we are family-klein

We are family: Insights von Frank

Alleinerziehend, Patchwork, Regenbogenfamilie – na und! Wir haben im Rahmen unserer neuen Serie “We are family – vielfältig und bunt wie das Leben” Eltern befragt, die jenseits des klassischen Mama-Papa-Kind(er)-Modells eine Familie haben, wie sie ihren Alltag so meistern und ihre Mitmenschen ihnen begegnen. Lest selbst, was Frank von The Rainbow Daddies zum Thema zu sagen hat!

 

We are family

1. In welcher Art Familie bist du selbst aufgewachsen?

Ich bin in einer „klassischen“ Familie aufgewachsen – mit Mutter, Vater und meiner zwei Jahre älteren Schwester. Meine Eltern sind nach wie vor miteinander verheiratet.

2. Wann ist bei dir der Wunsch nach eigenen Kindern entstanden?

Den Wunsch nach eigenen Kindern gibt es schon sehr lange, als abstrakte und unkonkrete Vorstellung eigentlich seit meiner Schulzeit. Mir war klar, dass ich selbst Vater sein wollen würde. Das war noch vor meinem Comingout. Über die Jahre war der Wunsch mal etwas weniger ausgeprägt, mal etwas stärker. Aber er war immer da.

3. Wie hat sich das Familienkonstrukt, in dem du jetzt lebst, entwickelt? Wie entstand deine kleine Familie?

Da Kinderkriegen ein Thema sowohl für mich in früheren Beziehungen als auch für die Mutter unseres Sohnes war, kamen wir auf ihre Initiative hin dazu einmal ins Gespräch. Zum Hintergrund: Wir kennen uns seit der Schulzeit und haben ein paar gemeinsame Freunde. Wir haben uns dann ungefähr ein dreiviertel Jahr Zeit genommen, um das Thema zu vertiefen und zu schauen, ob es für uns beide passt. In meinen Augen ist es vorteilhaft, sich etwas Zeit zu nehmen für so eine Entscheidung, den anderen erst einmal besser kennen zu lernen und Vorstellungen abzugleichen. Man sollte, was die Erziehungsvorstellungen anbelangt, etwa auf einer Wellenlänge schwimmen und auch ein gewisses Vertrauensgefühl zueinander haben. Bestenfalls hat man den anderen schon einmal in einer Krisensituation erlebt oder kennt persönliche Hintergründe. Irgendwann war es Zeit, sich zu entscheiden. Es war für uns beide ein positiver – quasi der richtige – Zeitpunkt, die Sache anzugehen. Und aus Freundschaft wurde dann ganz schnell Elternschaft!

4. Wie wirst du deinem Kind später euer Familienmodell erklären?

Ich glaube, ich muss es dem Kleinen gar nicht erklären. Es wird für ihn ganz selbstverständlich sein. Zunächst einmal ist er ein Wunschkind von uns beiden! Und wir werden offen mit unserer Alltagsrealität umgehen, wenn seinerseits Fragen entstehen. Unsere Erziehungsziele sind die üblichen, denke ich: Er soll als offener, toleranter Mensch in die Welt gehen. Wir werden ihm alles vermitteln, was ihn darin stärkt. Unser Familienmodell wird für ihn gelebte Normalität sein, da er nach der Anfangsphase sehr schnell zu gleichen Teilen bei mir und bei seiner Mama leben wird.

5. Wie reagieren Menschen in deinem Umfeld auf eure Familie? Habt ihr euch jemals diskriminiert gefühlt? Wenn ja, in welcher Situation? Wie seid ihr damit umgegangen? Und wer steht euch zur Seite, wenn ihr einmal nicht weiterwisst?

Die Menschen in unserem Umfeld reagieren sehr positiv – wir bekommen viel Zuspruch, insbesondere natürlich aus unserem Freundes- und Bekanntenkreis. Ich persönlich habe mit ihm auch sonst noch keine Diskriminierung erlebt. Wenn wir zu dritt unterwegs sind, werden wir auf den ersten Blick wohl in der Regel auch als Heteropaar wahrgenommen. Oder wenn ich mit ihm allein unterwegs bin, dann eben schlichtweg als Familienvater. Aber selbst wenn ich hier in Berlin mit meinem Freund Arm in Arm und mit dem Baby im Kinderwagen spazieren gehe, gibt es eher neugierige Blicke und positive Resonanz. Es ist wohl auch noch ein eher seltenes Bild für Menschen. Leider sieht das am derzeitigen Lebensort meines Freundes für homosexuelle Paare bereits ohne Kind neben positiven Reaktionen manchmal auch anders aus.

Wenn es Probleme gibt, wären die Mutter unseres Sohnes und ich natürlich die ersten Bezugspersonen, die miteinander sprechen und sich dann gegenseitig unterstützen. Ansonsten hilft uns unser toller Freundeskreis. Dort werden wir immer aufgefangen. Es gibt aber auch verschiedene Netzwerke, die unterstützen können. Ich bin z.B. Teil einer lokalen Gruppe schwuler Väter, The Rainbow Daddies, wo wir uns sehr gut mit anderen Regenbogenfamilien austauschen und uns auch Inspiration oder Rat holen können.

6. Auf einer Skala von 0 bis 10: Wie sehr empfindest du dein Familienmodell als von der Gesellschaft akzeptiert?

(0 = überhaupt nicht akzeptiert, 10 = vollständig akzeptiert)

Eine Zahl könnte das Meinungsspektrum dazu nicht abbilden. Meine Wahrnehmung ist, dass die Umwelt zunehmend versteht, dass unsere Familienkonstellation keinerlei Bedrohung für jeweils andere Familienformen, etwa das klassische Modell, darstellt. Genau wie bei der Ehe für alle wird niemandem etwas weggenommen, nur weil eine Minderheit rechtlich gleichgestellte Wege beschreitet – und das endlich auch darf. Die rechtliche Gleichstellung und Gleichbehandlung aller Teilnehmer sollte das Ziel einer jeden aufgeklärten, demokratisch verfassten und die Menschenrechte ernstnehmenden Gesellschaft sein.

Es werden auch insgesamt nicht weniger Kinder gezeugt werden, nur weil es – im Vergleich dazu minimal – ein paar mehr Regenbogenfamilien gibt. Dafür sind andere Faktoren relevant, wie wirtschaftliche Sicherheit oder Zugang zu Kindertagesbetreuung, was wiederum Fragen politischer Ausgestaltung für Rahmenbedingungen von Familien allgemein sind. Kinder aus Regenbogenfamilien müssen wiederum die gleiche uneingeschränkte rechtliche Absicherung erfahren können, das ist selbstredend. Das verstehen die Menschen zunehmend. Für jüngere Generationen ist das ohnehin weniger ein Aufregerthema. Unser Modell wird immer mehr als Facette bzw. Erweiterung des Spektrums von Patchworkfamilien wahrgenommen, wie sie auch in anderen Konstellationen häufig und gesellschaftliche Realität sind. Diese Facette hat es übrigens auch schon immer gegeben, vielleicht nur nicht so offen. Wir erfahren eine Menge Akzeptanz, Toleranz und Wertschätzung.

7. Was ist das Schönste an deiner Familie?

Na erst einmal, dass es sie gibt! Es ist schön, dass wir alle gesund sind. Es ist auch schön, dass schwule Väter, die Kinder haben, nicht mehr versteckt leben müssen.

8. Was wünschst du dir für die Zukunft eurer Familie?

Ich wünsche mir ein erfülltes Familienleben, eine starke Bindung zueinander und dass der Kleine eine prima Beziehung zu uns beiden und zu unseren Familien aufbaut. Im Prinzip eine bereichernde Zukunft für uns alle!

 

We are family

Über Frank

Frank ist Berliner, hat in Berlin nach einer Ausbildung zum PR-Berater Kommunikation studiert und arbeitet derzeit in der Verbandskommunikation. Als Hobbyfotograf reist er gern um die Welt. Als Teilnehmer regelmäßiger Treffen ist er zugleich einer der Redakteure der Facebookseite der Rainbow Daddies, einer Berliner Gruppe schwuler (angehender) Väter.

 

we are family

Liebe Elternblogger, macht mit!

Familie ist etwas Einzigartiges und sieht für jeden Menschen anders aus. Wir wollen wissen, wie das bei Euch ist. Deshalb rufen wir alle Elternblogger, die sich in unseren Interviews wiederfinden, auf: Meldet euch bei uns unter julia.schambeck@care.com! Erzählt uns von euren Familien, euren Erfahrungen und eurem kleinen persönlichen Glück.

Alle Leser ohne eigenen Blog können uns gern in einem Kommentar unter diesem Artikel erzählen, was ihre Familie für sie so einzigartig macht. Wir sind gespannt auf Eure Geschichten!

Hashtags: #wearefamily #meinefamilie #familiefüralle

Hier geht es zu weiteren Interviews.



Diesen Artikel kommentieren
*

*