we are family-klein

We are family: Insights von Frau und Frau W

Alleinerziehend, Patchwork, Regenbogenfamilie – na und! Wir haben im Rahmen unserer neuen Serie “We are family – vielfältig und bunt wie das Leben” Eltern befragt, die jenseits des klassischen Mama-Papa-Kind(er)-Modells eine Familie haben, wie sie ihren Alltag so meistern und ihre Mitmenschen ihnen begegnen. Lest selbst, was Anja und Nicole dazu zu sagen haben.

We are family

1. In welcher Art Familie seid ihr selbst aufgewachsen?

Anja ist im beschaulichen Bayern aufgewachsen zusammen mit ihren Eltern, die gerade Goldene Hochzeit gefeiert haben und ihrem zweieinhalb Jahre älteren Bruder. Nicole ist in Brandenburg groß geworden. Sie hat 5 Geschwister und ihre Eltern haben sich getrennt, als sie 14 Jahre alt war.

2. Wann ist bei euch der Wunsch nach eigenen Kindern entstanden?

Uns war relativ schnell klar, dass wir eine Familie gründen wollen. Eigentlich schon kurz, nachdem wir 2013 zusammen gekommen sind. Und das, obwohl wir beide vorher weder heiraten noch Kinder bekommen wollten. Aber wenn man dem richtigen Menschen begegnet, ändert sich eben alles.

3. Wie hat sich das Familienkonstrukt, in dem ihr jetzt lebt, entwickelt? Wie entstand eure Familie?

Der Entschluss gemeinsam ein Baby zu bekommen war schnell gefasst. Die Suche nach einem geeigneten Spender war dagegen langwieriger. Und das, obwohl wir im Vorfeld diverse Angebote von befreundeten schwulen Paaren hatten, die uns gern ihren Samen zur Verfügung gestellt hätten. Aber das kam für uns nicht infrage. Deshalb führte unser Weg nach Dänemark. Denn in Deutschland war es zum damaligen Zeitpunkt (2014) noch schwierig für zwei Frauen gemeinsam ein Kind zu bekommen. Dort war das sehr viel unkomplizierter. Die Klinik, für die wir uns entschieden hatten, arbeitete wiederum mit einer großen europäischen Samenbank zusammen. Dort haben wir nach längeren Suche dann auch einen passenden Spender gefunden.

Und sollte unser Kind eines Tages das Bedürfnis verspüren, seinen biologischen Vater kennenlernen zu wollen, ist das auch kein Problem. Denn wir haben uns ganz bewusst für eine „offene Spende“ entschieden. Bedeutet: wenn er 18 Jahre alt ist, kann er selbst entscheiden, ob er zu ihm Kontakt aufnehmen möchte oder eben nicht.

4. Hat euer Kind euer Familienmodell schon einmal hinterfragt?

Unser Sohn ist jetzt knapp vier Jahre alt. Er registriert bereits, dass er zwei Mütter und keinen Vater hat. Aber nicht als Mangel, sondern eher als Feststellung. Kinder haben da ja eine völlig andere Wahrnehmung als wir Erwachsene. Erst neulich hat unser Kleiner einem anderen Jungen erzählt, dass er zwei Mamas hat. Der war sofort neidisch und konnte nicht verstehen, dass er nur EINE Mama hat. Vielleicht wächst da eine neue Generation heran, für die es völlig normal ist, dass es auch Regenbogenfamilie gibt. Das würden wir uns jedenfalls sehr wünschen. Und klar, wenn unser Kind alt genug ist, werden wir ihm natürlich erzählen, wie wir ihn bekommen haben und wer sein biologischer Vater ist.

Darüber hinaus haben wir uns vorgenommen unseren Sohn zu einem toleranten und weltoffenen Menschen zu erziehen. Wir wollen ihm zeigen, dass Familie kein festgesetzter Begriff ist. Familie fängt unserer Meinung nach da an, wo zwei Menschen sich lieben und gemeinsam Verantwortung für ein oder mehrere Kinder tragen. Das können, wie in unserem Fall, zwei Mütter sein. Aber auch alle anderen Familienkonstellationen jenseits des klassischen Vater- Mutter- Kind- Modells. Denn ob unser Kind zu einem glücklichen Menschen heranwächst, hängt doch nicht von unserem Geschlecht ab. Sondern von der Liebe, der Fürsorge und den Werten, die wir ihm in unserer Familie vorleben.

5. Wie reagieren Menschen in eurem Umfeld auf eure Familie? Habt ihr euch jemals diskriminiert gefühlt? Wenn ja, in welcher Situation? Wie seid ihr damit umgegangen? Und wer steht euch zur Seite, wenn ihr einmal nicht weiterwisst?

Wir haben das große Glück bisher nicht diskriminiert worden zu sein. Dafür sind wir sehr dankbar. Wir machen aber auch kein Geheimnis aus unserem Familienmodell, sondern gehen ganz offen und ehrlich damit um. Wir beantworten alle Fragen und sind sie noch so absurd. Denn wir sind uns sicher: je mehr Transparenz wir schaffen, umso höher ist die Chance mögliche Berührungsängste und Klischees abzubauen. Deswegen haben wir ja auch unseren Blog „Frau und Frau W“ ins Leben gerufen.

6. Auf einer Skala von 0 bis 10: Wie sehr empfindest du dein Familienmodell als von der Gesellschaft akzeptiert?

(0 = überhaupt nicht akzeptiert, 10 = vollständig akzeptiert)

Wir persönlich fühlen uns vollständig akzeptiert. Das liegt aber auch daran, dass wir in einem sehr toleranten und offenen Umfeld leben. Aber es gibt genügend gleichgeschlechtliche Paare oder Regenbogenfamilien, denen das nicht so ergeht. Die mit Ausgrenzung und Abweisung leben müssen. Das bekommen wir durch unseren Blog hautnah mit. Denn wir bekommen regelmäßig Nachrichten von Menschen, die genau diese Erfahrung machen müssen. Da gibt es noch viel zu tun. Deswegen würden wir in Sachen Akzeptanz eine 7 geben.

 

We are family

7. Was ist das Schönste an eurer Familie?

Wir lieben unsere kleine Familie und sind stolz auf das, was wir bereits geschafft haben. Unser Kind ist gesund, entspannt und dazu noch ein unglaublicher Sonnenschein. Mehr können wir uns wirklich nicht wünschen. Wir leben im Moment, sprechen über all das, was uns bewegt und vertrauen einander blind. Zudem haben wir jede Menge Spaß und können das Leben zusammen genießen.

8. Was wünschst du dir für die Zukunft eurer Familie?

Wir wünschen uns, dass es immer weniger Diskriminierung und Ungerechtigkeit auf der Welt gibt. Es wäre schön, wenn die Menschen mehr mit dem Herzen sehen und erkennen, dass Liebe viele Facetten hat. Nicht der Norm zu entsprechen ist durchaus etwas Gutes und dazu noch eine große Chance auf positive Veränderung.

We are family

Über Anja und Nicole

Hinter „Frau und Frau W„ stecken wir: Anja und Nicole aus Berlin. Wir lieben uns, sind miteinander verheiratet und haben einen wunderbaren Sohn. Auf unserem Blog und in unseren Videos lassen wir die Menschen an unserem Leben als Regenbogenfamilie teilhaben. Warum wir das machen? Weil es noch jede Menge Klischees und Berührungsängste rund um dieses Thema gibt. Und weil wir beide Frauen sind und nicht gern jammern, krempeln wir eben selbst die Ärmel hoch an packen das an. Für uns, unser Kind und die anderen tollen gleichgeschlechtlichen Menschen.

 

 

we are family

Liebe Elternblogger, macht mit!

Familie ist etwas Einzigartiges und sieht für jeden Menschen anders aus. Wir wollen wissen, wie das bei Euch ist. Deshalb rufen wir alle Elternblogger, die sich in unseren Interviews wiederfinden, auf: Meldet euch bei uns unter julia.schambeck@care.com! Erzählt uns von euren Familien, euren Erfahrungen und eurem kleinen persönlichen Glück.

Alle Leser ohne eigenen Blog können uns gern in einem Kommentar unter diesem Artikel erzählen, was ihre Familie für sie so einzigartig macht. Wir sind gespannt auf Eure Geschichten!

Hashtags: #wearefamily #meinefamilie #familiefüralle

Hier geht es zu weiteren Interviews!





Kommentare
  1. We are family: Insights von Frau und Frau W
    Susi | Mittwoch,November 07.2018

    Hallo Zusammen, wir sind auch eine kleine Regenbogenfamilie. Ich, meine Partnerin und mein Sohn (3) aus einer früheren Beziehung. Dazu gehören noch unsere 2 Hunde. Wir wünschen uns noch (mindestens) ein gemeinsames Kind. Sind hier jetzt auch mit der Samenbank in Dänemark in Kontakt. Hier in Deutschland ist leider, dass Problem das wir noch nicht verheiratet sind und dies min. 1 Jahr sein sollten, bevor man uns hilft ein Kind zu bekommen. Da wir beide über 30 sind, haben wir uns für Dänemark entschieden. Natürlich wollen wir dann auch heiraten und die nicht leibliche Mutter, wird dann auch das Baby adoptieren. Auch wir kommen in der Gesellschaft gut zurecht, weil wir such sehr offen mit dem Thema umgehen und trotzdem gibt es hin und wieder Ablehnung. Das liegt sich auch daran, dass wir in einem kleinen Ort leben, wo unsere Familienkonstelation noch als Seltenheit gilt. Für die Zukunft wünschen wir uns vor allem für meinen Sohn und unsere weiteren Kinder, eine offene Gesellschaft ohne Vorurteile. Den wir lieben uns wie jeder andere Familie auch. LG Susi

Diesen Artikel kommentieren
*

*