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We are family: Insights von Bjoern und Christian

Alleinerziehend, Patchwork, Regenbogenfamilie – na und! Wir haben im Rahmen unserer neuen Serie “We are family – vielfältig und bunt wie das Leben” Eltern befragt, die jenseits des klassischen Mama-Papa-Kind(er)-Modells eine Familie haben, wie sie ihren Alltag so meistern und ihre Mitmenschen ihnen begegnen. Lest selbst, was Bjoern und Christian zum Thema zu sagen haben!

Regenbogenfamilie

1. Wie hat sich das Familienkonstrukt, in dem du jetzt lebst, entwickelt?

Mein Mann (Christian – Papi) kam irgendwann und fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, ein Pflegekind aufzunehmen, was ich sofort verneinte. Ich hatte viel zu viel Angst davor, all meine Liebe, meine Emotionen, meine Werte in ein Kind zu stecken, damit dann das Amt nach drei Jahren anruft, danke sagt, und dann das Kind mitnimmt. Also durchliefen wir den Adoptionsprozess in unserem Landkreis. Währenddessen lernten wir auch viel über Pflege, Wahrscheinlichkeiten, Schicksale und kleine Zwergis. Nach Abschluss des Adoptionsprozesses war klar, dass die Wahrscheinlichkeit, dass wir irgendwann ein Kind adoptieren können, gegen Null geht. Ich hatte viel dazugelernt und so starteten wir den Pflegekindprozess, den wir durch den vorigen Prozess stark abkürzen konnten. Vier Tage nach Abschluss kam der Anruf, dass sie ein Kind für uns hätten. 12 Wochen später zog Zwergi bei uns ein. Heute, sechs Monate später können wir sagen, dass wir eine Familie geworden sind. Der Weg dahin war steinig, auch nicht immer schön, aber so lohnenswert!

2. Wie reagieren Menschen in deinem Umfeld auf eure Familie? Habt ihr euch jemals diskriminiert gefühlt? Wenn ja, in welcher Situation? Wie seid ihr damit umgegangen?

Meine Eltern  (Bjoern – Papa) sind einen Moment darüber gestolpert. Sie hatten bei meinem Outing vor 21 Jahren mit dem Gedanken an Enkelkinder abgeschlossen. Sie brauchten einen Moment, um heute umso stärker und klarer mit ihrer Rolle als Opa und Oma umzugehen. Für Chris sorgte unser Pflegesohn für eine Familienzusammenführung. Er hatte länger nicht wirklich Kontakt zu seinen Eltern und Zwergi war da tatsächlich der Auslöser für eine Art Neuanfang.

Zu Beginn des Adoptionsprozesses haben alle Freunde völlig dafür gesprochen, beim Pflegeprozess kamen vermehrt Stimmen auf, die uns fragten, warum wir uns das antun wollen. Diese Stimmen verblassten, als wir mehr von dem Prozess allgemein, dem Anbahnungsprozess (Phase des beginnenden Bindungsaufbaus) im Detail, die Hintergründe und das System erklärten. Ansonsten haben wir bisher in der Öffentlichkeit nie etwas Negatives erleben müssen – im Gegenteil! Wir erhalten viele neugierige, lächelnde und unterstützende Blicke. In unserem Dorf bei München sind wir total akzeptiert und mit Kinderturnen, Krippe und Co. auch voll integriert.

3. Auf einer Skala von 0 bis 10: Wie sehr empfindest du dein Familienmodell als von der Gesellschaft akzeptiert?

Da würden wir eine 7 bis 8 vergeben. Schauen wir uns nur in Deutschland um, so ist es bis heute ein Modell, welches eben nicht „normal“ ist. Wo sich die Menschen schnell Gedanken um die Kinder und deren Entwicklung oder Integrierung machen. Dass Liebe viel wichtiger ist, und es hierbei völlig egal ist, von wem oder vor allem von welchem „Modell“ sie sie empfangen… ist ihnen völlig egal. Der Gesellschaft aber eben immer noch nicht so ganz.

Über Bjoern & Christian

Papa und Papi sind Bjoern und Christian. Bjoern arbeitet beim Fernsehen, Christian ist Flugbegleiter und Teamleiter bei einer großen Deutschen Airline. Wir sind seit neun Jahren ein Paar und seit vier Jahren verheiratet (erst eingetragene Lebenspartnerschaft, dann Ehe). Wir waren immer eine Familie, nämlich zwei Männer und ein Hund (erst Golden Retriever Romeo, jetzt Labrador Anton). Im Januar diesen Jahres wurden wir dann mit unserem Pflegesohn (liebevoll Zwergi genannt) komplett. Mit unserem Instagram Blog @papaundpapi wollen wir möglichst laut sein und ganz viele Menschen erreichen. Einmal, um zu zeigen, wie das Leben mit Pflegekind ist. Es gibt so viele Pflegekinder, die dringend eine Familie suchen. Viele haben aber Angst davor und die wollen wir ein Stückchen abbauen. Und zum anderen, weil wir unser Familienmodell zeigen wollen. Wir wollen, dass man sieht, dass es völlig egal ist, ob ein Kind Papa und Mama, Mama und Mama, Papa und Papa usw. hat. Wichtig ist, dass das Kind Liebe erfährt, egal von wem!

Liebe Elternblogger, macht mit!

Familie ist etwas Einzigartiges und sieht für jeden Menschen anders aus. Wir wollen wissen, wie das bei Euch ist. Deshalb rufen wir alle Elternblogger, die sich in unseren Interviews wiederfinden, auf: Meldet euch bei uns unter julia.schambeck@care.com! Erzählt uns von euren Familien, euren Erfahrungen und eurem kleinen persönlichen Glück.

Alle Leser ohne eigenen Blog können uns gern in einem Kommentar unter diesem Artikel erzählen, was ihre Familie für sie so einzigartig macht. Wir sind gespannt auf Eure Geschichten!

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