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Gestaltung von Kitas für Kleinkinder

Kurt Gerwig im Gespräch

Was muss anders werden, wenn auch die Kleinsten in die KiTas kommen? Autor und Filmproduzent Kurt Gerwig hat vier KiTas bei der Umgestaltung Ihrer Räume begleitet und mit uns darüber gesprochen.

„Wenn Kinder in unserer Gesellschaft einen Platz haben sollen, dann müssen wir Ihnen den Raum geben, den sie brauchen.“

Im Gespräch mit Kurt Gerwig wird eins schnell klar: Der Mann kann sich in Kleinkinder hineinversetzen. Er hat selbst Enkel, mit denen er zu gern spielt und weiß, dass sich einjährige Kinder in einer intensiven Entdeckerphase befinden. Sie können noch nicht reden. Viele krabbeln, klettern und hangeln sich durch die Welt. Manche können schon greifen oder sich aufstellen.

 

Das ist eine Zeit, in der der Bewegungsraum einen hohen Stellenwert einnimmt und die Beschäftigung mit verschiedenen Materialien wichtig wird. Kleinkinder lernen verstärkt über alle Sinne: Ist das weich? Wie riecht das? Kann ich das kneten oder essen? Kurt Gerwig weiß: „Begreifen kommt von Greifen.“

 

Anforderungen an Kitas – „Es geht nicht darum, Kinder für den Weg in die Welt vorzubereiten, sondern diesen Weg so gut wie möglich auszustatten.“
Gerwig unterstreicht, wie wichtig es ist, eine wandelbare Kindertagesstätte einzurichten. Schließlich ändern sich pädagogische Konzepte ständig. Flexibilität muss sich seiner Meinung nach auch architektonisch ausdrücken.
Abgesehen davon sind möglichst große Räume für Kinder zwischen drei und acht Jahren von großer Bedeutung. Hinsichtlich der Materialien plädiert Gerwig dafür, wo immer möglich, mit allen vier Elementen zu arbeiten.
„Zu gefährlich! Zu teuer!“,  werden sich da viele Träger und Erzieher denken. Doch unter Aufsicht und mit Vorsicht genossen stellen Wasser, Erde, Luft und auch Feuer eine Bereicherung für kindliche Lerneffekte dar, meint Gerwig.

 

Außerdem muss es nicht immer das kostspielige, didaktisch ausgeklügelte Spielzeug sein. Das hat zumeist nur einen festgelegten Zweck und beschränkt Kleinkinder in ihrer Entdeckerfreude häufig mehr als dass es sie fördert. Fakt ist, so Gerwig, „je einfacher die Materialien, umso vielfältiger sind sie für Kinder nutzbar.“

 

Für Tagesmütter folgt die Einrichtung des Privathaushalts für die Kleinkinderbetreuung ähnlichen Grundsätzen. Es braucht eine bestimmte Mindestgröße – verteilt auf einen Haupt- und einen Nebenraum werden sechs Quadratmeter pro Kind empfohlen – und ausreichend Aktions- und Rückzugsmöglichkeiten. Entwicklungsgerechtes und vielfältiges Spielzeug sollte ebenso vorzufinden sein.

 

Diese Checkliste soll Menschen, die Krippen gründen oder umgestalten möchten, als Ratgeber dienen:

 

Worauf muss geachtet werden, um die Umgebung den Bedürfnissen von Kindern zwischen 1 und 3 anzupassen?

 

Checkliste: Tipps zur Eingewöhnung in der Krippe

 

Probleme in der Umsetzung

Doch so einfach scheint das für viele Kitas nicht zu sein. Vor vielen Jahren hat man Kindertagesstätten für Kinder ab drei Jahren gebaut. Nun sollen die unter Dreijährigen hinzukommen. „Da denkt man, es reicht, wenn kleinere Stühlchen und eine Wickelauflage vorhanden sind, doch so einfach ist das nicht“, bemängelt Kurt Gerwig.
Bei der Planung sitzen die Beteiligten, das heißt Träger, Pädagogen, Eltern und Architekten obendrein häufig nicht an einem Tisch. Es kommt vor, dass Architekten sich Denkmäler bauen und dabei nicht auf die Bedürfnisse von Kleinkindern eingegangen wird. Andere Umsetzungsprobleme wurzeln in Übervorsichtigkeit, überholten pädagogischen Konzepten oder finanziellen Schwierigkeiten.

 

Film: „Kitas kleinkindgerecht bauen und ausstatten“

Kurt Gerwig hat vier Kitas gefunden, die die Umgestaltung mit Leidenschaft angegangen sind. In seinem 2009 produzierten Film tritt Kornelia Schneider, Referentin des Deutschen Jugendinstituts, als Expertin auf. Die vier Kindertagesstätten stellen sich in unterschiedlichster Weise auf die Bedürfnisse der Kleinkinder ein.  Schließlich kann mit etwas Fantasie eine Umgebung geschaffen werden, die nicht immer viel kosten muss und trotzdem den Bedürfnissen der Kinder gerecht wird. Der Film soll als Inspiration für Eltern, Erzieher, Architekten, Träger und die KiTa-Leitung dienen.
Schauen Sie sich hier den Trailer zum Krippenfilm an!

 

Zur Person Kurt Gerwig

Der Sozialpädagoge Kurt Gerwig ist Inhaber von AV1 und blickt auf eine 10-jährige Praxiserfahrung in der Kinder- und Jugendarbeit zurück. Er produziert seit 1986 Auftragsfilme für Industrie und Wirtschaft. Parallel dazu realisiert er auch immer wieder Eigenproduktionen über Themen aus dem sozialen Bereich.  Mittlerweile vertreibt er seine Filme weltweit, doch auf die Frage hin, welches eigentlich sein Lieblingsspielzeug sei, bleibt er bodenständig:

 

„Der große Fernsehkarton ist für mich immer noch das Faszinosum für Kinder unter drei.  Da kann man Fenster reinschneiden, ein Haus oder eine Garage draus bauen. Man kann reinkrabbeln und rausschauen. Außerdem haben wir beobachtet, dass er eine beziehungsstiftende Funktion hat. Die Kinder „treffen“ sich darin zum Spielen. Das ist das Geheimnis: Es muss nicht alles immer teuer sein.“

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Kommentare
  1. Gestaltung von Kitas für Kleinkinder
    Lewin, Angela | Donnerstag,Juli 27.2017

    „Nichts“ wird den Kindern gerecht, weil ihre Neugier und Phantasie unerschöpflich ist . . . und demzufolge unendlich viele SPIELideen mit all ihren Sinnen sie zudem werden lässt, was sie an „Schätzen“ mit in diese Welt gebracht haben . . . für lebendige und nachhaltige Lebensgestaltung . . . Wesentlich dabei ist die Begleitung mit dem Herzen.

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