In unser großes Thema „Stadt oder Landleben?“ haben sich auch Lisa Harmann und Katharina Nachtsheim vom Elternblog stadtlandmama.de eingereiht. Seit Lisas Wegzug aus der Hauptstadt vor einigen Jahren berichten die beiden Mamas nun aus ganz unterschiedlichen Perspektiven über ihr Leben und den Alltag mit Kindern. So bloggt Stadt-Mama Katharina eher über die Frage nach Haustieren in der City, während Lisa sich über den Platz und die Freiheit freut, die ihre Kleinen auf dem Lande haben. Für uns haben die beiden einfach mal so ins Blaue hinein über ihre jetzigen Wohnorte sinniert. Schaut Euch den Erfahrungsaustausch an!
Katharina: Lisa, Du wohnst nun seit fünf Jahren im Bergischen Land. Sei ehrlich: Wann hast Du Dich zuletzt nach Berlin zurück gesehnt?
Lisa: Oh, das tue ich sehr oft. Wenn ich mir meinen Coffee-to-go morgens selbst mache, weil es hier kein Café gibt, wenn ich sehe, dass Freunde von damals grad auf einer Veranstaltung sind, auf die ich früher auch regelmäßig ging oder ich mal wieder eine Einladung in der Hauptstadt ablehnen muss, weil es einfach zu weit weg ist. Aber genauso hab ich mich dort nach der guten Luft, nach dem weiten Blick und der Ruhe gesehnt, die wir hier haben – und die vor allem den Kindern auch so gut tut. Und Du? Wann hast Du Dich das letzte Mal aufs Land gesehnt?
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Katharina zum Stadtleben:
„Vor drei Tagen, als ich nach einem Jobtermin in einer völlig überfüllten U-Bahn stand, rechts und links von mir übel riechende Menschen. Da dachte ich mir: Warum tue ich mir das eigentlich an?“
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Katharina: Vor drei Tagen, als ich nach einem Jobtermin in einer völlig überfüllten U-Bahn stand, rechts und links von mir übel riechende Menschen. Da dachte ich mir: Warum tue ich mir das eigentlich an? Aber so ist es wohl – alles hat seine Vor- und seine Nachtteile. Ihr hattet ja auch etwas Startschwierigkeiten auf dem Land, fühlt Euch jetzt aber total wohl. Wann hast Du Dir das letzte Mal gedacht: Wie konnte ich nur jemals in der Großstadt wohnen?
Lisa: Solche Gedanken hab ich ehrlich gesagt nicht. In meiner Brust schlagen wirklich zwei Herzen. Die eine Hälfte meines Lebens hab ich mitten in Berlin verbracht, die andere Hälfte hier auf dem Land mit Wald und Wiesen und Tieren. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Aber klar, wenn ich höre, dass andere Mütter erst einmal Spritzen oder Hundekacke aus dem Spielplatzsand ziehen müssen, dann ist das hier schon angenehmer.
Katharina: Fehlt Dir das nicht: Gute Restaurants, Bars, Museen, Kneipen?
Lisa: Total! Deswegen hab ich nach neun Jahren im Homeoffice auch vor zwei Jahren gesagt: Ich muss mal wieder raus! Ich arbeite jetzt zum Teil also in Köln und bin dadurch regelmäßig in der Stadt. Ich mag das. So verschiedene Leute, so viel Gewusel, das belebt mich. Und je größer die Kinder werden, desto öfter bin ich nun auch abends wieder unterwegs. Und da ist die Stadt immer die erste Wahl. Aber es ist auch nicht so, dass wir hier abgeschlossen von der Außenwelt leben. Wir wohnen ja in einem großen Haus mit vielen Menschen, in dem es auch Gästezimmer gibt und da ist wirklich immer etwas los. Langweilig wird es hier nie. Ich könnte Dich übrigens auch fragen – ob Dir das nicht fehlt: Natur, Ruhe, lange Spaziergänge…
Katharina: Meine Mutter wohnt ja in einem Dorf in Franken. Immer wenn ich dort bin, genieße ich diese unglaubliche Stille. Und tatsächlich ist es wunderbar, spazieren zu gehen, ohne ständig in Hundekacke zu treten oder jemandem zu begegnen. Auf der anderen Seite merke ich dann auch immer, wie praktisch ich es finde, alles direkt vor der Haustür zu haben. Wir leben ja autofrei, weil ich alles zu Fuß oder mit dem Rad mache.
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Lisa zum Landleben:
„Unser Auto nenne ich hier echt fahrendes Zuhause.“
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Lisa: Das geht bei uns natürlich nicht. Unser Auto nenne ich hier echt „fahrendes Zuhause“. In Berlin hatte ich auch kein Auto. Da gab’s die Straßenbahn gleich vor der Tür, ich hatte einen Zwillingskinderwagen und einen Fahrradanhänger und war damit unterwegs. Hier ist das etwas anderes. Alles ist weit voneinander entfernt. Zu jedem Hobby muss ich die Kinder bringen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das hier nicht möglich. Andererseits sprechen wir im Auto aber auch unheimlich viel miteinander, weil keiner weglaufen kann. 😉
Katharina: Wie hat der Umzug aufs Land die Kinder eigentlich verändert?
Lisa: Tatsächlich hatten vor allem die Zwillinge in Berlin immer wieder mit Bronchitis zu kämpfen, sie mussten oft inhalieren, wir wohnten halt auch an einer vierspurigen Straße, erster Stock, Vorderhaus. Das hat sich hier rapide verbessert. Ansonsten, nun, die Kleinen waren drei, als wir hier herzogen, jetzt sind sie acht. Das ist schon eine ziemliche Entwicklung, bei der ich nicht weiß, was vom Landleben kommt. Aber es tut ihnen auf jeden Fall gut, hier jederzeit nach draußen zu rennen und aufs eigene Fußballtor zu kicken.
Katharina: Das hört sich schön an. Wir müssen eben immer Ausflüge ins Umland machen, um Natur-Feeling zu bekommen. Dafür profitieren die Kinder bei anderen Sachen vom Stadtleben.
Lisa: Das stimmt! Was sind denn Deine Top 3 der schönsten Dinge am Stadtleben?
Katharina:
- Die Weltoffenheit – meine Kinder sehen jeden Tag Menschen aller Nationalitäten und Hautfarben. Ich glaube, das prägt sehr.
- Die vielen Möglichkeiten: In Berlin ist einfach alles möglich – ob kulturell oder gastronomisch.
- Das berufliche Netz: In Berlin sitzen einfach sehr viele Verlage und Agenturen – dass die alle nur eine U-Bahnfahrt entfernt sind, ist für mich als Journalistin natürlich toll.
Und was sind Deine Top 3?
Lisa:
- Der Platz: Immer und jederzeit viele Menschen einladen zu können. Am Wochenende findet hier im Garten wieder das Klassenfest eines unserer Kinder statt. Da kommen mal eben 70 Leute. Das verläuft sich hier. Auch toll ist das Leben mit Tieren und in der Großfamilie. Hier ist immer irgendjemand, zu dem man sich setzen kann und das ist sehr wertvoll.
- Die Natur: Die Kinder können hier selbst Erdbeeren ernten, um sie in ihr Frühstücksmüsli zu werfen. Ist das toll!
- Die Freiheit: Die Kinder können sich hier vor allem frei bewegen, sie gehen einfach raus und brauchen da keine Begleitung. Das hat, wenn sich grad keiner mit dem Geschwisterkind streitet oder wütet, weil er ans iPad will, tatsächlich ein bisschen Bullerbü-Flair.