auf neue Verhaltensweisen reagieren wir oft reflexartig, ohne uns Gedanken über mögliche Auswirkungen zu machen. Indem Sie sich vorab fragen, wie Sie langfristig auf ein bestimmtes Verhalten reagieren möchten, vermeiden Sie, dass eine Reflexreaktion ungewollt zur Routine wird.

Natürlich kennen Sie als Eltern Ihr Kind am besten. Wenn Sie sich sicher sind, dass Ihr Kind gesund ist und es keinerlei Unbehagen verspürt, können Sie auch während einer Schlafregression mit dem Schlafcoaching fortfahren. Glücklicherweise erinnern sich Babys nach einer Schlafregression aber recht schnell wieder an ihre gewohnten Schlafroutinen. Für gewöhnlich haben sie nach ein paar Tagen wieder in den alten Rhythmus zurückgefunden.

Halten Sie sich an die gewohnte abendliche Routine

Schaffen Sie eine entspannte, ruhige Atmosphäre und beginnen Sie von Anfang an, eine feste Routine zu etablieren. Ein Teil davon kann zum Beispiel sein, sich gemeinsam ein Buch anzusehen.

Bedenken Sie auch hier wieder, dass es um eine langfristige Lösung geht und diese auch jeden Abend umsetzbar sein sollte. Dimmen Sie gegen Abend das Licht und sorgen Sie beim Zubettgehen für Dunkelheit und Ruhe. 

Achten Sie auf viel Bewegung und frische Luft

Wie gut wir schlafen, hängt oft damit zusammen, was wir tagsüber machen und wie wir unseren Tagesablauf gestalten. Das schließt Bewegung und Zeit an der frischen Luft mit ein. Man sagt, dass es Babys hilft, einen Tag-Nacht-Rhythmus zu entwickeln, wenn man es unterschiedlichen Lichtverhältnissen aussetzt, sprich sowohl morgens als auch nachmittags mit ihnen nach draußen geht. 

Drinnen können Sie Ihr Baby möglichst oft auf der Krabbeldecke ablegen, damit es seine neuen Fähigkeiten üben kann. Dadurch ist es abends dann auch ausgepowert und schläft hoffentlich besser. 

Das heißt auch, dass Babys nicht mehr Zeit als unbedingt nötig im Kinderwagen oder Autositz verbringen sollten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt allgemein, Kinder unter einem Jahr nicht länger als eine Stunde im Kinderwagen sitzen zu lassen. Für die Bodenzeit gilt: So oft wie möglich.
Geben Sie Ihrem Baby ausreichend Gelegenheit, sich zu bewegen und neue motorische Fähigkeiten zu entwickeln.

Schlafregressionen aufgrund physischer Entwicklungsschübe lassen sich auch entgegenwirken, indem Sie Ihrem Baby tagsüber öfter die Möglichkeit geben, neue Fähigkeiten zu trainieren. Legen Sie Ihr Baby beispielsweise oft genug auf dem Bauch ab, damit es üben kann, sich zu drehen. Dasselbe gilt für die Rückenlage sowie das Sitzen und Stehen.

Suchen Sie sich Unterstützung

Apps wie Oje, ich wachse! bieten hilfreiche Informationen zu den einzelnen Entwicklungsphasen eines Kindes. Es wird beschrieben, in welchem Alter sie welche Fähigkeiten lernen und vor welche Herausforderungen sie das stellt. 

Die Entwicklungsphasen werden basierend auf dem errechneten Geburtstermin bestimmt und voraussichtlich schwierige Zeiten entsprechend markiert. Schwarz auf weiß zu sehen, dass etwaige Schlafprobleme aktuell absolut normal sind, kann helfen, dies zu akzeptieren und entspannter mit der Situation umzugehen. 

Auch Unterhaltungen mit anderen Eltern, sei es in den sozialen Medien oder persönlich im Freundeskreis, können guttun. Gerade an schwierigen Tagen – die ja auch keine Seltenheit sind – hilft Empathie und das Gefühl, nicht allein zu sein und verstanden zu werden. 

Außerdem kann Folgendes helfen: 

  • Mütterpflegerinnen oder postpartale Doulas unterstützen bei der emotionalen und physischen Erholung nach der Geburt.
  • Paare können getrennt schlafen, damit immerhin ein Elternteil durchschlafen darf. 
  • Babymassagen vor dem Schlafengehen helfen Ihrem Kind sich zu entspannen und leichter in den Schlaf zu finden. 
  • Halten Sie sich immer wieder vor Augen, dass die schlaflosen Nächte irgendwann ein Ende haben und auch das vorbeigeht. 

Wann sollten Sie ärztlichen Rat einholen?

Grundsätzlich gilt wie so oft: Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl. 

Wenn Ihr Baby beispielsweise nie länger als 45 Minuten am Stück schläft – alleine, auf einer festen Unterlage –, könnte dies auch medizinische Gründe haben. Reflux kommt zum Beispiel nicht selten vor und kann für Babys extrem unangenehm sein. Auch eine Hypersensibilität kann der Grund für unruhigen Schlaf sein.

Gleiches gilt für virale Infekte, die sich durch Fieber und Appetitlosigkeit oder auch deutlicher durch Husten und Schnupfen bemerkbar machen. 

Selbst, wenn alles in Ordnung ist, kann es guttun, von kompetenter Seite zu hören, dass es keinen Grund zur Sorge gibt. 

Fazit

Schlaflose Nächte sind hart für Eltern und Betreuungspersonen – und in den ersten Lebensmonaten von Babys leider auch keine Seltenheit. 

Der beste Umgang mit einer Schlafregression besteht darin, geduldig zu bleiben, die gewohnte Routine beizubehalten und immer auf dieselbe Weise auf Proteste seitens des Babys zu reagieren. Behalten Sie immer im Hinterkopf, dass Sie nicht allein sind, tauschen Sie sich mit anderen Eltern aus und besprechen Sie innerhalb Ihrer Familie, wie Sie sich gegenseitig am besten unterstützen können.