Happy father looking at daughter while holding son in park

Datenanalyse: Diese Städte bieten die besten Bedingungen für moderne Väter

Moderne Väter möchten sich intensiv an der Fürsorge und Betreuung ihrer Kinder beteiligen. Doch dieser Wunsch ist vielerorts nur schwer umsetzbar. Betreut.de ist der Frage nachgegangen, in welchen Städten es die besten Bedingungen gibt, um als Vater mehr Zeit mit der Familie zu verbringen.

Männer, die aus Überzeugung Windeln wechseln und stolz den Kinderwagen schieben, sind schon lange kein Randphänomen mehr. Und wenn es nach den Vorstellungen moderner Väter ginge, würden sie am liebsten noch viel mehr für ihre Familie tun. Nach den Ergebnissen der Global Family Survey von Betreut.de[1] streben 82 Prozent der deutschen Väter unter 50 Jahren eine gleichberechtigte Partnerschaft an. Die meisten verstehen darunter, Kindererziehung, Hausarbeit und Erwerbstätigkeit gerecht unter den beiden Elternteilen aufzuteilen und vor allem: genügend Zeit mit den Kindern zu verbringen. Doch die Realität sieht anders aus. Entgegen ihren eigenen Wünschen sind Väter nach der Familiengründung weiterhin mehrheitlich die Hauptverdiener und verbringen viele Stunden mit Erwerbsarbeit. Zwar ist das Elterngeld eine große Errungenschaft, um die Arbeit zugunsten der Familie zu reduzieren oder zu unterbrechen, doch belassen es die meisten Väter (79 Prozent) nur bei einem Bezug von bis zu zwei Monaten. Diverse Studien bestätigen, dass viele Väter eine längere Elternzeit beanspruchen würden, sich jedoch nicht trauen, zum Beispiel aus Angst vor beruflichen Nachteilen, oder es sich aufgrund ihrer Einkommenssituation schlichtweg nicht leisten können. Unflexible Arbeitgeber erschweren die Umsetzung dieses Vorhabens zusätzlich. Nur 14 Prozent der Eltern können das Modell einer partnerschaftlichen Aufteilung auch tatsächlich verwirklichen[2].

Wir haben uns daher gefragt:

Wo können Väter ihren Wunsch nach einer aktiven Vaterrolle am besten umsetzen?

Um diese Frage zu beantworten, hat das Team von Betreut.de alle kreisfreien Städte in einer Datenanalyse unter die Lupe genommen und hinsichtlich der wichtigsten Bedingungen für die Väterbeteiligung miteinander verglichen. Die erste Komponente bilden dabei familienfreundliche Arbeitgeber. Studien zufolge ist eine partnerschaftliche Vereinbarkeit am ehesten möglich, wenn Arbeitgeber Familienfreundlichkeit mit Gleichstellungszielen verbinden und sowohl Frauen als auch Männern anbieten, Voll- und Teilzeitmodelle ohne Karrierenachteile nach ihren Bedürfnissen nutzen zu können. Flexible Arbeitszeiten und Home-Office-Lösungen werden ebenfalls von vielen Vätern als Erleichterung erlebt. Des Weiteren stellen Vorbilder am Arbeitsplatz eine wichtige Komponente dar. Wo Väter als Führungskräfte selbst Elternzeit in Anspruch nehmen, ist der Anteil der männlichen Beschäftigten in Elternzeit fünfmal so hoch wie in Unternehmen ohne Vorbilder.[3] Daher wurden die Elterngeldbezugsquote und -dauer durch Väter sowie die Quote teilzeitarbeitender Männer in die Analyse einbezogen. Weitere Analysefaktoren, die eine ausgeglichene partnerschaftliche Aufteilung positiv begünstigen, sind die Erwerbstätigkeit der Frauen sowie das lokale Kinderbetreuungsangebot.

Das sind die Gewinnerstädte:

Das vollständige Ranking finden Sie am Ende des Artikels.

Dresden bietet die besten Bedingungen für moderne Väter

Väter, die ihren Alltag intensiver mit der Familie verbringen möchten, finden in Dresden die besten Gesamtbedingungen vor. Hier zeigt sich vor allem die Bedeutung eines breiten Kinderbetreuungsangebots. Denn davon profitieren beide Elternteile. Mütter können ihren Beruf wiederaufnehmen, wohingegen Väter in ihrer traditionellen Rolle des Alleinverdieners entlastet werden. Damit sind wichtige Voraussetzungen erfüllt, die eine ausgeglichene, partnerschaftliche Aufteilung ermöglichen.

Ebenfalls unter die Top 3 der besten Städte für moderne Väter schaffen es Erlangen und Leipzig.

Methode

Für die Datenanalyse wurden alle kreisfreien Städte hinsichtlich ihrer Bedingungen für eine aktive Vaterschaft in 4 Kategorien miteinander verglichen: Familienfreundliche Arbeitsbedingungen, männliche Vorbilder, Erwerbstätigkeit der Frauen sowie das Kinderbetreuungsangebot.

  • Bei den Arbeitsbedingungen wurde der Anteil familienfreundlicher Unternehmen verglichen, basierend auf den Bewertungen des Arbeitgeberbewertungsportals kununu. Familienfreundlichkeit wurde im Sinne der folgenden Kriterien definiert: Die bewerteten Unternehmen bieten „flexible Arbeitszeiten“, „Kinderbetreuung“, „Betriebliche Altersvorsorge“ und „Home-Office“. Des Weiteren sollten sie eine Gesamtbeurteilung von mindestens 3,5 (von 5) sowie einen Score von mindestens 3 (von 5) in den Kategorien „Arbeitsatmosphäre“, „Vorgesetztenverhalten“, „Work-Life-Balance“, „Gleichberechtigung“, „Karriere-Weiterbildung“ und „Gehalt/Sozialleistungen“ erfüllen. Pro Unternehmen gab es mindestens 10 Reviews insgesamt, davon mindestens 3 in den letzten 12 Monaten. Die Bewertungen der Burda Konzerne wurden in der Analyse ausgeschlossen.
  • Als Vorbilder für eine aktive Vaterschaft gelten in diesem Fall Väter, die Elterngeld beziehen sowie Männer, die in Teilzeit arbeiten. Beim Elterngeldbezug wurde sowohl die Bezugsquote von Vätern (im Verhältnis zum Gesamtbezug von Müttern und Vätern) als auch die durchschnittliche Bezugsdauer verglichen (Quelle: Statistisches Bundesamt, 2016, Elterngeld für Geburten 2014). Die Teilzeitquote bezieht sich auf die Gesamtanzahl sozialversicherungspflichtig beschäftigter Männer am Wohnort (Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Stichtag 30.06.2015). Je mehr Vorbilder eine Stadt zu verzeichnen hat, desto leichter fällt es anderen Vätern, diesen Vorbildern zu folgen.
  • Die Quote sozialversicherungspflichtig beschäftigter Frauen (Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Stichtag 30.06.2015) bemisst sich an der Gesamtanzahl der Frauen im Alter von 20 bis 50 Jahren (Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Stichtag 31.12.2015). Je mehr Frauen einer Erwerbstätigkeit nachgehen, desto besser gelingt eine gerechte Aufteilung von Familie und Berufstätigkeit.
  • Das Kinderbetreuungsangebot ist ein weiterer wichtiger Faktor, der vor allem die (Wieder-)Aufnahme der Erwerbstätigkeit der Mütter erleichtert.  Hierfür wurde die Anzahl der genehmigten Plätze in Tageseinrichtungen (wie Kitas oder Horten für Kinder bis 14 Jahren (Quelle: „Statistik der Tageseinrichtungen für Kinder“, Stichtag: 01.03.2017, Regionaldatenbank Deutschland) einbezogen. Die einzelnen Werte wurden ins Verhältnis mit der Anzahl der Kinder bis einschließlich 15 Jahre gesetzt. Je mehr Plätze einem Kind zur Verfügung stehen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Eltern ihr Kind in der gewünschten Einrichtung auch tatsächlich und schnell unterbringen können.

 

Die Indikatoren wurden mithilfe von Interpolation gewichtet. Hierfür wurden die einzelnen Metriken mit einer Skala von 0 bis 100 normalisiert. Eine zusätzliche stärkere Gewichtung einzelner Kategorien im finalen Ranking fand nicht statt. Die Auswertung erfolgte rein deskriptiv.

 

[1] Betreut.de/Care.com (2017): Global Family Survey

[2] Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2016): Väterreport 2016.

[3] Institut der deutschen Wirtschaft Köln (2016): Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2016. Im Auftrag des BMFSFJ

Die besten Städte für moderne Väter

Stadt Ranking Vorbilder Kinder-betreuung Beschäftigungs-quote Frauen Arbeits-bedingungen
Dresden 1 28 1 5 39
Erlangen 2 21 14 40 3
Leipzig 3 13 4 31 39
München 4 32 14 15 7
Potsdam 5 18 2 12 90
Cottbus 6 34 5 17 43
Frankfurt a.M. 7 15 16 55 9
Frankfurt (Oder) 8 27 3 27 58
Magdeburg 9 39 5 17 58
Halle (Saale) 10 13 10 54 44
Chemnitz 11 64 9 6 68
Jena 12 8 20 66 13
Rostock 13 36 7 20 77
Ulm 14 66 65 44 2
Brandenburg (Havel) 15 73 7 2 91
Karlsruhe 16 29 32 76 4
Darmstadt 17 9 26 66 13
Dessau-Roßlau 17 68 10 3 91
Bayreuth 19 21 21 78 7
Heidelberg 20 4 22 107 1
Nürnberg 21 46 19 31 22
Hamburg 22 20 22 27 28
Stuttgart 22 49 32 55 6
Wolfsburg 24 105 68 20 5
Schwerin 25 60 12 7 81
Kassel 26 7 17 91 23
Oldenburg 27 9 38 66 25
Osnabrück 28 45 26 86 9
Kiel 29 5 41 99 17
Berlin 30 1 41 61 44
Regensburg 31 37 32 58 18
Bonn 32 11 83 91 12
Münster 33 6 85 100 11
Coburg 34 82 45 7 32
Wiesbaden 35 31 48 43 26
Suhl 36 82 55 1 50
Freiburg i.Br. 37 2 26 104 23
Würzburg 38 16 18 61 49
Ingolstadt 39 106 58 20 15
Eisenach 40 93 22 4 52
Mannheim 41 54 41 58 18
Augsburg 42 62 45 58 21
Lübeck 43 34 77 44 28
Köln 44 16 79 73 26
Rosenheim 45 79 48 17 41
Offenbach a.M. 46 3 36 70 71
Landshut 47 87 22 39 34
Düsseldorf 48 42 83 44 28
Pforzheim 49 70 48 49 28
Fürth 50 64 48 10 68
Bielefeld 51 26 89 89 15
Braunschweig 52 52 36 37 54
Gera 53 78 32 7 77
Bremen 54 19 75 83 33
Baden-Baden 54 87 72 25 36
Weimar 56 21 26 51 72
Heilbronn 57 95 63 36 36
Erfurt 58 58 38 31 85
Koblenz 58 40 45 81 42
Dortmund 60 24 94 94 20
Mainz 60 12 48 83 64
Neumünster 62 42 82 44 47
Straubing 63 92 26 35 64
Flensburg 64 44 26 64 75
Weiden i.d.OPf. 65 98 72 15 58
Landau (Pfalz) 66 63 48 96 34
Speyer 67 69 41 31 91
Memmingen 68 107 68 23 58
Kaufbeuren 68 101 79 24 56
Kaiserslautern 70 49 58 80 57
Aschaffenburg 71 73 65 37 81
Essen 72 32 94 91 36
Neustadt (Weinstraße) 73 76 58 25 91
Hof 74 80 55 27 91
Krefeld 75 56 92 70 47
Leverkusen 76 70 90 51 52
Ansbach 77 99 70 13 91
Schwabach 78 91 85 10 91
Bamberg 78 29 58 96 77
Wuppertal 80 40 98 86 44
Kempten (Allgäu) 81 85 72 27 91
Zweibrücken 81 90 38 41 91
Ludwigshafen a.R. 83 81 55 73 68
Passau 84 52 13 102 91
Amberg 85 102 79 13 91
Bochum 86 25 92 83 73
Pirmasens 87 60 65 55 91
Solingen 88 82 94 41 75
Delmenhorst 89 56 94 76 64
Emden 90 95 77 81 50
Worms 91 94 64 44 91
Bremerhaven 92 66 88 94 55
Mülheim a.d.R. 93 47 90 70 88
Salzgitter 94 102 75 66 64
Schweinfurt 95 97 58 51 91
Hagen 96 73 98 73 73
Mönchengladbach 97 48 102 86 87
Bottrop 98 87 102 64 77
Remscheid 99 99 102 49 81
Wilhelmshaven 100 85 85 61 91
Trier 101 38 48 106 85
Duisburg 102 54 107 103 62
Oberhausen 102 76 106 78 88
Herne 104 59 98 100 81
Gelsenkirchen 105 51 98 104 62
Hamm 106 72 105 90 91
Frankenthal (Pfalz) 107 104 70 96 91

Die Werte in der Tabelle geben nicht die absolute Anzahl der Faktoren wieder, sondern das Abschneiden der Städte in den einzelnen Unterkategorien. Das Gesamtranking errechnet sich auf Basis der tatsächlichen Werte, die zur Vergleichbarkeit mit einer Skala von 0 bis 100 standardisiert wurden.



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