Eine Regel im Umgang mit Babys, die wir wohl alle kennen, ist die, dass die Rückenlage die sicherste Schlafposition ist. Verglichen mit der Bauch- oder Seitenlage birgt die Rückenlage ein geringeres Risiko für den plötzlichen Kindstod. Diese Regel mag im ersten Moment recht einfach umsetzbar klingen, viele Eltern und Betreuungspersonen haben aber häufig Fragen dazu. Wenn ein Baby zum Beispiel immer wieder von selbst auf die Seite rollt, kann man es dann so schlafen lassen? Und ab wann sind Kleinkinder alt genug, um sie ohne Bedenken in der Seitenlage schlafen zu lassen?
Das Problem mit der Seitenlage ist, dass die Gefahr besteht, dass das Baby auf den Bauch rollt. Die meisten Fälle des plötzlichen Kindstodes werden zwar mit der Bauchlage in Verbindung gebracht, es sind aber auch Fälle bekannt, in denen das Baby in der Seitenlage schlief.
Während die Rückenlage als sicherste und beste Schlafposition gilt, räumen Expertinnen und Experten ein, dass es Ausnahmen gibt und die Seitenlage je nach Alter und Umständen ebenfalls eine sichere Option sein kann.
Warum sollten Babys nicht in der Seitenlage schlafen?
Alle Expertinnen und Experten, mit denen wir gesprochen haben, sind sich darin einig, dass man Babys nicht in der Seitenlage schlafen legen sollte. Der Hauptgrund dafür ist das erhöhte Risiko für den plötzlichen unerwarteten Kindstod, an dem zum Beispiel im Jahr 2020 in Deutschland 84 Babys gestorben sind. Die Bezeichnung „plötzlich und unerwartet“ schließt sowohl Todesfälle aufgrund des plötzlichen Kindstodes als auch solche mit ein, deren Ursache nicht geklärt werden konnte, sowie versehentliche Strangulation und Ersticken im Schlaf.
Die Bauchlage gilt aus folgenden Gründen als größter Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod:
- Das Baby überhitzt.
- Das Baby atmet die ausgeatmete Luft erneut ein, was zu einer Kohlenmonoxidvergiftung führen kann.
- Beeinträchtigungen der Herz- und Lungenfunktionen können eine mangelnde Sauerstoffversorgung des Gehirns zur Folge haben.
Auch die Seitenlage ist problematisch, da sich Babys aus dieser Position selbstständig in die gefährliche Bauchlage rollen können. Forschende aus den USA meinen sogar herausgefunden zu haben, dass das Risiko des plötzlichen Kindstodes bei Babys, die auf die Seite gelegt werden und dann versehentlich auf den Bauch rollen, größer ist als bei Babys, die es gewohnt sind, auf dem Bauch zu schlafen.
Die Forschung zeigt, dass sich das Risiko für den plötzlichen Kindstod durch verschiedene Präventivmaßnahmen deutlich senken lässt. Die wichtigste Regel lautet dabei: Babys sollten auf dem Rücken schlafen. Weitere Tipps umfassen etwa die Gewährleistung einer rauchfreien Umgebung, das Stillen und das Verwenden eines Schlafsacks anstelle einer Decke. Durch die Aufklärung von Eltern und Betreuungspersonen über die Risikofaktoren für den plötzlichen Kindstod konnten die Todesfälle in den vergangenen 30 Jahren deutlich gesenkt werden. Verglichen mit 84 Todesfällen im Jahr 2020, sind vor 30 Jahren noch über 1000 Kinder pro Jahr plötzlich und unerwartet gestorben.
Wie schlafen Babys am sichersten?
Neben der Schlafposition – und der empfohlenen Rückenlage – gibt es noch weitere Faktoren, die eine sichere und gesunde Schlafumgebung ausmachen.
So wurden vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit zum Beispiel folgende Empfehlungen herausgegeben:
- Feste Matratze
- Kein Kissen und keine Kleinteile wie Kuscheltiere im Bett
- Keine lose Decke, sondern stattdessen ein Schlafsack
- Schutz vor Überhitzung durch eine angemessene Kleidung und Zimmertemperatur (max. 18 °C)
Des Weiteren wird empfohlen, das Baby im ersten Lebensjahr im eigenen Bettchen im Elternschlafzimmer schlafen zu lassen. So lässt sich das Risiko für den plötzlichen Kindstod senken und Sie bekommen es sofort mit, wenn etwas nicht stimmt.
Was, wenn mein Baby im Schlaf auf die Seite rollt?
Babys sollten nicht in der Seitenlage schlafen gelegt werden, das ist klar. Doch was, wenn sich das Baby selbstständig auf die Seite rollt? Sollte man es wieder zurück auf den Rücken drehen?
Für gewöhnlich kann man Babys auf der Seite schlafen lassen, sobald sie in der Lage sind, sich selbstständig auf die Seite und wieder zurück auf den Rücken zu drehen. Das ist ungefähr ab dem vierten Lebensmonat der Fall. Die Wahrscheinlichkeit des plötzlichen Kindstods ist zwischen dem zweiten und dem vierten Lebensmonat am höchsten. Je älter die Kinder werden, desto geringer ist das Risiko. So treten 80 % der Fälle vor dem sechsten Lebensmonat auf.
Wenn Ihr Baby sich noch nicht vollständig drehen kann, aber in der Seitenlage einschläft, können Sie es so schlafen lassen, solange Sie es im Auge behalten und sicherstellen, dass ihm nichts passieren kann. Denken Sie aber daran, Ihr Baby weiterhin konsequent in Rückenlage abzulegen.
Kann man Babys davon abhalten, in Seitenlage zu schlafen?
Es gibt zwar Produkte wie Babylagerungskissen, mit denen sich die Seitenlage angeblich verhindern lässt. Diese Produkte werden von Expertinnen und Experten jedoch kritisch betrachtet. Sobald ein Baby in der Lage ist, sich zu drehen, kann man es nicht daran hindern, sich im Schlaf auf die Seite zu rollen. Produkte wie Nestchen erhöhen eher das Risiko, weil sich Babys darin verheddern können und sie eine Erstickungsgefahr darstellen.
Allgemein wird von der Verwendung jeglicher Hilfsmittel abgeraten, die ein Baby in einer bestimmten Schlafposition fixieren, darunter Babylagerungskissen, Babykeilkissen, Nestchen und Ähnliches.
Das Beste, was Sie tun können, wenn sich Ihr Baby immer wieder auf die Seite rollt, ist, es jedes Mal wieder in Rückenlage schlafen zu legen und auf eine sichere Schlafumgebung zu achten.
Ab welchem Alter können Babys sicher auf der Seite schlafen?
Ab dem 12. Lebensmonat sinkt das Risiko für den plötzlichen Kindstod erheblich. Bis dahin sollte die Seitenlange – und, wichtiger noch, die Bauchlage – vermieden werden.
Tagsüber, wenn Ihr Baby wach ist, sollten Sie es dagegen immer wieder auf den Bauch legen, damit die Nacken- und Rückenmuskulatur gestärkt wird und der Schädel sich nicht einseitig verformt. Nachts empfiehlt sich allerdings weiterhin die Rückenlage.
Natürlich ist jedes Baby anders und es spielen auch weitere Faktoren wie die gesundheitlichen und körperlichen Voraussetzungen des Kindes eine Rolle. Sollten Sie diesbezüglich Fragen oder Bedenken haben, holen Sie am besten ärztlichen Rat ein.
Fazit
Es gibt sehr viele Regeln und Empfehlungen dazu, was eine sichere Schlafumgebung für Babys ausmacht. Das kann auf den ersten Blick ein wenig überfordernd wirken. Doch sie alle dienen dem Wohlbefinden und der Sicherheit von Babys und Kleinkindern.
Zusammenfassend lässt sich Folgendes festhalten: Sobald Babys, etwa ab dem vierten Lebensmonat, anfangen, sich selbstständig zu drehen, sinkt das mit der Seitenlage verbundene Risiko. Dennoch sollten Sie Ihr Baby idealerweise weiterhin in Rückenlage schlafen legen – und zwar auf einer festen Matratze.
Holen Sie immer fachkundigen Rat ein, bevor Sie Veränderungen an der Schlafumgebung Ihres Kindes vornehmen und wenden Sie sich bei Fragen oder Unsicherheiten an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt.