Happy father carrying son in front of their home

Datenanalyse: Väterbeteiligung in der Kinderbetreuung

Genügend Zeit mit ihren Kindern zu verbringen und aktiv in ihrer Betreuung und Erziehung mitzuwirken ist eine Herzensangelegenheit moderner Väter. Doch entgegen guter Absichten setzen dies bisher nur wenige um. Betreut.de’s Analyse zeigt, wo Deutschlands engagierteste Papas leben.

Für moderne Väter hat die Familie einen besonderen Stellenwert. Zeit mit ihren Sprösslingen zu verbringen und ihre Entwicklung aktiv zu begleiten, steht dabei ganz oben. In Deutschland erleben wir hierzu insbesondere seit der Einführung des Elterngeldes im Jahr 2007 eine interessante Veränderung, die sich von der traditionellen Ansicht Kinderbetreuung sei Frauensache hin zu einer gemeinsamen Aufgabe beider Elternteile entwickelt. Während eine Unterbrechung oder Reduzierung der Erwerbstätigkeit nach der Geburt eines Kindes seit jeher beim Großteil der Mütter (über 90 Prozent) ganz selbstverständlich ist, nehmen nun auch immer mehr Männer eine vom Elterngeld unterstützte Elternzeit in Anspruch. Zwischen 2008 bis 2015 erhöhte sich der Anteil der Elterngeld beziehenden Väter neugeborener Kinder von 21 auf 35 Prozent. Allerdings unterscheidet sich ihre Bezugsdauer von durchschnittlich 3,8 Monaten deutlich von der der Mütter (im Schnitt 14,2 Monate). Erst seit der Einführung des Elterngeld Plus im Jahr 2015 ist eine Steigerung der Bezugsdauer bei den Vätern zu erkennen.

Obwohl immer mehr Männer Interesse daran bekunden, ist die Betreuung der Kinder eben weiterhin eine dominant weibliche Aufgabe. Das ist auch bei der Suche nach externen Kinderbetreuern deutlich zu erkennen. Aber der Anteil der engagierten Väter wächst stetig. Statt sich nur auf die Rolle des Haupternährers der Familie zu beschränken, schwingen sie auch mal den Putzlappen, wechseln Windeln und engagieren sich in der Kita. „Familienorientierung macht nicht nur die Väter selbst nachweislich zufriedener, sondern ist ein Gewinn für Familien und die Gesellschaft insgesamt“, weiß Volker Baisch von der Väter gGmbH. „Die Kinder profitieren von der väterlichen Zuwendung und einer engeren Bindung. Mütter werden in ihrer beruflichen Entwicklung und beim Wiedereinstieg unterstützt. Und die gesellschaftliche Betrachtung von Männern und Frauen als gleichwertige Partner in Beruf und Familie wird durch ihr Vorbild weiter gestärkt“, erklärt er weiter.

Um diese Leistung einmal ausgiebig zu würdigen und aufzuzeigen, wo die Väterbeteiligung gegebenenfalls noch besser gefördert werden könnte, hat das Team von Betreut.de eine neue Datenanalyse durchgeführt und die Väterpartizipation in der Kinderbetreuung in den 70 größten deutschen kreisfreien Städten verglichen. Als Analysefaktoren wurden die Elterngeldbezugsquote der Väter im Vergleich mit den Müttern, ihre durchschnittliche Bezugsdauer und der Männeranteil bei der Babysittersuche einbezogen.

In Stuttgart leben Deutschlands engagierteste Väter

Nach den Ergebnissen der Analyse schneidet Stuttgart insgesamt am besten ab und positioniert sich damit als Stadt mit den engagiertesten Vätern Deutschlands.

In Stuttgart zeigt sich die herausragende Beteiligung der Papas vor allem bei der Suche nach Babysittern oder anderen Kinderbetreuern. Zwar ist dies in den meisten Fällen noch immer hauptsächlich Aufgabe der Mütter; mit fast 7 Prozent ist der Männeranteil in Stuttgart jedoch bundesweit am höchsten.

An zweiter Stelle ist die Stadt Jena, die mit 32,4 Prozent den höchsten Anteil an Vätern abbildet, der mit dem Elterngeld beruflich kürzertritt. Die durchschnittliche Bezugsdauer von 4,1 Monaten liegt jedoch eher im Mittelfeld. Als Vorbild könnte hierbei Wuppertal dienen, wo Männer im Jahr 2018 das Elterngeld am längsten genutzt haben: durchschnittlich 7,9 Monate lang!


Hier das vollständige Ranking mit allen Städten und Ergebnissen:

Stadt Gesamt-Ranking Elterngeldbezug Männeranteil Bezugsdauer Männer (Monate) Kinderbetreuung Männeranteil
Stuttgart 1 28.6% 3.4 6.7%
Jena 2 32.4% 4.1 4.3%
Heidelberg 3 30.9% 4.0 4.3%
Bonn 4 26.9% 5.3 3.6%
Leverkusen 5 23.2% 5.7 4.0%
Berlin 5 26.2% 5.0 4.0%
Karlsruhe 7 29.4% 3.6 4.7%
Freiburg i. Br. 8 30.5% 4.0 3.8%
Wuppertal 9 22.0% 7.9 1.4%
Münster 10 29.7% 4.3 3.4%
Dresden 11 31.3% 3.6 3.7%
Potsdam 12 27.7% 4.1 4.2%
Leipzig 13 28.6% 4.2 3.6%
Oldenburg 14 26.4% 4.7 3.6%
Köln 14 26.5% 4.6 3.7%
Darmstadt 16 26.4% 4.4 3.9%
Essen 17 22.0% 5.8 3.6%
Bochum 18 24.3% 5.7 2.9%
Würzburg 19 27.5% 3.6 4.3%
Erlangen 20 28.7% 3.2 4.3%
Offenbach a. M. 21 16.1% 4.8 6.4%
Düsseldorf 22 24.5% 4.4 3.9%
Frankfurt a. M. 22 22.9% 4.3 4.5%
Bielefeld 24 24.2% 5.0 3.1%
Kiel 25 23.1% 5.7 2.6%
Halle (Saale) 25 26.7% 5.6 1.6%
Aachen 27 22.6% 5.0 3.6%
Hannover 28 24.4% 4.2 3.8%
Salzgitter 29 19.4% 6.6 2.4%
München 30 26.6% 3.5 3.8%
Lübeck 31 21.9% 4.5 3.8%
Bremen 32 21.9% 5.3 2.8%
Magdeburg 33 24.0% 4.1 3.6%
Braunschweig 34 28.2% 3.7 2.8%
Hamburg 35 25.2% 3.9 3.4%
Mainz 36 22.7% 4.7 3.2%
Chemnitz 37 27.6% 3.6 2.9%
Augsburg 38 23.9% 3.4 4.3%
Oberhausen 39 17.8% 5.3 3.7%
Mönchengladbach 40 17.7% 6.3 2.5%
Dortmund 41 21.1% 6.0 1.7%
Ingolstadt 42 26.0% 2.8 4.0%
Kassel 43 22.4% 5.4 1.9%
Herne 44 19.7% 6.7 1.1%
Regensburg 45 28.1% 3.4 2.5%
Wiesbaden 46 20.8% 4.6 3.2%
Krefeld 47 19.3% 5.7 2.1%
Erfurt 48 24.8% 3.9 2.6%
Duisburg 49 16.0% 6.1 2.6%
Nürnberg 50 23.1% 3.6 3.2%
Hagen 51 16.9% 6.0 1.7%
Mannheim 52 22.6% 3.6 2.7%
Fürth 53 22.7% 3.5 2.7%
Ulm 54 26.4% 3.1 1.9%
Remscheid 55 16.6% 4.3 3.4%
Mülheim a. d. R. 56 21.8% 4.7 1.3%
Solingen 57 18.4% 4.8 2.2%
Trier 58 15.2% 5.1 2.6%
Bottrop 59 19.6% 4.3 2.1%
Bremerhaven 60 12.2% 5.3 3.3%
Rostock 61 24.8% 3.7 1.1%
Koblenz 62 21.1% 4.5 1.2%
Osnabrück 63 23.6% 3.9 0.9%
Gelsenkirchen 64 11.9% 4.9 3.4%
Heilbronn 65 21.2% 3.1 2.7%
Wolfsburg 66 23.5% 2.7 1.8%
Ludwigshafen a. R. 67 15.2% 4.2 2.5%
Hamm 68 17.2% 4.0 2.1%
Passau 69 21.7% 3.8 0.0%
Pforzheim 70 18.8% 3.3 1.3%


Das Gesamtranking errechnet sich auf Basis der tatsächlichen Werte, die mit einer Skala von 0 bis 100 standardisiert wurden.

Bedingungen für Väter in Deutschland noch verbesserungswürdig

Nach der Global Family Survey von Betreut.de aus dem Jahr 2017 streben 82 Prozent der deutschen Väter und 88 Prozent der Mütter unter 50 Jahren ein partnerschaftliches Modell an, wo Kindererziehung, Hausarbeit und Erwerbstätigkeit gleichmäßig unter beiden Elternteilen aufgeteilt werden. Angesichts dessen wirken selbst die Zahlen der Gewinnerstädte trotz des vergleichsweise guten Abschneidens sehr ernüchternd. „Der Wille ist groß, trotzdem tun sich viele Väter schwer damit, ihren Wunsch, sich noch stärker in die Betreuung und Erziehung ihrer Kinder einzubringen, auch tatsächlich umzusetzen“, so Baisch von der Väter gGmbH. Das dominante Arbeitszeitmuster ist weiterhin das Vollzeitmodell, während ihre Partnerinnen meist einer Teilzeiterwerbstätigkeit nachgehen und zugleich für den Großteil der Haus- und Familienarbeit zuständig sind.

„Hintergrund dieses Zögerns ist in den meisten Fällen die Angst vor beruflichen Nachteilen oder zu großen finanziellen Einbußen. Unflexible Arbeitgeber und fehlende Vorbilder erschweren die Umsetzung dieses Vorhabens oft zusätzlich“, erklärt Baisch weiter. Das bestätigt auch eine Analyse von Betreut.de aus 2018, wonach sich die Bedingungen für moderne Väter je nach Wohnort zum Teil sehr deutlich unterscheiden.

Natürlich zeigt sich väterliches Engagement nicht nur in ihrem Arbeitszeitmodell, sondern insbesondere durch ihr Verhalten im Alltag – im Toben, Kuscheln, Trösten und Geschichten erzählen. Väter geben tagtäglich ihr Bestes und die meisten schaffen es ganz wunderbar, ihren Kindern Liebe, Kraft und Mut zu vermitteln und ihre PartnerInnen tatkräftig zu unterstützen. Also – egal in welcher Stadt sie leben – wir sagen: ein Hoch auf Deutschlands Papas und wünschen allen einen tollen Vatertag!

Methode

Für die Datenanalyse wurden die 70 größten kreisfreien Städte* in Deutschland hinsichtlich der Väterbeteiligung in der Kinderbetreuung verglichen. Diese wurde bemessen an der Elterngeldbezugsquote** von Vätern im Verhältnis zum Gesamtbezug (Quelle: Statistisches Bundesamt, Elterngeldempfänger, 2018), ihrer durchschnittlichen Bezugsdauer** (Quelle: Statistisches Bundesamt, Durchschnittliche voraussichtliche Elterngeld-Bezugsdauer, 2018) und dem Männeranteil bei der Babysittersuche (unternehmensinterne Daten von Betreut.de, 2018).

Je länger und je mehr Väter Elterngeld beziehen und je höher der Anteil der männlichen Betreuungssuchenden, desto besser schneidet die Stadt ab.

Die einzelnen Metriken wurden auf einer Skala von 0 bis 100 standardisiert und interpoliert. Das finale Ranking ergibt sich aus ihrem Mittelwert. Alle Faktoren wurden gleich gewichtet. Die Auswertung erfolgte rein deskriptiv. Je niedriger die Position im Ranking, desto besser schneidet die Stadt ab.

*Für Aachen und Hannover lagen die Daten für den Elterngeldbezug und die Bezugsdauer lediglich für die Städteregionen vor.

** Basiselterngeld und Elterngeld Plus wurden zusammengefasst.



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