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Nina: Fleischlos glücklich?

Eignet sich vegetarische/vegane Ernährung für Kinder?

Kein Fleisch, keine Milch, keine Eier? Wir haben nachgefragt, welche Ernährungsform Deutschlands Elternblogger für ihre Kinder bevorzugen. Im Mai mit Nina von Grüne Herzmama.

Fleischlos glücklich?

1. Wie alt sind deine Kinder und wie ernähren sie sich?

Unsere beiden Jungs sind 7 und 2,5 Jahre alt. Der Große wurde die ersten beiden Jahre vegan (und zuckerfrei) ernährt. Als er dann anfing auch mal für kurze Zeit alleine die Tante oder die Nachbarn zu besuchen (ja, er war seit er laufen konnte ständig „on Tour“ 😆) und dort auch aß, kam er – zu meinem Bedauern – ganz schnell auf den Geschmack von Salami, Grillwürstchen und Süßigkeiten. Ich fand das damals gar nicht so toll, kann es aber mittlerweile gut akzeptieren. Ich habe mit der Zeit immer mehr festgestellt, dass es nichts bringt, jemanden zu etwas zu zwingen. Als ich zum Vegetarier wurde, habe ich noch etliche Diskussionen mit meinem Mann geführt, weil ich einfach nicht verstehen konnte, warum er immer noch so viel Fleisch aß. Er war eben einfach noch nicht so weit. Das ist ein Prozess und der muss einfach von jedem selbst ausgehen. Rückblickend betrachtet hätte ich einfach vertrauen sollen – was ich dann auch irgendwann getan habe. Niemals hätte ich damals gedacht, dass er einmal freiwillig auf Wurst und Käse verzichtet und statt der Salamipizza eine vegetarische Variante wählen würde. Es ist alles eingetreten, es hat gedauert aber ich bin heute so stolz auf ihn. Unser kleiner Junge wurde das erste Jahr auch vegan ernährt. Seitdem isst er liebend gerne Schafskäse und Gouda und ab und an ein Ei (aber nur das Eiweiß). Käse überbacken mag er, wie der Große auch, gar nicht. Auf dem Brot isst er Nussmus oder Gemüseaufstrich. Gekocht wird zuhause zu 95 % vegan. Nur auf die Pizza gehört bei uns einfach ein bisschen Käse. Außer Haus essen die beiden großen Männer der Familie z.B. beim Grillen auch mal ein Steak oder beim Opa ein Hühnerfrikassee. Wir reden darüber, wie die Tiere aufwachsen (natürlich kindgerecht), lesen Bücher und leben den Kindern vor, dass auch das kleinste Tier ein Recht auf Leben hat. Der Große kennt den Unterschied zwischen konventionellem und Bio-Essen. Wenn wir Fleisch zum Grillen kaufen, kommt das immer von einem Biobauernhof oder dem Jäger aus dem Nachbarort. Auch meinem Mann ist es mittlerweile wichtig, wie das Tier gelebt hat, das er isst. Aus gesundheitlicher, aber auch ethischer Sicht. Ganz verzichten kann er auf Wurst gut, auf sein Grillfleisch im Sommer weniger. Wir haben zwischendurch einige vegane Varianten ausprobiert. Aber je mehr ich mich mit dem Thema Ernährung  auseinandergesetzt habe, desto mehr sind wir auch von veganen/vegetarischen Alternativen wieder abgekommen. Denn auch vegan kann man sich ungesund ernähren! Es ist mir wichtig, im Alltag viel rohes Obst & Gemüse anzubieten. Im Sommer essen wir gerne selbstgemachtes, zuckerfreies Eis. Auch Smoothies trinken alle Familienmitglieder gerne.

2. Was hat euch bzw. deine Kinder dazu bewegt, diese Ernährung auszuwählen?

Ich bin zum Vegetarismus gekommen, weil ich über Jahre mit Migräne zu kämpfen hatte. Kein Arzt konnte mir helfen, im Gegenteil – es wurde immer schlimmer. Angefangen haben wir damals mit einer „Diät“, bei der wir immer je eine Woche ein bestimmtes Lebensmittel aus unserer Ernährung gestrichen haben. Ich glaube, es war sowas wie: 1. Woche: kein Fleisch essen, 2. Woche: keine Milchprodukte essen, 3. Woche: keine Produkte mit Zusatzstoffen essen, 4. Woche: nichts essen, was in Plastik verpackt ist, 5. Woche: keinen Kaffee trinken, usw. Ich wollte testen, was es mit mir macht, wenn ich auf bestimmte Sachen verzichten würde und mein Mann machte mit und unterstützte mich. Ich verschlang ein Buch nach dem anderen über vegetarische/vegane/vollwertige Ernährung, über Zusatzstoffe in unserem Essen, biologische Landwirtschaft usw. Nachdem ich dann das Buch „Tiere essen“ gelesen hatte, konnte ich kein Fleisch mehr anrühren (und habe es bis heute nicht). Der Prozess ging dann weiter, ich lebte eine Zeitlang komplett vegan, bin aber, gerade in den Schwangerschaften immer wieder zu meinem geliebten Käse (mit Trauben) zurückgekehrt. Ich hatte das Gefühl, mein Körper verlangte danach, also gab ich ihn ihm. Kurz nachdem unser erster Sohn geboren wurde, verzichteten wir in der Fastenzeit auf Plastik und unser Weg in ein nachhaltigeres Familienleben begann. Letztendlich war der Grund für meine Ernährungsumstellung meine Gesundheit und ich bin sehr dankbar, dass ich seitdem nicht einmal mehr Migräne hatte. Auch meine PMS ist verschwunden. Allerdings ist mir heute der ethische Aspekt dieser Lebensform mindestens genauso wichtig wie der gesundheitliche. Ich wünsche mir, dass wir wieder mehr in Richtung vegane Ernährung gehen. Mein Mann möchte das tatsächlich auch. Denn auch er hat festgestellt, dass es ihm gesundheitlich besser geht. Die Lebensmittel, die wir kaufen, sind zu 95 % biologisch und so regional wie möglich. Wir beziehen einmal die Woche eine Biokiste mit Gemüse aus der Gegend.

3. Bekommt ihr aufgrund eures Speiseplans Gegenwind aus dem Bekanntenkreis?

Mittlerweile nicht mehr. Die Umstellung war nicht ganz so einfach, aber mehr, weil ich das Gefühl hatte, dass sich jeder erst einmal rechtfertigen wollte, warum er selbst überhaupt noch Fleisch aß. Heute leben einige Freunde von uns ähnlich wie wir. Entweder essen sie selbst vegan oder vegetarisch oder achten zumindest auf die Qualität ihrer Speisen. Es ist interessant, wenn man Menschen mit gleichen Interessen trifft, dass sie oft einen ähnlichen Lebens- und Ernährungsstil pflegen. Am Schönsten finde ich es, wenn ich höre, dass sich Menschen in meinem Umfeld aufgrund meines Vorlebens selbst auf den Weg gemacht haben, etwas an ihrer Ernährung oder ihrem Lebensstil (hin zu mehr Nachhaltigkeit) zu verändern. Das berührt mich immer sehr.

Fleischlos glücklich?

Über Nina

Nina lebt mit ihrer Familie auf dem Land und legt Wert auf nachhaltige und gesunde Ernährung. Wer einen Einblick in ihren Alltag haben möchte und Lust auf ein paar tolle Kinderbuchvorstellungen hat, kann ihr auf Instagram unter Grüne Herzmama folgen.

Fleischlos glücklich?

Liebe Elternblogger, macht mit!

Was landet bei euch auf den Tellern? Wir rufen alle Elternblogger, die sich in unseren Interviews wiederfinden, auf: Meldet euch bei uns unter julia.schambeck@care.com! Erzählt uns von den Ernährungsgewohnheiten eurer Kinder und euren persönlichen Erfahrungen damit.

Alle Leser ohne eigenen Blog können uns gern in einem Kommentar unter diesem Artikel ihre Meinung zum Thema vegetarische/vegane Ernährung bei Kindern erzählen. Wir sind gespannt auf eure Aussagen!

Hier geht es zu den Interviews!



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