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Sabbatical – Einfach mal Pause machen

Qualitative Lebenszeit im Sabbatjahr

Zur guten Vorbereitung auf die Auszeit gehört auch die Lektüre von Erfahrungsberichten. Wir sprachen mit Andrea Rakers, die selbst erst kürzlich aus dem Sabbatical zurückkehrte.

Unter einem Sabbatical ist eine länger andauernde Auszeit vom Job zu verstehen. Meistens bezeichnet man damit einen Zeitraum zwischen drei bis zwölf Monaten.

 

Entsprechend einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) bot 2012 ein Fünftel der deutschen Unternehmen seinen Beschäftigten ein Arbeitszeitmodell an, das ihnen erlaubt, einen längeren Zeitraum zu pausieren und danach in den alten Job zurückzukehren. Grundlage hierfür ist das Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG). Dieses Modell wird ebenfalls unter den Begriffen der flexiblen Jahres- oder Lebensarbeitszeit geführt.

 

Arbeitszeitmodelle - Angebote deutscher Unternehmen für Familien 2012
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Quelle: Handelsblatt (03/2013): ARBEITSZEITMODELLE – ANGEBOTE DEUTSCHER UNTERNEHMEN FÜR FAMILIEN 2012, zitiert nach de.statista.com, URL http://de.statista.com/statistik/daten/studie/227164/umfrage/arbeitszeitmodelle-deutscher-unternehmen/, Abruf am 16.09.2013, 11:05 Uhr.

Perspektive des Arbeitgebers

Auch, wenn immer mehr Arbeitgeber durchaus offen auf die Nachfrage ihrer Angestellten reagieren, besteht kein rechtlicher Anspruch auf ein Sabbatjahr. Für Unternehmen entstehen aber auch Vorteile. Cornelia Vogt, HR Managerin bei Besser Betreut, kann sich vorstellen, dass der zurückkehrende Arbeitnehmer „frischen Wind an den Arbeitsplatz“ bringt und eventuell eingerostete Prozesse neu hinterfragt. „Die Eindrücke, die man dabei sammelt, könnten Anregungen und neue Ideen bringen, die dem Arbeitgeber wieder zu Gute kommen.“

 

Frau Vogt weist aber auch darauf hin, dass nicht jedes Unternehmen ein Lebenszeitkonto oder ähnliche Zeitsparkonzepte für Arbeitsstunden eingerichtet hat und eine kurzfristige Planung dementsprechend „ein finanzielles Risiko“ darstellen kann. Schließlich bewirkt unbezahlter Urlaub den „Ausschluss aus der Sozialversicherung und womöglich den Verlust wichtiger Rentenpunkte“, betont Frau Vogt. Auch aus Arbeitgebersicht kann eine längere Auszeit ein Risiko bedeuten. Viele Unternehmen stellen sich Fragen wie „Wer übernimmt die Nachfolge?“ oder „Können wir zu hundert Prozent mit der Rückkehr des Mitarbeiters rechnen?“.

 

Nicht zuletzt deswegen räumt Personalexpertin Vogt ein, „dass wenige Unternehmen ein wirkliches Sabbatical anbieten (können).“ Sie meint, „gerade kleine Unternehmen können ihre Mitarbeiter häufig nicht sechs Monate oder länger von der Arbeit freistellen.“

Einfach an der Zeit – Erfahrungsbericht

Andrea Rakers‘ Arbeitgeber war aufgeschlossen gegenüber ihren Sabbatical-Plänen. Sie arbeitet in einer PR-Agentur und sprach ihr Vorhaben ein halbes Jahr vor Abreise an. Ihre Branche war aus organisatorischer Sicht ein großer Vorteil: „Mein Arbeitgeber hat für mich eine Nachfolgerin eingestellt, die viele meiner Projekte übernommen hat. Dadurch, dass das Projektgeschäft sehr dynamisch ist, konnte ich jedoch sicher sein, dass ich nach meinem Sabbatical auf die gleiche Stelle mit neuen Projekten zurückkehren kann.“ Frau Rakers hatte auch kein Problem mit der Sozialversicherung. Sie schlug ihrem Arbeitgeber vor, einige Monate auf einen Teil ihres Gehalts zu verzichten. Dieser Anteil wurde ihr während der Reisen dann regelmäßig ausgezahlt. So umging sie die Lücke in der Rentenversicherung und die Meldung bei der Arbeitsagentur.

Für Frau Rakers war es „einfach an der Zeit“. Die Idee entstand nicht etwa aus Unzufriedenheit mit ihrem Job, sondern aus purer Reiselust. 2012 reiste sie sieben Monate lang zusammen mit ihrem Partner durch Asien, Südamerika und die USA. Für sie waren sowohl „heftige Kulturschocks“ als auch die Erkenntnis, dass selbst irgendwo am Ende der Welt „Normalität einkehrt“ ein Zugewinn. „Besonders schön war die Erfahrung, eine Woche lang in einem buddhistischen Kloster das Meditieren zu lernen“, schwärmt sie. „Nach einer Woche Schweigen, Schlafen auf einem Holzbrett, Waschen an einem Brunnen mit kaltem Wasser und morgendlichem Aufstehen um vier Uhr war ich einerseits unfassbar stolz auf mich, dass ich das geschafft habe und andererseits komplett aus dem Reisetrott raus. Der Aufenthalt war wie eine Zäsur, nach der ich noch bewusster reisen und das Erlebte genießen konnte.“

Auch heute, nach ihrer Rückkehr nach Deutschland und in den Job denkt Andrea Rakers hier und da an eine weitere Auszeit, allerdings „nicht praktisch, sondern eher im Kopf – in der Region, die fürs Wunschdenken zuständig ist.“

 

Wie kann man sein Sabbatical sinnvoll nutzen?

Entfaltungsmöglichkeiten während der Auszeit:

  1. Lernen und Studieren (Fort- und Weiterbildungen, Sprachreisen)
  2. Reisen und Arbeiten im Ausland
  3. Persönliche Projekte (Bauarbeiten, Zeit für die Familie)
  4. Ausgleich finden (Meditieren, Leben im Kloster, Therapie, Krankheitsprävention)
  5. Neue Interessen entdecken (Sportarten ausprobieren, künstlerisch betätigen)
  6. Sich engagieren (ehrenamtliche Projekte, Vereinsarbeit, Freiwilligendienste)

 

Planungstipps unserer Sabbatical-Experten

  1. Ziele und Erwartungen gegebenenfalls mit Partner und Familie besprechen
  2. Realistisch planen und nicht zu vollpacken – Platz für Spontaneität lassen
  3. Arbeitgeber nach Arbeitszeitmodellen fragen bzw. selbst Lösungen vorschlagen
  4. Alle Vereinbarungen schriftlich festhalten
  5. Planung des Wiedereinstiegs mit Ihrem Arbeitgeber – ggf. in neuen Projekten, damit der „Schwung“ der Auszeit effizient genutzt werden kann (Nach einer langen Zeit mit täglich/wöchentlich neuen Impulsen, neuen Erfahrungen und einem ganz anderen Tagesablauf fühlt man sich schnell ausgebremst, wenn man wieder genau das tut, was man zuvor getan hat.)
  6. Erfahrungsberichte lesen und sich mit Aussteigern austauschen
  7. Ausreichend versichern

 

 

 

 



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