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We are family: Insights von Jennifer Sutholt

Alleinerziehend, Patchwork, Regenbogenfamilie – na und! Wir haben im Rahmen unserer neuen Serie “We are family – vielfältig und bunt wie das Leben” Eltern befragt, die jenseits des klassischen Mama-Papa-Kind(er)-Modells eine Familie haben, wie sie ihren Alltag so meistern und ihre Mitmenschen ihnen begegnen. Lest selbst, was Jennifer Sutholt zum Thema zu sagen hat!

Co-Parenting

1. Wie hat sich das Familienkonstrukt, in dem du jetzt lebst, entwickelt?

Ich bin durch Zufall an die Co-Elternschaft gekommen. Naja, ganz zufällig nicht. Mein Partner hat sich gegen Kinder entschieden, da war ich 34. Daraufhin haben wir uns getrennt, weil ich einen sehr großen Kinderwunsch hatte. Mir war es mit fast 35 zu spät, nochmal auf einen neuen Partner zu setzen, daher wollte ich ein Kind mit Samenspender bekommen. Ich befand mich dafür in der Recherche und Planung, als mir eine Kollegin im Gespräch darüber ihr Familienmodell vorstellte, die Co-Elternschaft. Mir erschlossen sich die Vorteile sofort, als Flugbegleiterin ist es bei mir besonders wichtig, dass das Kind gut betreut ist, während ich mehrere Tage weg bin. Das hätte sonst meine Mutter oder eine Fremdbetreuung übernehmen müssen, für mich kein schöner Gedanke und das größte Hindernis auf dem Weg zu meinem Wunschkind. Co-Elternschaft ist da perfekt geeignet, denn das Kind hat einen aktiven Vater, der die Kleine sehr gerne betreut, daran Spaß hat und sich darauf freut. Besagte Kollegin lieferte mir meinen Co-Papa gleich mit, ein Freund von ihr und gemeinsamer Kollege. Wir mochten uns sofort und haben nach ein paar Monaten Kennenlernen beschlossen, es als Co-Eltern zu versuchen. Nach der ersten Heiminsemination war unsere Tochter schon auf dem Weg zu uns. Jetzt stimmen wir unsere Flugpläne ab, das Kind pendelt hin und her, wir sind befreundet und es ist eine sehr entspannte Situation für alle.

2. Wie reagieren Menschen in eurem Umfeld auf eure Familie? Habt ihr euch jemals diskriminiert gefühlt? Wenn ja, in welcher Situation und wie seid ihr damit umgegangen?

Ich gehe ja sehr offen damit um, stehe mit dem Thema in der Öffentlichkeit. Direkte Kritik habe ich aber sehr wenig bekommen. Sicher, in den sozialen Medien wird so mancher Artikel negativ kommentiert, meistens lese ich das gar nicht. Wenn man doch mal reinschaut, dann sieht man schnell, dass die meisten die Artikel noch nicht mal gelesen haben. Über solche Leute rege ich mich nicht auf. Öfter höre ich mal, es wäre egoistisch, seinen Kinderwunsch unbedingt durchsetzen zu wollen, allerdings frage ich mich da, welches Ehepaar denn das Kind vorher befragt hat. Ein Kinderwunsch ist immer egoistisch. Allerdings haben wir uns im Vorhinein sehr sehr viele Gedanken zu den verschiedensten Situationen gemacht, sehr viel mehr, als das so manches Paar vielleicht tut. Ich habe mich finanziell sogar mehrere Jahre vorbereitet.

In den meisten Alltagssituationen bekommen die Leute unsere besondere Situation gar nicht mit. So besonders ist sie ja auch eigentlich gar nicht. Vater und Mutter haben nicht den gleichen Nachnamen, ungewöhnlich ist das nicht. Mama und Papa wohnen getrennt, auch nicht mehr die Ausnahme. In Berlin lebt jedes dritte Kind bei getrennten Eltern. Manchmal spricht ein Arzt den Vater mit meinem Nachnamen an. Da lachen wir dann drüber

3. Auf einer Skala von 0 bis 10: Wie sehr empfindet ihr euer Familienmodell als von der Gesellschaft akzeptiert? Begründe deine Entscheidung kurz. (0 = überhaupt nicht akzeptiert, 10 = vollständig akzeptiert)

Ich würde sagen 5, hauptsächlich deshalb, weil die meisten das Konzept gar nicht kennen, warum auch. Erstmal träumt ja jeder von einer ganz normalen Familie, erst wenn das nicht klappt, fängt man an, sich nach Alternativen umzusehen. Und das machen auch die wenigsten, weil sie die Alternativen nicht kennen. Mir haben so viele Frauen geschrieben, dass es bei ihnen zu spät ist, sie aber sofort eine Co-Elternschaft in Betracht gezogen hätten, wenn sie das gekannt hätten. Die meistens Frauen warten und hoffen doch noch auf den Traummann, bis es dann zu spät ist. Oder sie gehen eben einen riesigen Kompromiss ein. Dass es noch andere Formen von Familie gibt, ist den meisten erstmal nicht bewusst, zumindest bis vor ein paar Jahren nicht. Hinzu kommt natürlich auch noch die Umgebung. In Berlin kann man ja so ziemlich alles veranstalten, ohne dass jemand mit der Wimper zuckt. In ländlicheren Regionen ist das sicher auch noch anders. Da gilt es schon als Versagen, wenn man es nicht geschafft hat, einen Ehemann zu finden. War in meinem Kopf auch erstmal so. Ich hoffe aber, dass es sich mit der Zeit etwas mehr durchsetzt. Es geht ja gar nicht darum, die normale Familie zu ersetzen, nur dort zu ergänzen, wo es einfach nicht geklappt hat.

Titel

Über Jennifer Sutholt

Ich habe planningmathilda ins Leben gerufen, weil ich sehr verzweifelt war, als sich mein Kinderwunsch einfach nicht erfüllen wollte. Im Netz gab es dazu wenig zu finden, meist negative Geschichten von Frauen, bei denen es zu spät war oder gar nicht geklappt hat. Das fand ich sehr schade und auch abschreckend. Als ich dann den Co-Vater gefunden hatte und mein Abenteuer begann, wollte ich diese positive Geschichte gerne teilen, um anderen Frauen Mut zu machen. Entweder um es auch als Co-Eltern zu versuchen oder um auf ihre Weise selbstbestimmt ein Kind zu bekommen. Auf dem Blog erzähle ich unsere Geschichte sehr genau, wie das Kind entstanden ist, was wir im Vorhinein festgelegt haben und wie es jetzt im Alltag mit einer Zweijährigen so läuft.

Liebe Elternblogger, macht mit!

Familie ist etwas Einzigartiges und sieht für jeden Menschen anders aus. Wir wollen wissen, wie das bei Euch ist. Deshalb rufen wir alle Elternblogger, die sich in unseren Interviews wiederfinden, auf: Meldet euch bei uns unter julia.schambeck@care.com! Erzählt uns von euren Familien, euren Erfahrungen und eurem kleinen persönlichen Glück.

Alle Leser ohne eigenen Blog können uns gern in einem Kommentar unter diesem Artikel erzählen, was ihre Familie für sie so einzigartig macht. Wir sind gespannt auf Eure Geschichten!

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