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Phänomen Patchwork-Familie

Wie moderne Familien ihren Alltag bewältigen

Wenn getrennte Eltern wieder neue Partnerschaften eingehen, bilden sich manchmal auch neue Familien: die Patchwork-Familien.

Patchwork – ein neues altes Modell

Eine Familie gilt dann als Patchwork-Familie, wenn wenigstens ein Elternteil ein Kind aus einer früheren Partnerschaft mit in eine neue Beziehung bringt. Dieses Modell ist nicht neu, denn auch in früheren Zeiten gab es bereits diese Form des familiären Zusammenlebens. Der englische Begriff Patchwork (Flickarbeit) ersetzt seit geraumer Zeit die Bezeichnung Stieffamilie. So muss bereits in dem berühmten Märchen der Gebrüder Grimm aus dem Jahre 1815, das Aschenputtel unter seiner bösen Stiefmutter leiden. Aufgrund der soziokulturellen Veränderung der Lebensformen, die zunehmend von einer liberaleren Grundhaltung geprägt werden, stieg die Zahl von Trennungen und Scheidungen in den letzten Jahren rasant an. Die Patchworkfamilie ist die dritthäufigste Familienform (13,6%) nach der Ein-Eltern-Familie und den Alleinerziehenden Eltern. 2006 gab es bereits 2,3 Millionen solcher Familien, die Ein-Eltern-Familie ist heute schon längst nicht mehr die Norm.

Patchwork – Fluch oder Segen?

Jedes Jahr trennen sich rund 200.000 Paare in Deutschland. Da auch die Zahl der Patchwork-Familien in den letzten Jahren deutlich angestiegen ist, entwickelt sich das Modell immer mehr zur gesellschaftlichen Normalität. Patchwork wird als erfolgversprechendes Konzept der Zukunft angepriesen, das gut zu funktionieren hat. Kritiker hingegen gibt es nur wenige. Doch Patchwork-Familien haben keine Vorbilder, es gibt keine allgemeingültigen Konventionen, Normen oder Rollen, an denen Eltern und Kinder sich orientieren könnten. Jede Patchwork-Familie muss ihren eigenen Weg gehen, um mit der neuen Situation zurecht zu kommen. Dabei tauchen die Probleme in den zusammengewürfelten Familien oft erst viel später auf, die in der anfänglichen Euphorie einer neuen Beziehung vielleicht noch undenkbar gewesen wären.

Häufig drehen sich die Konflikte dann um Macht, Liebe und Anerkennung. Vor allem, wenn das Paar eigene Kinder bekommt, können die Kinder aus erster Ehe schon einmal eifersüchtig werden. Hier ist dann besonderes Einfühlungsvermögen seitens der Eltern gefragt. Aber auch planerische und logistische Schwierigkeiten können entstehen, vor allem wenn die Familie durch den Neuzuwachs erheblich vergrößert wird. Denn für die Kinder ist es oft am schwersten, sich in einer neuen Familie zurecht zu finden, denn für sie zählen meist nur die echten Familienmitglieder als vollwertige Bezugspersonen. Viele Patchwork-Familien gehen daher in die Brüche. Und oftmals verlässt nicht der neue Partner die Familie, sondern der Partner mit den Kindern beendet die Beziehung, da die Liebschaft nicht mit den Interessen und Ansprüchen der eigenen Kinder zu vereinen ist.

Doch es gibt auch Erfolgsbeispiele

Viele Familien verstehen sich nach einer Eingewöhnungszeit hervorragend untereinander und machen keinen Unterschied, zwischen den eigenen Kindern und denen ihrer neuen Partner. Das ist sehr wichtig, denn man darf auf keinen Fall eine emotionale Entscheidung für oder gegen einen Elternteil von den Kindern verlangen. Es muss ein Bewusstsein für die soziale Tragweite geschaffen werden, die eine Patchwork-Familie mit sich bringt. Denn mit jeder neu eingegangenen Partnerschaft entstehen weitere familiäre Verknüpfungen und Bindungen und die Kinder der Partner müssen, oftmals unfreiwillig, miteinander auskommen. Deswegen ist es umso wichtiger, für das Wohl der Kinder eine gemeinsame familiäre Basis zu entwickeln.

 



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