Väter machen nicht alles falsch

Wenn eines fernen Tages Aliens auf der Erde landen und in einer Buchhandlung die Regale mit den Erziehungsratgebern durchstöbern – was selbstverständlich das Erste wäre, was Aliens auf der Erde täten – würden sie vor allem folgendes lernen:

1. Eltern brauchen ganz viele Ratschläge für etwas, das eigentlich ganz natürlich ist und perfekt auch ohne jegliche Hilfe funktionieren würde.
2. Väter sind nutzlos und es ist die Aufgabe der Mütter, ihnen das zu sagen.

Und das ist sehr schade.

Mit den vielen Ratgebern kann ich ja noch leben, denn manchmal können sie schon sehr hilfreich sein – insbesondere in solchen Momenten, in denen man denkt, die Einzige zu sein, die sich komplett zum Affen macht und dann erleichtert merkt, dass man es nicht ist. Doch dem Part mit den nutzlosen Vätern kann ich so nicht zustimmen: Denn in den meisten Familien ist das nicht der Fall!

 

Mütter wie Väter stellen sich täglich gleichermaßen den Herausforderungen der Elternschaft. Nur, dass die meisten Väter nicht große Teile ihres Lebens damit verbringen, sich über uns Mütter zu beschweren – und das möglichst öffentlich in sozialen Netzwerken, Magazin-Kolumnen oder auf dem Spielplatz.

Sind Väter einfach egoistisch?

Die meisten Väter, die ich in meiner nun 17jährigen Elternschaft kennengelernt habe, sind engagiert, liebevoll, fleißig, geduldig, hilfsbereit und außerdem verdammt gut darin, Lego-Raumschiffe zu bauen. Viele gutgemeinte Versuche von Vätern sind von Anfang an zum Scheitern verurteilt, weil Ihre kontrollwütigen Partnerinnen sie nicht mal in die Nähe ihres Babys lassen, für den Fall, sie könnten etwas falsch machen – und sie dann im Nachhinein dafür kritisieren.

 

Viele Väter fahren darüber hinaus diesen Ego-Trip namens „Vollzeit-Arbeiten, damit die Rechnungen bezahlt werden können“, nur, um dann dafür angemeckert zu werden, dass sie zu wenig zu Hause sind und sich dort nicht genug einbringen. Stattdessen würden sie sich jeden Tag bei der Arbeit und in der überfüllten, stickigen U-Bahn auf dem Weg dahin, auf Kosten der Mütter amüsieren.

 

Während ich zugeben muss, dass Kinder zu kriegen, die Karriere aufzugeben und zehn Jahre lang mit nörgelnden Kindern zu verhandeln nicht gerade ein Erholungsurlaub ist – ich selbst habe das für meine drei Kinder getan – finde ich es unfair, Väter pauschal als nutzlos, faul und egoistisch darzustellen.

 

Das Wichtigste, was ich über die Elternschaft gelernt habe, ist: Jeder geht anders an Dinge heran. Und anders heißt dabei NICHT schlechter!

Erziehung à la Papa

Grob verallgemeinert haben viele Väter beispielsweise mehr Geduld mit ihren Kindern als wir Mütter. Ich habe eigentlich immer 400 Dinge gleichzeitig zu erledigen, wenn ich zuhause bin, so dass die reine Vorstellung davon, eine Stunde lang auf dem Boden sitzend mit einer Holzeisenbahn zu spielen, schon eine leichte Panikattacke bei mir auslöst. Mein Mann dagegen könnte das den ganzen Tag lang machen.

 

Kein Mittagessen, kein Mittagsschlaf für das Baby, die Wäsche ist nicht aufgehängt und das ganze Haus sieht so aus, als wäre ein Spielwarenladen explodiert… Nur er spielt seelenruhig und glücklich weiter – und unsere Kinder tun es ihm gleich. Das ist eine Eigenschaft, die für Kinder äußerst wertvoll ist und deswegen auch mal wertgeschätzt werden sollte – und nicht immer nur kritisiert.

 

Was für uns lediglich wie ein großer Saustall aussieht, könnte ebenso eine entspannte, fröhliche Atmosphäre sein, in der Spielen eben gerade wichtiger ist als Aufräumen…. Zumindest für den Augenblick!

Väter sind wichtig

Was meine Kinder von ihrem Vater gelernt haben, sind Sachen, die ich ihnen niemals hätte beibringen können, und ich bin wirklich froh, dass er es getan hat. Wir beide sind ihre Eltern und wir haben unterschiedliche Stärken und Talente, die wir Ihnen weitergeben können.

 

Wir wären klügere, nettere und bessere Eltern, wenn wir uns einfach mal zurücklehnen und Väter ihr Ding machen ließen. Auch wenn wir nicht damit einverstanden sind. Auch wenn es für uns zu langsam, zu chaotisch oder einfach nur nervtötent ist. Sie machen es eben auf IHRE Art und Weise.

 

Alles Gute zum Vatertag, Männer! Aber vergesst nicht, das Lego wegzuräumen, wenn Ihr fertig seid.

 

Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Wie läuft das denn bei Ihnen zu Hause? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare!

 

 





Kommentare
  1. Väter machen nicht alles falsch
    Yassi | Donnerstag,Juni 18.2015

    Hallo,als ich das gelesen habe, standen mir die Tränen in den Augen.Bei mir ist es genauso. Ich nörgel manchmal einfach zu viel.Habe mir diesen Artikel jetzt fett und riesig ausgedruckt und an unseren Kühlschrank gehangen!Dankeschön :)Yassi

  2. Väter machen nicht alles falsch
    Daniel | Mittwoch,Mai 16.2018

    Als ich das gelesen habe kam mir nur eins in den Kopf…danke!ich habe es ausgedruckt und meiner Freundin gezeigt. Wir Väter wollen uns einbringen. Nur wenn man uns ständig das Gefühl vermittelt wir machen alles falsch, dann halten wir uns halt mehr und mehr raus. Was wir ja nicht wollen.In dem Sinne…Danke

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