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Umfrage: Pflege und Versorgung im Alter

In einer aktuellen Untersuchung befragte Betreut.de 2.430 Frauen hinsichtlich ihrer Aufgaben und Vorstellungen im Bereich der Pflege ihrer älteren Angehörigen und der eigenen Versorgung im Alter.

Die Kernergebnisse der Studie „Pflege im Alter“ zeigen eine Priorisierung von Zwischenmenschlichkeit und Fürsorge der Befragten gegenüber ihren älteren Angehörigen: Die Nähe zu älteren Familienmitgliedern und die Relevanz der Beziehung zu ihnen wird durch die Häufigkeit ihrer Besuche, die Einschätzung, einen guten bis sehr guten Einblick in das tägliche Leben der älteren Angehörigen zu haben (sowohl deren Gesundheitszustand als auch, was die älteren Angehörigen beschäftigt) und der Anspruch, die favorisierte Pflegeform der Angehörigen zu kennen und ermöglichen zu wollen, deutlich.

Reale Unterstützung

Die Befragten aus drei unterschiedlichen Generationen (Sandwich-Generation, Generation X und Millenials) unterstützen ihre älteren Angehörigen häufig in alltäglichen Situationen (Erledigungen und Hilfe im Haushalt), bei der Organisation von Arztbesuchen und in finanziellen Belangen.

Frauen helfen ihren älteren Angehörigen bei

 

Haben die Frauen bereits Kinder, die aus dem elterlichen Haushalt ausgezogen sind, besuchen diese ihre älteren Angehörigen sogar häufiger als ihre Kinder: Knapp jede Zweite besucht ihre älteren Angehörigen einmal pro Woche, jede Fünfte sogar täglich. Aber auch 38% der ausgezogenen Kinder bekommen einmal in der Woche Besuch von ihren Müttern.

Arbeit oder Pflege?

Die Themen Pflege und Versorgung älterer Angehöriger berühren nicht nur das private Leben der befragten Frauen. Auch auf ihre berufliche Tätigkeit würde sich ein Pflegefall in der Familie weitreichend auswirken. Während die Reduzierung oder der Ausfall der Arbeitszeit den Arbeitsgeber tangieren, betrifft das Hinnehmen von Karriereeinbußen die Frau als Arbeitnehmerin:

Auf die Frage, ob die Frauen bereit seien, Karriereeinbußen hinzunehmen, um sich um einen pflegebedürftigen Angehörigen zu kümmern, antwortetet über die Hälfte der Befragten mit Ja, während nur 13,7% dies verneinen. Ein ähnliches Ergebnis zeigt sich bezüglich der Bereitschaft für eine berufliche Auszeit: Während 45% der Befragten beruflich eine Auszeit nehmen würden, um für pflegebedürftige Angehörige zu sorgen, schließen nur 16% ein Ausscheiden aus dem Beruf aus. Bei 39% der Frauen herrscht hingegen keine klare Vorstellung, wie sie in dieser Frage verfahren würden.

Die Dauer der beruflichen Auszeit würde sich bei knapp einem Drittel der Frauen über einen Zeitraum von einem bis sechs Monaten erstrecken, während 28% sogar angeben „so lange es nötig sei“ aus dem Beruf auszuscheiden.

Berufliche Auszeit für Pflege

Kommen Frauen in die Situation, Anpassungen im Arbeitsleben vornehmen zu müssen, um sich um einen älteren Angehörigen zu kümmern, versuchen sie zunächst, ihre Termine nach den Verpflichtungen ihrer älteren Angehörigen zu planen, die Arbeitszeit zu reduzieren oder die Gleitzeit auszunutzen. 28% der Befragten beantragten Sonderurlaub. Über ein Fünftel der Frauen, die bereits aufgrund eines Pflegefalls beruflich eingeschränkt waren, fielen komplett aus.

Was würde sich aus dieser Pflegesituation ergeben? Wie würde die Auszeit aus dem Beruf das Familienleben der Frauen beeinflussen? Die Befragten prognostizieren besonders häufig finanzielle Einschränkungen, ob alltäglicher Natur oder in der Freizeitgestaltung.  Neben den monetären Auswirkungen befürchten Frauen zeitliche Einbußen: Weniger Zeit mit dem Partner und mit den Kindern verbringen zu können werden von jeweils von 44% (Partner) und 29% (Kinder) der Befragten vermutet.

Emotionale Anspannung und Druck

Über ein Drittel der Frauen empfindet einen Druck hinsichtlich ihrer Verantwortung gegenüber den älteren Angehörigen, wenn es um das Thema Pflege und Seniorenbetreuung geht. Die Ursachen sind vielfältig: Neben der basalen, finanziellen Einschränkung befürchten sie, nicht genügend Kraft aufbringen zu können (47%), die Einschränkung des eigenen Freiraums (42,8%) und familiäre Konflikte (32%). Nicht den Erwartungen ihrer Angehörigen entsprechen zu können (33%) ist ebenfalls eine Sorge.

Einfluss von Pflege und Auszeit im Job

Zudem verspürt über die Hälfte der Frauen manchmal das Gefühl, nicht genug für ihre älteren Angehörigen da zu sein. Dieses Gefühl ist nicht ganz unbegründet, da auch 40% der befragten Frauen aus der Babyboomer-Generation (51+ Jahre) angeben, den Wunsch zu haben, ihre jüngeren Angehörigen seien manchmal mehr für sie da.

Die Aussagen, bei welchen Aufgaben die ältere Generation Unterstützung erwarte, decken sich allerdings mit der realen Unterstützung der jüngeren Generationen. Die Top 3 der am häufigsten gegebenen Antworten sind auch hier: Unterstützung im Haushalt (44%), Einkäufe erledigen (44%) und Begleitung zu Arztbesuchen (30%).

Die Frage der Relevanz von zwischenmenschlicher Nähe und finanzieller Unterstützung im Alter beantworten die Frauen der drei Generationen eindeutig. Zwischenmenschliche Nähe ist für 3 von 4 Befragten wichtiger als eine finanzielle Aufwendung. Auch schätzen 88% der Befragten aus den beiden jüngeren Generationen, dass dies für ihre älteren Angehörigen ebenfalls wichtiger ist.

Frauen aus der Generation X (36-50 J.) und der Millenial-Generation (17-35 J.) gehen davon aus, dass ihre älteren Angehörigen am ehesten das Leben in der Familie als Betreuungsform im Pflegefall wählen würden, während ein Drittel der Meinung ist, ihre älteren Angehörigen würden eine ambulante Pflegeoption bevorzugen. Diese Einschätzung der favorisierten Form von Pflege ähnelt den Wünschen der Frauen der Babyboomer (51+ J.). Jede Zweite gibt an, sich ein Leben in der Familie zu wünschen, während sich 40% für eine ambulante Lösung aussprechen.

Pflegewunsch älterer Angehöriger

Die Einschätzung der favorisierten Betreuungsform und der existierende Wunsch nach einer Betreuung in der Familie harmonieren. Darüber hinaus gehen die Studienergebnisse einen Schritt weiter: Sie zeigen auch, dass die Befragten mehrheitlich (81%) den Anspruch an sich stellen, die bevorzugte Betreuungsform zu realisieren. Jede zweite Frau kann sich daher vorstellen, ihre älteren Angehörigen bei sich aufzunehmen.

Ältere Angehörige bei sich aufnehmen