USA, Utah, Salt Lake City, Boy (6-7) and girl (4-5) embracing brother (2-3) on bed

Datenanalyse: Wo Familien mit drei Kindern in Deutschland am besten leben

Aller guten Dinge sind drei. Aber bei der Familiengründung ist für die meisten Eltern bereits nach dem zweiten Kind Schluss. Betreut.de erläutert, worin dies begründet liegt und in welchen Städten es die besten Rahmenbedingungen für größere Familien gibt.

Freude im britischen Königshaus: Das dritte Kind von Herzogin Kate und Prinz William hat das Licht der Welt erblickt!

Drei Kinder – damit bricht das royale Paar eine alte Tradition der Königsfamilie, die seit 58 Jahren nur Familien mit zwei Kindern hervorgebracht hat. Eine Tradition, die offenbar auch in der „normalen“ Bevölkerung verankert ist. Nach den Ergebnissen der Global Family Survey von Betreut.de ist für die Mehrheit der deutschen Eltern (68 Prozent) zwei die optimale Kinderzahl. Zwei seien gut, weil das erste Kind nicht als Einzelkind aufwachsen solle; noch mehr Kinder können sie sich jedoch finanziell und/oder zeitlich nicht leisten, lauten die am häufigsten genannten Argumente. So lässt sich erklären, dass in Deutschland nur 10,8 Prozent der Familien mit minderjährigen Kindern zu den sogenannten Mehrkinderfamilien zählen (Institut der deutschen Wirtschaft Köln, 2015). Zwar nimmt die Geburtenziffer seit kurzem merklich zu, mit durchschnittlich 1,59 Kindern je Frau liegt diese jedoch noch immer fernab der 3.

Doch was ist dran an den gängigen Annahmen? Kosten drei Kinder wirklich so viel mehr Geld, Zeit und Nerven? Betreut.de zeigt, wie es um die Situation von Familien mit drei Kindern wirklich bestellt ist und welche Städte ihren Bedürfnissen am besten entsprechen.

Was kosten drei Kinder im Vergleich zu einem?

Die gute Nachricht zuerst: Je mehr Nachwuchs ein Paar bekommt, umso größer sind die Einspareffekte für die einzelnen Kinder. Bekleidung und Schuhe oder ein paar Spielzeuge der älteren Geschwister können schließlich auch noch von den Jüngeren verwendet werden. Nach aktuellen Berechnungen des Statistischen Bundesamts kostet ein Kind, das mit zwei Geschwistern aufwächst, im Vergleich zu einem Einzelkind damit fast 100 Euro weniger pro Monat. Trotzdem steigen die Kosten nach dem zweiten Kind von 1165 auf 1693 Euro an. Finanzielle Unterstützungsleistungen des Staates, wie das Kindergeld, kompensieren nur einen geringen Teil der Mehrausgaben.

Doch nicht nur die Ausgaben steigen mit der Kinderzahl an, sondern auch die Betreuungs- und Fürsorgeintensität für die Kids. Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung kann das vor allem für Familien, die ihr Einkommen mit Erwerbstätigkeit erweitern müssten, um alle Kosten decken zu können, zu einem Problem werden. Je mehr Zeit die Kinder von den Eltern in Anspruch nehmen, desto weniger Zeit bleibt ihnen um zusätzliches Geld zu erwirtschaften. Für viele Familien ist das nur sehr schwer zu bewältigen.

Beruf, Haushalt und Betreuung – am besten alles gleichzeitig

Die größte Herausforderung besteht demnach darin, Beruf, Haushalt und Betreuungsaufgaben bestmöglich unter einen Hut zu bekommen. Wie anzunehmen, gelingt dies in kleineren Familien leichter: Nach der Umfrage von Betreut.de halten 70 Prozent der Eltern mit einem Kind und sogar 77 Prozent der Eltern mit zwei Kindern ihre Aufteilung von Arbeit und Kinderbetreuung für optimal, wohingegen nur 51 Prozent der Eltern mit drei Kindern damit zufrieden sind. Auch die Menge an Zeit, die sie mit ihren Kindern oder dem Partner verbringen, bewerten Eltern von drei Kindern überwiegend als zu wenig.

Eine große Familie macht glücklicher

Nach diesen Zahlen erscheint eines gewiss: Wenn man nicht gerade reich oder royal ist, wie William und Kate – die finanziell abgesichert sind und sogar in einem Palast leben – erfordert die Entscheidung für drei oder mehr Kinder von den Eltern sicherlich eine Menge Mut. Nach einer Studie des Deutschen Jugendinstituts sind sich die Paare, die drei und mehr Kinder haben, der Einschränkungen, die sie für eine große Familie auf sich nehmen müssen, durchaus bewusst. Vielmehr sind sie häufiger bereit, die Einschränkungen ihrer finanziellen und zeitlichen Spielräume in Kauf zu nehmen. Statt Konsum und Wohlstand überwiegt für sie der Familiensinn. Und diese Entscheidung lohnt sich! – das haben Forscher des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des Verbandes kinderreicher Familien herausgefunden. Danach sind Eltern, die noch ein drittes Kind bekommen, mit ihrem Leben insgesamt zufriedener und gesünder.

Städte mit den besten Bedingungen für Eltern mit drei Kindern

Betreut.de hat das zum Anlass genommen und alle kreisfreien Städte hinsichtlich ihrer Bedingungen, die für die besonderen Bedürfnisse von Familien mit drei Kindern bedeutsam sind, einer Datenanalyse unterzogen. In Kooperation mit dem Arbeitgeberbewertungsportal kununu wurde zum einen die Familienfreundlichkeit der Unternehmen verglichen. Weitere Faktoren umfassen die Wohnverhältnisse und das Betreuungsangebot. Da die Einwohnerzahl insbesondere bei den Wohnverhältnissen oft prägend ist, wurden die Ergebnisse nach Städtegrößen gegliedert.

Hier sind die Gewinnerstädte:

Die vollständige Tabelle mit allen untersuchten Städten finden Sie am Ende des Artikels.

Nach den Ergebnissen der Analyse haben es Drei-Kind-Familien in diversen Städten im Süden Deutschlands insgesamt am besten. Die Gewinnerstädte des Gesamtrankings sind Heidelberg, Erlangen und Ulm – allesamt Städte, mit einer Einwohnerzahl zwischen 100.000 und 250.000 Einwohnern.

In Heidelberg wird die Vereinbarkeit von Beruf und Familie von Arbeitgeberseite sowie durch ein breites Kinderbetreuungsangebot am besten unterstützt. Bei den Arbeitsbedingungen erreichen auch die zweit- und drittplatzierten Städte Erlangen und Ulm sehr gute Ergebnisse. Jedoch könnten sich alle drei Städte noch bei den Wohnbedingungen verbessern. Hier hat Zweibrücken – die kleinste Stadt in diesem Ranking – die Nase vorne.

Die beste Großstadt mit mehr als 250.000 Einwohnern ist Karlsruhe. Von den kleineren Städten (unter 100.000 Einwohnern) liegt Bayreuth vorne.

Methode

Für die Datenanalyse wurden alle kreisfreien Städte hinsichtlich ihrer Bedingungen für Familien mit drei Kindern in drei Kategorien miteinander verglichen: Wohnverhältnisse, Kinderbetreuung und Arbeitsbedingungen.

  • Die Wohnverhältnisse setzen sich zusammen aus der Höhe der durchschnittlichen Miet- und Kaufpreise der Immobilien und der bewohnten Fläche. Sowohl die Höhe der Mieten als auch die Immobilienkaufpreise beziehen sich für die einzelnen Städte auf den durchschnittlich gezahlten Preis für 100m²-Wohnungen (Quelle: wohnungsboerse.net, Stand: Februar 2018).* Dieser wurde im Verhältnis zum verfügbaren Haushaltseinkommen je Einwohner im Jahr 2014 bewertet (Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder, 2015). Bei der Wohnfläche wurde betrachtet, wie hoch der Anteil der Familien ist, denen überhaupt eine angemessene Wohnfläche zur Verfügung steht. In Anlehnung an die vom ehemaligen Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit als angemessen definierte Wohnungsgröße wurde für 5-köpfige Familien (Paare mit Kindern) 100m² oder 5 Räume als Mindestgröße festgelegt und für 4-köpfige Familien (Alleinerziehende mit Kindern) 80m² oder 4 Räume (Quelle: Zensus 2011**). Demnach schneidet eine Stadt gut ab, wenn die Miet- und Kaufpreise der Immobilien niedrig sind und vielen Familien eine angemessene Wohnfläche zur Verfügung steht.
  • Für die Kategorie „Kinderbetreuung“ wurden folgende Daten einbezogen: Die Anzahl der genehmigten Plätze in Tageseinrichtungen (wie Kitas oder Horten für Kinder bis 14 Jahren (Quelle: „Statistik der Tageseinrichtungen für Kinder“, Stichtag: 01.03.2017, Regionaldatenbank Deutschland) sowie die Anzahl der privaten Kinderbetreuer, die sich im Jahr 2017 bei Betreut.de auf mindestens eine ausgeschriebene Stelle beworben haben (Quelle: Unternehmensinterne Daten von Betreut.de). Die einzelnen Werte wurden ins Verhältnis mit der Anzahl der Kinder bis einschließlich 15 Jahre gesetzt. Je höher die Anzahl der Betreuungsanbieter pro Kind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Eltern ihre Kinder in der gewünschten Betreuung auch tatsächlich und schnell unterbringen können.
  • Bei den Arbeitsbedingungen wurde der Anteil familienfreundlicher Unternehmen verglichen, basierend auf den Bewertungen des Arbeitgeberbewertungsportals kununu. Die bewerteten Unternehmen bieten folgende Zusatzleistungen an: „Flexible Arbeitszeiten“, „Kinderbetreuung“, „Betriebliche Altersvorsorge“ und „Home-Office“. Des Weiteren sollten sie eine Gesamtbeurteilung von mindestens 3,5 (von 5) sowie einen Score von mindestens 3 (von 5) in den Kategorien „Arbeitsatmosphäre“, „Vorgesetztenverhalten“, „Work-Life-Balance“, „Gleichberechtigung“, „Karriere-Weiterbildung“ und „Gehalt/Sozialleistungen“ erfüllen. Pro Unternehmen gab es mindestens 10 Reviews insgesamt, davon mindestens 3 in den letzten 12 Monaten. Die Bewertungen der Burda Konzerne wurden in der Analyse ausgeschlossen.

 

Die Indikatoren wurden mithilfe von Interpolation gewichtet. Hierfür wurden die einzelnen Metriken mit einer Skala von 0 bis 100 normalisiert. Eine zusätzliche stärkere Gewichtung einzelner Kategorien im finalen Ranking fand nicht statt. Die Auswertung erfolgte rein deskriptiv.

 

*Ausnahme: für Jena, Weiden i.d.Opf., Amberg und Suhl stehen die Preise nur für 60m²-Wohnungen zur Verfügung.

**Zur genannten Größe der Kernfamilie zählen nicht nur Paare bzw. Alleinerziehende mit Kindern, sondern auch andere nahe Verwandte, wie zum Beispiel die Eltern oder Geschwister der Mutter. Bundesweit kommen diese Fälle jedoch nur in Ausnahmefällen vor. So belief sich beispielsweise der Anteil der Mehrgenerationenhaushalte im Jahr 2015 gerade einmal auf 0,5 Prozent. Daher wurde dieser Umstand für die vorliegende Analyse hingenommen.

Wo Familien mit drei Kindern in Deutschland am besten leben

Gesamttabelle

Stadt Ranking Wohnen Betreuung Arbeitgeber
Heidelberg 1 72 6 1
Erlangen 2 32 11 3
Ulm 3 62 44 2
Bayreuth 4 31 30 7
Osnabrück 5 27 37 9
Karlsruhe 6 63 50 4
Münster 7 34 40 11
Jena 8 70 12 13
Landau (Pfalz) 9 16 3 34
Wolfsburg 10 56 69 5
Bonn 11 58 43 12
Darmstadt 12 88 19 13
Oldenburg (Oldb.) 13 17 47 25
Coburg 14 6 48 32
Regensburg 15 75 23 18
Leipzig 16 79 2 39
Bielefeld 17 48 62 15
Dresden 18 81 4 39
München 19 105 10 7
Frankfurt a.M. 20 107 7 9
Baden-Baden 21 8 56 36
Stuttgart 22 103 40 6
Würzburg 23 38 15 49
Kiel 24 91 31 17
Freiburg 25 94 18 23
Kassel 26 86 23 23
Cottbus 27 28 28 43
Halle (Saale) 28 67 8 44
Heilbronn 29 26 55 36
Ingolstadt 30 85 62 15
Frankfurt (Oder) 31 25 20 58
Passau 32 20 4 91
Koblenz 33 46 33 42
Augsburg 34 95 31 21
Landshut 35 37 56 34
Nürnberg 36 93 40 22
Trier 37 19 16 85
Magdeburg 38 55 16 58
Pforzheim 39 69 67 28
Rosenheim 40 77 27 41
Bamberg 41 43 9 77
Mannheim 42 99 38 18
Wiesbaden 43 98 26 26
Flensburg 44 44 12 75
Chemnitz 45 41 23 68
Emden 46 14 70 50
Dortmund 47 83 84 20
Potsdam 48 89 1 90
Kaiserslautern 49 23 54 57
Düsseldorf 50 97 44 28
Eisenach 51 22 68 52
Bremen 52 82 62 33
Lübeck 53 84 74 28
Hamburg 54 102 28 28
Braunschweig 55 50 52 54
Suhl 56 4 104 50
Weimar 57 40 38 72
Straubing 58 11 78 64
Mainz 59 87 12 64
Köln 60 100 48 26
Schwerin 61 45 33 81
Krefeld 62 36 88 47
Gera 63 10 74 77
Kaufbeuren 64 24 85 56
Zweibrücken 65 1 78 91
Wuppertal 66 53 85 44
Essen 67 76 90 36
Delmenhorst 68 13 99 64
Neumünster 69 51 85 47
Amberg 70 2 81 91
Ansbach 71 9 62 91
Bremerhaven 72 49 81 55
Wilhelmshaven 73 3 70 91
Weiden i.d.OPf. 74 21 103 58
Erfurt 75 64 44 85
Neustadt a.d.W. 76 5 70 91
Leverkusen 77 65 81 52
Pirmasens 78 7 74 91
Salzgitter 79 30 96 64
Fürth 80 74 61 68
Aschaffenburg 81 61 59 81
Memmingen 82 52 92 58
Mönchengladbach 83 35 78 87
Worms 84 33 62 91
Speyer 85 54 52 91
Hof 86 12 92 91
Bochum 87 68 77 73
Berlin 88 104 33 44
Hagen 89 42 102 73
Solingen 90 47 92 75
Remscheid 91 39 95 81
Schwabach 92 15 90 91
Rostock 93 101 20 77
Ludwigshafen a.R. 94 96 51 68
Frankenthal (Pfalz) 95 59 59 91
Kempten (Allgäu) 96 71 56 91
Gelsenkirchen 97 80 101 62
Hamm 98 29 96 91
Brandenburg (Havel) 99 92 33 91
Schweinfurt 100 57 70 91
Mülheim a.d.R. 101 66 89 88
Bottrop 102 60 106 77
Herne 103 78 96 81
Duisburg 104 90 100 62
Offenbach a.M. 105 106 22 71
Oberhausen 106 73 104 88
Dessau-Roßlau 107 18 107 91

Die Werte in der Tabelle geben nicht die absolute Anzahl der Faktoren wieder, sondern das Abschneiden der Städte in den einzelnen Unterkategorien. Das Gesamtranking errechnet sich auf Basis der tatsächlichen Werte, die zur Vergleichbarkeit mit einer Skala von 0 bis 100 standardisiert wurden.



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