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Das Eltern-Kind-Büro

Ganz ohne Betreuungsengpässe: Kind und Arbeit perfekt vereinbart

Eltern-Kind-Zimmer sind eine kostengünstige und schnell umzusetzende Alternative zur Kita oder Tagesmutter und erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.

Eltern-Kind-Büro

Eltern-Kind-Büros sind Angebote für Beschäftigte, die einer Bürotätigkeit nachgehen und sich gleichzeitig der Betreuung ihres Kindes widmen. Die gelegentliche Mitnahme des Kindes zur Arbeit wird hierzulande immer beliebter, insbesondere da die Bereitstellung eines Eltern-Kind-Zimmers sehr leicht umsetzbar ist. Eltern stehen häufig vor der Herausforderung,Beruf und Familie miteinander vereinbaren zu müssen. Schwierig wird dies in unvorhergesehenen Situationen wie etwa einem Streik in der Kita oder einer kurzfristigen Absage der Tagesmutter beziehungsweise des Babysitters. Auch Unterrichtsausfall oder Brückentage können Ursachen für einen Betreuungsengpass sein. Da es oftmals schwer ist, kurzfristige Betreuung zu finden, sind Alternativen wie Eltern-Kind-Büros sowohl für den Arbeitnehmer als auch für den Arbeitgeber von Vorteil.

 

Uwe Ottenbreit, Head of Workplace Solutions bei der Care.com Europe GmbH, ist von den Vorzügen überzeugt: „Der Arbeitnehmer hat die Möglichkeit relativ flexibel diese Lösung in Anspruch nehmen zu können. Schnell kommt gerne einmal etwas bei Familien dazwischen: Der Kunde oder Arbeitgeber ruft, die Babysittern fällt krankheitsbedingt aus, die Behörden schließen bereits um 16 Uhr oder der Besichtigungstermin für das Pflegeheim ist auf 13 Uhr verlegt worden. Hier setzt das flexible Angebot gerade für frische Eltern mit Kindern im Alter von 2 bis 6 Jahren an. Der Arbeitgeber kann auf diese Weise verbindlicher mit dem Einsatz der Beschäftigten rechnen. So sind eine bessere Planbarkeit und ein Entschärfen von Personalengpässen garantiert.“

 

Wer das Angebot eines Eltern-Kind-Büros für sein Unternehmen in Anspruch nehmen möchte, sollte sich im Vorfeld gut beraten lassen. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wenden Sie sich an den Firmenservice der Care.com Europe GmbH.

Co-Working: Arbeitsplatzteilung und mehr

Im Interview mit Susanne Mann vom Eltern-Kind-Büro „Rockzipfel“ in Leipzig erfahren wir mehr über die Vorzüge einer solchen Einrichtung. Im Vergleich zu einem Eltern-Kind-Zimmer in einer Firma ist „Rockzipfel“ jedoch eine selbstständige Einrichtung mit Arbeitsräumen und kindgerechter Ausstattung, die sich mehrere zumeist freiberufliche und selbstständige Eltern teilen. Neben dem gemeinsamen Arbeitsplatz können sich Eltern bei „Rockzipfel“ noch vieles mehr teilen, wie Frau Susanne Mann beschreibt:

„Co-Working bedeutet bei uns in erster Linie das Teilen von Arbeitsraum mit Kind. Andernfalls bedeutet Arbeitsteilung für Eltern, sich gegenseitig zu unterstützen, unabhängig von „Rockzipfel“, innerhalb der Räume. Zum Beispiel können die Eltern untereinander ausmachen, wer auf welches Kind mit aufpasst, um etwa Einkäufe zu erledigen, einem Zahnarzttermin nachzukommen etc.“

 

Bei der Kinderbetreuung in den Räumen helfen einige Freiwillige aus Leipzig oder aus dem Ausland aus. Fehlen die Ehrenamtlichen bei der Kinderbetreuung, dann betreut Frau Mann selbst die ersten drei Kinder in der Kinderbetreuung. Ab dem vierten Kind ist ein weiterer Elternteil dabei.

Vom Studenten bis zum Fotografen

Natürlich sind Eltern-Kind-Büros nicht für alle Berufsgruppen geeignet. Die Mitnahme des Kindes auf eine Baustelle oder ins Gericht wäre unvorstellbar. Obgleich im vergangenen Jahr eine italienische Politikern Schlagzeilen machte, als sie ihr Kind mit in den Plenarsaal nahm. Die Einrichtung von Susanne Mann besuchen viele Selbstständige, aber auch Studenten, wie sie bestätigen kann: „Zu uns kommen sowohl Papas als auch Mamas mit ihren Kindern. Das ist gut ausbalanciert. Zu den Berufsgruppen zählen Journalisten, Fotografen, Zeichner, Designer, Übersetzer, Künstler, Manufakturisten, Studenten, auch in Promotion, und Leute, die normalerweise Kundendienst machen und einen Ort brauchen, an dem sie ihre Bürotätigkeiten erledigen können. Es kommen auch Eltern, die in Elternzeit, aber auf Jobsuche sind und dafür Zeit brauchen. Eine Mama hat „Rockzipfel“ genutzt, um ihre Hochzeit von hier aus zu planen. Jeder kann „Rockzipfel“ so nutzen, wie er oder sie es braucht.“

Moderne Vereinbarkeit von Arbeit und Kind

Vereinbarkeit von Beruf und Familie kennt viele Wege, auch moderne Maßnahmen wie etwa Eltern-Kind-Büros. Modernität bedeutet für Frau Mann Folgendes: „Zurück zum Ursprung, zurück zum Menschlichen. Dass man heutzutage stolz darauf ist und es als besonders gut würdigt, wenn Familien ihre Kinder unter einem Jahr bereits in die Fremdbetreuung geben müssen, um beruflich nicht auf der Strecke zu bleiben und/oder sich ihr Leben mit Kind leisten zu können, ist ein Trend, der Kinderfeindlichkeit fördert. Gerade Kinder in den ersten drei Jahren brauchen ihre familiäre Umgebung – eine ‚holding matrix‘, um vom sicheren Hafen aus die Welt erkunden zu können.

 

Modern heißt für mich persönlich, es sich leisten zu können, mit seinem Kind Zeit zu verbringen und trotzdem zu arbeiten. Das ist moderne Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Wir sollten alle darüber nachdenken, wie eine solche Vereinbarkeit auch für andere Berufe möglich sein kann. Wir haben dafür schon viele Ideen!“

 

Ideen, die in der Zukunft umgesetzt werden können, sofern der Staat und die Gesellschaft dies ermöglichen. Frau Mann wünscht sich für die Zukunft „mehr staatliche sowie finanzielle Unterstützung für Familien, mehr Eltern-Kind-Büros. Für Arbeitgeber sollte Familienfreundlichkeit beziehungsweise Vereinbarkeit von Familie und Beruf gesetzlich vorgeschriebene Normalität sein. Jeder Arbeitgeber sollte Home Office für Familien gewähren müssen. Jedes Großraumbüro sollte mit Kinderzimmer ausgestattet sein. Kindergärten sollten Co-Working-Räume für Eltern einrichten, deren Kinder mehr als die vorgegebene Eingewöhnungszeit brauchen, um sich dort unter sehr viele neuen fremden Menschen wohl zu fühlen. Tagesmütter könnten sich einfacher als zurzeit gesetzlich möglich zusammen tun, um sich gegenseitig zu unterstützen und schönere, größere Räume – ähnlich der Kinderläden – zu ermöglichen.“



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