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Kinderbetreuung während Fortbildungen

Die flexible Lösung für Eltern in Fortbildungsstätten

Etliche Arbeitnehmer nehmen regelmäßig Fortbildungen wahr. Doch was machen Arbeitnehmer, wenn Sie sich als Eltern gleichzeitig um die Kinderbetreuung kümmern müssen?

Doch was machen Arbeitnehmer, wenn Sie sich als Eltern gleichzeitig um die Kinderbetreuung kümmern müssen? Eine flexible Lösung dafür sind Kinderbetreuungsangebote vor Ort, wie sie beispielsweise die Fortbildungsakademie der Landesfinanzverwaltung Nordrhein-Westfalen anbietet. Im Interview mit Frau Migende, Mitarbeitern bei der Fortbildungsakademie, erfahren Sie, wie eine Kinderbetreuung während Fortbildungen umgesetzt werden kann.

1.Welche Fortbildungen bietet die Finanzverwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen für ihre Mitarbeiter an? Aus welchen Regionen kommen die Fortbildungsteilnehmer/innen?

In der Fortbildungsakademie der Finanzverwaltung NRW werden jährlich ca. 22.000 Finanzbeamtinnen und Finanzbeamte des Landes Nordrhein-Westfalen geschult. Die Fortbildungsakademie verfügt über eine Kapazität von 120 Seminarplätzen. Die Seminarteilnehmer/innen nehmen hauptsächlich an steuerlichen Fachfortbildungen und verhaltensorientierten Seminaren wie Gesprächs- und Verhandlungsführung für Betriebsprüfer/innen, Didaktikseminaren und Kommunikationsschulungen teil. Die Seminarteilnehmer/innen kommen aus dem gesamten Bundesland Nordrhein-Westfalen und werden deshalb auch in der Akademie untergebracht und verpflegt.

2.Was sind Herausforderungen für berufstätige Eltern hinsichtlich Fortbildungen?

Die besondere Herausforderung bei Abwesenheit von zuhause besteht sicherlich darin, die Versorgung des Kindes/der Kinder nicht nur während des Tages, sondern auch am Abend und in der Nacht zu organisieren. Durch Teilzeitbeschäftigung lässt sich das „normale“ Alltagsleben zuhause meist gut organisieren. Ist jedoch eine Betreuungsperson abwesend, ist die Betreuung nach Kindergarten und/oder Schule nicht mehr gewährleistet. Für Alleinerziehende ist der organisatorische Kraftakt natürlich noch größer

Sofern keine Großeltern oder andere Bezugspersonen vor Ort zur Verfügung stehen, bleibt oft nur die Lösung des „Mitnehmens“ – sofern die Kinder noch nicht zur Schule gehen. Bei schulpflichtigen Kindern werden die Eltern versuchen, Seminare in die Ferienzeiten zu legen, um die Kinder mitnehmen zu können.

3.Wie ist die Betreuung der Kinder während einer Fortbildung geregelt (Kooperationen mit KiTas? Tagesmütter? Betreuungsräumlichkeiten? Förderung? Spiel? Verpflegung?)

§ 11 des Landesgleichstellungsgesetzes (LGG) schreibt vor, Fortbildungsveranstaltungen so durchzuführen, dass auch Beschäftigten, die Kinder betreuen, die Teilnahme möglich ist.

Vor diesem Hintergrund hatte das Finanzministerium die Fortbildungsakademie 2010 beauftragt, ein Konzept zur Kinderbetreuung zu erarbeiten.

 

Das Modell sieht die Betreuung der Kinder bis zu 12 Jahre während der Seminarzeiten durch eine qualifizierte Fachkraft in der Akademie vor. Da der Bedarf quantitativ nicht zu planen ist, arbeitet die Akademie mit einem externen Partner – der Firma Besser Betreut – zusammen und ruft nur bei Bedarf Betreuerinnen ab. Stabilität in der Betreuung hat für die Fortbildungsakademie Priorität. Das bedeutet, dass während der Fortbildungen (zwei Veranstaltungstypen 2,5 oder 5 Tage) die Betreuungskraft nicht wechselt, so dass sich die Kinder in der für sie fremden Umgebung nicht umgewöhnen müssen. Zwei Betreuungskräfte wechseln sich wochenweise ab und arbeiten auch zusammen, wenn die Anzahl der Kinder (Betreuungsschlüssel) zwei oder mehrere Betreuungspersonen erfordert, was vorwiegend in den Ferienzeiten vorkommt.

 

Untergebracht werden die Kinder im Zimmer der Eltern unweit des „Kinderzimmers“ – je nach Alter im Baby- oder Klappbett. Die „ganz Großen“ dürfen auch im eigenen Zimmer übernachten und fühlen sich wie im Hotel. Als „Kinderzimmer“ wurde ein ehemaliges Doppelzimmer (zwei Zimmer hintereinander mit Verbindungstür) umfunktioniert. So können die größeren Kinder im vorderen Zimmer spielen, basteln, lesen etc., während die ganz Kleinen im hinteren Zimmer – ebenfalls unter Aufsicht – schlafen oder gewickelt werden können. Die Verpflegung findet gemeinsam mit den Eltern statt.

4.Welche Vorteile hat die Mitnahme der Kinder auf Fortbildungen für Kinder, Arbeitnehmer und Arbeitgeber?

Durch die Mitnahmen des Kindes/der Kinder entfällt der organisatorische Aufwand der Versorgung zuhause. Die Eltern können entspannt den Seminarinhalten folgen, weil sie wissen, dass ihre Kinder ganz in der Nähe sind und sie im äußersten Notfall gerufen werden können. Die Kinder schätzen ebenfalls die räumliche Nähe, da sie wissen, dass Mama oder Papa sofort vor Ort sein könnten. In der Praxis ist das „Eltern aus dem Seminar holen“ gar nicht nötig. Nach einem kurzen Kennenlerngespräch bei Anreise zum Abklären von Besonderheiten wie Ernährungsgewohnheiten, Allergien etc. bleiben die Kinder in der Obhut der Betreuerin.

5.Wie fühlen sich die Kinder während dieser Zeit (Heimweh o.ä.)?

Die Kinder leben sich erstaunlich schnell ein. Ein Gefühl von Sicherheit gibt Ihnen das Wissen, dass die Eltern im Seminarraum nebenan sitzen und sofort zur Stelle wären, wenn gar nichts mehr ginge. In der Praxis müssen die Eltern gar nicht im Seminar gestört werden. Den Betreuungsfachkräften gelingt es immer, die Kinder zu beschäftigen und somit abzulenken. Die überschaubare Größe der Akademie trägt ebenfalls zum raschen Eingewöhnen bei. Tränen gibt es höchstens Mal bei der Abreise!

6.Wie häufig wird dieses Angebot genutzt?

Außer an den Wochenenden und Feiertagen finden durchgehend Fortbildungsveranstaltungen in der Fortbildungsakademie statt – es gibt keine Betriebsferien. In der Hälfte der Zeit wurden durchschnittlich zwei bis drei Kinder betreut.



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