1. Wie alt sind deine Kinder und wie ernähren sie sich?
Die Zwillinge sind 3,5 Jahre alt, unser jüngstes Kind wird in Kürze 1,5 Jahre alt. Eine Zeit lang habe ich mich komplett vegetarisch ernährt. Am familientauglichsten stellt sich für uns eine pflanzenfokussierte Vollkost heraus. Das klingt unglaublich schlau, bedeutet aber einfach, dass wir gelegentlich Fisch, Fleisch, Eier und Milch essen, uns aber hauptsächlich von pflanzlichen Lebensmitteln ernähren. So halte ich es persönlich für den gesunden Menschen am natürlichsten und effektivsten.
Mir ist wichtig, dass tierische Lebensmittel bewusst und begrenzt konsumiert werden. Tägliche Wurstbrote oder Milch zum Trinken gibt es bei uns nicht. An mehreren Tagen im Monat koche ich auch komplett vegan. Noch wichtiger ist mir aber, dass unsere Ernährung weizen- und zuckerarm ist. Ich setze auf Dinkelvollkornprodukte und alternative Süßungsmittel. Meine Kinder haben keine strikten Verbote. „Die Dosis macht das Gift“ ist mein Lieblingsmotto bei der Ernährung.
Während ich mich bei den Großen noch nicht getraut habe, so stark von den Leitlinien abzuweichen, habe ich nun eine vegetarische Breizeit hinter mir. Mit der Teilnahme am Familientisch durfte der Kleinste dann aber auch Fleisch und Fisch probieren. Bis heute ist er nicht sonderlich angetan davon.
2. Was hat euch bzw. deine Kinder dazu bewegt, diese Ernährung auszuwählen?
Mit einer vollwertigen, abwechslungsreichen Kost wird meiner Meinung nach der noch wachsende, kindliche Körper optimal mit den nötigen Nähr- und Vitalstoffen versorgt. Auch eine vegetarische Kinderernährung funktioniert gut, wenn man sich mit Lebensmitteln auskennt und auf die nötige Zufuhr von Mineralstoffen, Vitaminen und essenziellen Fettsäuren achtet.
Vegan würde ich meine Kinder nicht ernähren, weil das bedeuten würde, dass sie zwingend Nahrungsergänzungsmittel (zum Beispiel Vitamin B12) einnehmen müssten. Falls sie sich irgendwann selbst aber dazu entscheiden sollten, werde ich es unterstützen und unseren Speiseplan anpassen. Ich sehe aktuell keinen Mehrwert in Extremen. Bei Krankheiten oder Unverträglichkeiten ergibt es aber sicherlich Sinn.
Sich ausschließlich vegan, vegetarisch, zuckerfrei, biologisch, glutenfrei usw. zu ernähren, bedeutet nicht gleichzeitig, dass man unbedingt gesünder lebt. Auch diese Extreme können einseitig umgesetzt werden (Achtung in Kita und Schulmensa!). Ich finde es wichtig, dass Kinder vieles probieren dürfen, eigene Vorlieben entwickeln und sich später nicht heimlich mit Dingen vollstopfen, die zu Hause tabuisiert werden. Das ist ein Grund für mich, hin und wieder auch Fleisch anzubieten, was ich generell meiden würde.
3. Bekommt ihr aufgrund eures Speiseplans Gegenwind aus dem Bekanntenkreis?
Unverständnis haben wir anfangs für meine strikten Regeln bei Zucker bekommen. Wie können wir Süßkram bloß den Kindern vorenthalten? Und dann noch das ekelige Vollkornzeugs? Für Außenstehende ist es schwer nachzuvollziehen, dass der Geschmackssinn lernt und dass kein Zucker kein Verzicht bedeuten muss. Mit drei kleinen Kindern nehmen wir die meisten Hauptmahlzeiten zuhause ein. Wenn wir dann doch mal in Gesellschaft essen, drücke ich das ein oder andere Auge mehr zu. So ist es für alle entspannter.
Für die Gastronomie und typische Partybuffets sehe ich noch ganz viel Potenzial nach oben, was das Angebot an vollwertigen, vegetarischen oder veganen Gerichten angeht. Ich stecke viel Energie und Zeit in die Verbreitung meiner Philosophie und freue mich, wenn meine Rezepte den Alltag von anderen Familien bereichern.
Über Nora Schmidt
Nora ist Ärztin und lebt mit Zwillingen, Kleinkind und Mann am Rande des Ruhrgebiets. Auf ihrem Blog Milch & Mehr schreibt sie über Kinderernährung, Gesundheit von Mama, Baby und Kind sowie über den lebhaften Familienalltag mit drei kleinen Kindern. Sie berät Familien ganz praktisch und individuell bei Still- und Ernährungsproblemen. Dabei unterstützt sie ihr mit Wissen gespicktes Bauchgefühl verlässlicher, als jede Leitlinie. Auf dem Blog findet ihr viele gemüseschmuggelnde Familienrezepte, Beikostideen und Food-Facts.
Liebe Elternblogger, macht mit!
Was landet bei euch auf den Tellern? Wir rufen alle Elternblogger, die sich in unseren Interviews wiederfinden, auf: Meldet euch bei uns unter julia.schambeck@care.com! Erzählt uns von den Ernährungsgewohnheiten eurer Kinder und euren persönlichen Erfahrungen damit.
Alle Leser ohne eigenen Blog können uns gern in einem Kommentar unter diesem Artikel ihre Meinung zum Thema vegetarische/vegane Ernährung bei Kindern erzählen. Wir sind gespannt auf eure Aussagen!