Tabby cat kneading her cushion

Warum Katzen treteln und was der Milchtritt zu bedeuten hat

Spoileralarm: Milchtritte sind etwas Positives!

Wir haben mit Expertinnen und Experten darüber gesprochen, warum Katzen treteln und was uns das sagt.

Kennen Sie das, wenn Katzen mit den Vorderpfoten auf einer weichen Oberfläche hin- und hertreten und sie – manche mit ausgefahrenen Krallen, manche ohne – sanft massieren?

Dieses Verhalten nennt man den Milchtritt oder auch Treteln. Manche nennen es auch Kneten, weil uns die Bewegung an das Kneten von Teig erinnert.

Genau wie Liebesbisse oder die sogenannten wilden 5 Minuten, wenn Katzen plötzlich wie wild durch die Wohnung sausen, zählt auch der Milchtritt zu den natürlichen Verhaltensweisen von Katzen. Wir haben uns mit Fachleuten darüber unterhalten, warum Katzen treteln, warum sie das auch auf unserem Schoß machen und was das zu bedeuten hat. 

Was ist der Milchtritt?

Wenn Katzenbabys gesäugt werden, massieren sie währenddessen den Bauch ihrer Mutter, indem sie sanft gegen ihn treten. Das regt den Milchfluss an und wird deshalb auch Milchtritt genannt. Fachleute vermuten außerdem, dass durch das Treteln gegen die Milchdrüse Pheromone oder Duftstoffe freigesetzt werden, die eine beruhigende Wirkung auf die Kätzchen haben.

Warum aber treteln auch erwachsene Katzen? In der Biologie gibt es hierfür sogar einen Fachbegriff: Neotenie. Damit bezeichnet man das Beibehalten kindlicher Verhaltensweisen über die Geschlechtsreife hinaus. Da Katzen den Milchtritt mit dem Säugen in Verbindung bringen und ihn daher mit sehr positiven Emotionen assoziieren, ist er häufig ein Ausdruck von Wohlbefinden und vollkommener Zufriedenheit.

Viele Katzen behalten diese Verhaltensweise ihr Leben lang bei und kehren in den unterschiedlichsten Situationen zu ihr zurück. Wenn erwachsene Katzen nicht mehr treteln, gibt das allerdings keinen Anlass zur Sorge. Auch das ist normal.

Gründe für den Milchtritt

Das Treteln ist ein natürliches und instinktives Verhalten, das verschiedene Gründe haben kann – vom Ausdruck des Wohlbefindens bis hin zur Beruhigung in Stresssituationen. 

Auch das individuelle Temperament und Umfeld einer Katze können eine Rolle spielen. Die meisten Katzen treteln aus folgenden Gründen: 

Sie fühlen sich wohl 

Allgemein ist der Milchtritt ein Zeichen dafür, dass Katzen sich wohlfühlen oder dabei sind, es sich bequem zu machen. Expertinnen und Experten zufolge suchen sich Katzen dazu gerne ein weiches, warmes Plätzchen – etwa einen gemütlichen Sessel, den Schoß einer vertrauten Person oder auch einen anderen kuscheligen Vierbeiner. Manche Katzen treteln bevorzugt auf einem bestimmten Material oder Gegenstand, der besonders gut riecht. Andere sind gar nicht wählerisch und treteln, wann und wo immer ihnen danach ist. 

Sie sind gestresst 

Der Milchtritt kann auch ein Zeichen dafür sein, dass eine Katze gestresst ist und versucht, sich selbst zu beruhigen. Ob das der Fall ist, können Sie zum Beispiel daran erkennen, wie häufig und wie lange sie tretelt. 

Je nachdem, wie sich der Tagesablauf und das Umfeld einer Katze gestalten, treteln Katzen für gewöhnlich mehrmals am Tag für einen Zeitraum zwischen einigen Sekunden und wenigen Minuten. Ist eine Katze gestresst, können Häufigkeit und Länge zunehmen.

Wenn Katzen plötzlich häufiger oder seltener treteln oder andere Aktivitäten wie dösen, spielen, Fellpflege oder Fressen darüber vernachlässigen, empfiehlt es sich, tierärztlichen Rat einzuholen. 

Sie „bereiten“ ihr Bett

Katzen haben die Angewohnheit, ihren Schlafplatz ausgiebig zu bearbeiten, bevor sie sich niederlassen – sei es eine Decke, das Sofa oder gar der Schoß einer vertrauten Person. Während Hunde sich oft mehrfach um die eigene Achse drehen, bevor sie sich hinlegen, bereiten Katzen auf diese Weise ihren Schlafplatz vor. Bedenkt man, dass Katzen im Durchschnitt 15 Stunden pro Tag ruhen, verwundert es auch nicht, dass sie es dabei möglichst bequem haben möchten.

Sie markieren ihr Revier 

Der Milchtritt kann aber auch der Reviermarkierung dienen. Katzen besitzen nicht nur am Kopf, sondern auch an den Pfoten Duftdrüsen, die Pheromone – und damit ihren eigenen, individuellen Geruch – abgeben. Neben ihrem Urin und Kratzmarkierungen nutzen Katzen diese Pheromone, um Besitzverhältnisse zu klären.

Ihr eigener Geruch gibt Katzen Sicherheit und ein Gefühl der Vertrautheit. Deshalb ist es für Katzen sehr wichtig, dass sie in ihrem Zuhause Plätze haben, die nur nach ihnen selbst riechen, während sich an anderen Stellen die Gerüche aller im Haus wohnenden Personen mischen. 

treteln

Warum treteln Katzen auch auf Personen?

Auf dem Schoß einer vertrauten Person fühlen sich Katzen wohl und geborgen. Dort können sie sich von einem anstrengenden Besuch beim Tierarzt erholen oder es sich an einem kalten Winterabend gemütlich machen. Treteln ist dabei gleichermaßen ein Liebes- und Vertrauensbeweis.

Tretelt Ihre Katze auf Ihnen, kann das aber auch bedeuten, dass sie ihr Revier absteckt. Gerade in Haushalten mit mehreren Katzen nutzen die Vierbeiner ihren Geruch, um ihren Besitz zu markieren und für sich zu beanspruchen.

Was also sollten Sie tun, wenn Ihre Katze auf Ihnen tretelt? Ihre Katze zeigt Ihnen damit, dass sie Sie liebt. Dafür getadelt zu werden, wäre die falsche Reaktion. Genießen Sie stattdessen die gemeinsame Zeit, die Nähe und die Zuneigung.

Was hat es mit Liebesbissen beim Milchtritt auf sich?

Wie sehr Katzen das Treteln genießen, zeigt sich zum Beispiel auch daran, dass sie zu sabbern beginnen oder sich zu kleinen Liebesbissen hinreißen lassen. Alles das sind Zeichen dafür, dass Ihre Katze in dem Moment eine starke Bindung zu Ihnen spürt. Wenn Ihre Katze Sie also beim Treteln gerne einmal „anknabbert“, seien Sie beruhigt, das ist völlig normal.

Wir dürfen auch nicht vergessen, dass das Treteln seinen Ursprung im Milchtritt beim Säugen hat und Katzen die zwei Verhaltensweisen damit instinktiv miteinander verbinden.

  • Temporäre Überforderung: Wenn Katzen treteln, um sich in einer Stresssituation selbst zu beruhigen, und sie in diesem Moment zusätzlichen Reizen ausgesetzt werden, etwa weil sie gestreichelt werden, kann es passieren, dass sie überreagieren und fester zubeißen als gewollt.
  • Keine Lust auf Nähe: Manche Katzen mögen es nicht, wenn sie während des Tretelns gestreichelt werden. Wer das nicht respektiert, erntet unter Umständen einen warnenden Biss.
  • Fehlende Ruhe: Wenn Katzen beim Milchtritt unterbrochen oder gar davon abgehalten werden, äußern manche ihren Frust, indem sie zubeißen.
  • Angst oder Schmerzen: Wenn Katzen beim Treteln zubeißen, kann das auch daran liegen, dass sie Schmerzen haben oder extremem Stress ausgesetzt sind. Falls eine Katze auffällig viel tretelt und dabei fester zubeißt als erwartet, empfiehlt es sich, tierärztlichen Rat einzuholen.

Was tun, wenn Katzen treteln?

Katzen mögen es nicht, beim Milchtritt unterbrochen zu werden. Stört man sie zu sehr dabei, kann es sein, dass sie frustriert reagieren und sich zur Wehr setzen. Am besten lässt man sie also einfach in Ruhe.

Anders verhält es sich, wenn sie gleichzeitig negatives Verhalten zeigen oder das Risiko besteht, dass sie jemanden verletzen. Hier empfehlen Fachkundige Folgendes:

Krallen kurzhalten

Wenn Katzen treteln, machen sie das in der Regel ohne ausgefahrene Krallen. Sie können aber dennoch darauf achten, dass ihre Krallen nicht zu lang und/oder scharf werden, um weiche Oberflächen (und Ihre Haut) zu schützen. Wer die Milchtritte als unangenehm empfindet, kann auch eine dicke Decke zwischen Haut und Pfoten legen und sich so vor den spitzen Krallen schützen.

Einen speziellen Tretel-Platz einrichten 

Gleiches gilt für empfindliche Oberflächen oder Möbelstücke. Diese können Sie zum Beispiel durch eine Decke schützen. Oder Sie bieten Ihrer Katze einen angemessenen alternativen Tretel-Platz an – etwa eine Heizmatte speziell für Katzen, auf der sie es sich bequem machen und sich sicher fühlen können.

Positives Verhalten bestärken

Wenn Sie Ihre Katze davon überzeugen konnten, an einem alternativen Platz zu treteln, sollten Sie sie direkt belohnen – sei es durch Lob, Streicheleinheiten oder ein Leckerli. Vergessen Sie nicht, dass Milchtritte, genau wie Fressen und Schlafen, zu den natürlichen Verhaltensweisen einer Katze gehören und wir nicht erwarten können und sollten, dass sie sich wider die Natur verhält – nur, weil wir uns gestört fühlen.

Etwaige Aggressionen tierärztlich abklären

Wenn Katzen durch das Treteln sehr aufgekratzt werden und aggressiv reagieren, wenn man versucht, mit ihnen zu spielen oder sie zu streicheln, sollten Sie sich tierärztlichen oder therapeutischen Rat einholen.

Fassen wir abschließend noch einmal kurz zusammen: Katzen treteln, um ihr Wohlbefinden auszudrücken, ihren Schlafplatz vorzubereiten oder sich zu beruhigen. Milchtritte zählen zu den normalen Verhaltensweisen einer Katze und für ein gesundes, ausgeglichenes Tier es ist sehr wichtig, dass es seine Instinkte ungestört ausüben darf.



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