Familienfreundliche Arbeitgeber

Familienfreundliche Arbeitgeber erkennen

Beruf und Familie im Einklang

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein wichtiges Thema, sowohl für Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber. Was Unternehmen als familienfreundlich kennzeichnet, erfahren Sie hier.

In Deutschland bekommt eine Frau im Durchschnitt nur 1,5 Kinder (Statistiken von 2015). In Schweden dagegen sind es 1,88 Kinder und in Frankreich sogar zwei. Was wollen diese Zahlen uns sagen? Ist es in Deutschland vielleicht schwieriger, Beruf und Familie unter einen Hut zu kriegen? Zögern Familien in Deutschland, Kinder zu bekommen, weil sie Angst vor dem Wiedereinstieg in ihren Job haben?

Tatsächlich geben viele Eltern in Deutschland ihr Kind frühzeitig in eine externe Betreuung, um schnell in ihren Job zurückzukehren. Doch Belege, ob es einen klaren Zusammenhang zwischen der niedrigen Geburtenrate und schwierigen Arbeitsbedingungen gibt, liegen nicht vor. „Tatsache ist aber, dass es sich kein Unternehmen mehr leisten kann, das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie auszuklammern. Gut ausgebildete Arbeitnehmer werden von den Unternehmen umworben und Kinder sind heutzutage kein Hindernis“, erklärt Barbara von Würzen, Project Manager der Bertelsmann-Stiftung.

Familienservices voll im Trend

Es tut sich wirklich etwas in deutschen Unternehmen: Viele Firmen haben längst begriffen, dass sie angesichts des wachsenden Fachkräftemangels nicht auf (frischgebackene) Eltern verzichten können und setzen zunehmend auf familienunterstützende Maßnahmen. Doch wie erkennen Sie einen familienfreundlichen Arbeitgeber? Zum Beispiel daran, dass es für Familien mehr Angebote gibt als nur flexible Arbeitszeiten oder Überstundenregelungen.

Dennoch zählt ein Unternehmen nicht nur aufgrund vielfältiger Maßnahmen als familienfreundlicher Arbeitgeber, wie Frau von Würzen bestätigt: „Wichtig ist es vielmehr, dass die Angebote des Arbeitgebers den Mitarbeiterbedürfnissen entsprechen und eine offene Kommunikation und Unternehmenskultur herrscht.“ Familienfreundliche Arbeitgeber zeichnen sich folglich durch eine sehr präsente interne und externe Kommunikation aus. Firmen dürfen familienunterstützende Angebote nicht nur als Mittel zur Rekrutierung von Mitarbeitern sehen, sondern in erster Linie zur Personalbindung. Sie sollten die familienfreundliche Kultur unbedingt auch leben!

 

Familienfreundliche Arbeitgeber

Familienunterstützende Maßnahmen im Überblick

Folgende Maßnahmen (Auswahl) zählen laut Experten zur Palette der Benefits familienfreundlicher Arbeitgeber:

  • Gleitzeit
  • Vertrauensarbeitszeit
  • Arbeitszeitkonten
  • Möglichkeit eines Sabbaticals
  • Home-Office-Regelung
  • Willkommenskultur für frischgebackene Eltern, z.B. Zuschuss für Kinderwagen & Erstausstattung
  • Wiedereinstiegsprogramme: Mentoring, Buddy-System, Newsletter-Einbindung
  • Betriebskita
  • Kooperation mit Kindergärten/-krippen
  • Eltern-Kind-Büro
  • Babysitterservice für berufliche Adhoc-Termine/Notfallkinderbetreuung
  • Betriebliche Ferien-/Brückentagsbetreuung für schulpflichtige Kinder
  • Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)
  • Interne/externe Sozialberatung
  • Pflegeberatung & -vermittlung, auch über externe Dienstleister
  • Wäscheservice
  • Betriebliche Altersvorsorge
  • Diversity-Management

Mehr als familienfreundliche Maßnahmen

Laut von Würzen sind folgende Aspekte der internen Kommunikation entscheidend für das Entwickeln einer familienfreundlichen Unternehmenskultur: „Entsprechend der Mitarbeiterstruktur sind vor allem geschulte Ansprechpartner wichtig, die im Unternehmen schnell Informationen über mögliche Hilfsangebote geben oder diese sogar vermitteln können. Wichtig ist dies insbesondere für Mitarbeiter, die plötzlich vor der Herausforderung stehen, Angehörige pflegen oder unterbringen zu müssen. Schnelle und unproblematische Vermittlung einer Tagespflege, bis weitere Entscheidungen getroffen werden können, sind eine gute Entlastung. Gut für junge Eltern sind Möglichkeiten zur Kinderbetreuung. Dies muss nicht über eine eigene Kita geschehen, sondern kann auch über Belegplätze in bestehenden Kitas erreicht werden oder über die Vermittlung von Leihomas, Babysittern und Tagesmüttern.“

Natürlich kann nicht jedes Unternehmen jede Maßnahme gezielt umsetzen. Es gibt dabei üblicherweise Unterschiede zwischen Großunternehmen, kleinen und mittelständischen Firmen sowie Familienbetrieben. Dennoch sollte jeder Arbeitgeber – unter Berücksichtigung seiner individuellen Voraussetzungen – abwägen, welche Maßnahmen notwendig sind und welche er zeitnah umsetzen kann. Hier können etliche Unternehmen noch dazulernen und aufholen, um sich dann auf dem Personalmarkt besser zu positionieren. Viel mehr Firmen sollten ein breitgefächertes familienfreundliches Angebot bereitstellen, um möglichst viele Beschäftigte und Bewerber zu erreichen und Arbeitnehmer so langfristig an das Unternehmen zu binden.

 





Kommentare
  1. Familienfreundliche Arbeitgeber erkennen
    Bruckhaus | Sonntag,Oktober 22.2017

    Sehr geehrte Damen und Herren, der Artikel ist sehr interessant. Ganz am Anfang schreiben Sie, dass „…Doch Belege, ob es einen klaren Zusammenhang zwischen der niedrigen Geburtenrate und schwierigen Arbeitsbedingungen gibt, liegen nicht vor…“. Letztens habe ich eine Dokumentation zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf BR (Internet) gesehen, in dem drei Familien aus Bayern, Hamburg und Kopenhagen miteinander verglichen wurden. Dabei schnitt Kopenhagen am Besten ab, wichtig waren bei der Arbeit effektives Arbeiten. In Dänemark werden Zufriedenheit und Vereinbarkeit von Beruf und Familie sehr groß geschrieben und ernst genommen. In Hamburg arbeiteten beide Elternteile Vollzeit, konnten sich ihre Arbeitszeit sehr frei einteilen und hatten drei Kinder. Dazu muss man bemerken, dass beide in einem internationalen Unternehmen mit Kindergartenplatzkontingenten gearbeitet haben. In Bayern schnitt die Familie relativ schlecht aus, die Frau hat sich nach langer unternehmensinternen Projektleitung und Mitarbeiterführung selbstständig machen müssen. Der Lebenspartner hat seinen Job gewechselt, um mehr für seine Familie und Kinder dazu sein. Nach Aussage des Sprechers hat diese Familie die meisten „Opfer“ bringen müssen. In dieser kurzen Dokumentation wird sehr deutlich, dass der Wohnort, die soziale Vernetzung (z.B. in Großstädten) aber auch die Unterstützung durch die eigene Familie aber auch die zukunftsorientierte Einstellung des Arbeitgebers / Staat eine entscheidende Rolle spielt, ob sich Paare eine Familie zutrauen, leisten können oder auch ob beide Arbeiten können oder wollen. Der Trend wird auch in Deutschland in diese Richtung gehen. Leider weiß ich den Titel der Dokumentation nicht, aber eine gründliche Recherche im Internet wird es bringen. Mit freundlichen Grüßen aus Berlin

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