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Als Vater Teilzeit arbeiten – So gehen Sie es an

Gespräch mit Familie und Chef

Bevor Nägel mit Köpfen gemacht werden, sollten Väter sich darüber im Klaren sein, was sich mit einem Teilzeitjob ändern wird.

Viele Väter wollen mehr Zeit mit der Familie verbringen. Doch bevor der Beschluss gefasst wird, dass Papa seine Arbeitszeit reduziert, stehen viele Fragen im Raum. Vieles muss erst innerhalb der Familie geklärt werden. Im zweiten Schritt folgt dann das Gespräch mit dem Chef. Die Expertin für Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Felicitas Richter, liefert Anregungen für die Vorgehensweise auf dem Weg zur Teilzeitarbeit.

Was sollten Sie mit der eigenen Familie klären?

1. Zeigen Sie Eigeninitiative

Wenn Sie sich aus eigenem Willen dafür entschieden haben, weniger zu arbeiten, ist die Zeit reif für ein Gespräch zu zweit. Grundsätzlich, so weiß Frau Richter aus Erfahrung, tritt ein Vater, der selbst den Wunsch hegt, in Teilzeit zu gehen, selbstbewusster auf: „Wenn er sich nur auf den Erwartungsdruck seiner Partnerin hin für Teilzeit entscheidet, wird er damit nicht glücklich sein.“

2. Sprechen Sie über Geld

Die Entscheidung für die Teilzeitarbeit eines Elternteils ist meist eine pragmatische – so gern manche Paare diese Frage aus dem Bauch heraus entscheiden würden. Nicht umsonst beobachtet Frau Richter, dass Familien, in denen der Mann nicht (wesentlich) mehr als die Frau verdient, häufiger auch eine Teilzeitlösung für den Mann finden. Diskutieren Sie also, wie Sie das Familienbudget stemmen, wenn Papa weniger arbeitet. Wie viel wird Ihre Partnerin arbeiten und wie lange soll das Vater-Teilzeitmodell gelebt werden? „Wenn die Frau ebenso gut oder sogar mehr verdient, scheint das ein Argument zu sein, weshalb die Väter ihre eigene Teilzeit oder ihr Leben als Hausmann auch innerlich rechtfertigen und in Ordnung finden“, so Richter.

3. Stellen Sie sich Ihre neue Rolle vor

Würde das neue Arbeitsmodell finanziell klappen, stellt sich für Sie und Ihre Partnerin die Frage der Zufriedenheit. Noch immer haben viele Männer ein Problem mit dem Selbstbild des sorgenden Vaters und Hausmannes, selbst, wenn ein Teilzeitjob keinen Rückzug aus der Arbeitswelt bedeutet. Sie müssen sich fragen, ob Sie selbst mit dieser Rolle glücklich sind. Natürlich spielt in eine solche Entscheidung immer auch die Zufriedenheit des Partners mit hinein. Wäre Ihre Frau auch zufrieden in Teilzeit oder möchte sie Vollzeit arbeiten?

4. Sprechen Sie über Vertrauen

„Entscheidend ist vor allem, ob die Frau auch tatsächlich familiäre Kompetenzen an den Mann abgeben kann und hinterher nicht unzufrieden ist mit seiner Art, sich um Haushalt und Kinder zu kümmern“, streicht Frau Richter heraus. Hier geht es auch um die Wertschätzung der täglich zu leistenden Arbeit auf beiden Seiten und in allen Bereichen. Das gilt übrigens auch, wenn Frauen in Teilzeit arbeiten und den Großteil des Familienmanagements übernehmen.

 

Väter Teilzeit

Wie sagt Mann es dem Chef?

1. Stehen Sie voll dahinter

„Meist müssen Väter sich nicht nur dem Arbeitgeber gegenüber erklären, sondern auch männlichen Kollegen und Freunden, die vielleicht verständnislos reagieren“, bereitet Richter vor. Die innere Vorbereitung nach dem Gespräch mit der Familie ist demnach Fundament für alle weiteren Unterhaltungen mit der Außenwelt. Richter betont dabei, „dass es nicht darum geht, den Wunsch nach Teilzeitarbeit zu rechtfertigen. Wichtig ist, dass Väter für sich selbst wissen, wofür sie sich einsetzen – für mehr Zeit für die Kinder, mehr Gelassenheit, um seiner Partnerin Chancen zu eröffnen usw.“

2. Planen Sie die Umsetzung

Sobald Sie sich innerlich auf das Gespräch mit Ihrem Chef vorbereitet haben, folgt die Planung. Seien Sie sich über folgende Fragen im Klaren:

  • Auf wie viele Stunden möchte ich reduzieren?
  • Wie lange wünsche ich die Reduzierung der Stunden?
  • Welche Arbeiten könnten von anderen Kollegen übernommen werden?
  • Wäre es möglich, einen Anteil im Home Office zu arbeiten, um Fahrtwege zu sparen?
  • Macht es Sinn, die Stelle zu teilen?

Bringen Sie klare Vorschläge und zeigen Sie Ihrem Vorgesetzten so, wie wichtig Ihnen dieser Schritt ist. Wenn Sie sich Gedanken um die Umsetzung gemacht haben, stoßen Sie mit Sicherheit auf mehr Verständnis. Frau Richter weiß, „ein Arbeitgeber reagiert dann ablehnend, wenn ein Arbeitnehmer mit einem Wunsch nach Teilzeitarbeit vor ihm steht und erwartet, man werde für ihn jetzt alles arrangieren“. Seien Sie also kreativ bei Ihrer Suche nach Lösungen und informieren Sie sich vorab auch im Internet oder bei Freunden.

3. Finden Sie einen geeigneten Zeitpunkt

Gespräche, die sich so umfassend auf Ihre Arbeit auswirken, sollten niemals zwischen Tür und Angel geführt werden. Verabreden Sie eine Zeit mit Ihrem Vorgesetzten, damit Sie in Ruhe über Ihr Vorhaben sprechen und erste Schritte vielleicht schon planen können. Setzen Sie für Ihre Planung einen längeren Zeitraum an, in dem dieses Treffen stattfinden könnte, ohne dass Sie die Dreimonatsfrist überschreiten. So können Sie ohne selbst unter Druck zu geraten auch einmal eine heiße Phase bei der Arbeit abwarten und Ihren Chef in einer entspannteren Minute nach einem Gespräch fragen.

4. Treten Sie selbstbewusst auf

Wenn Sie selbst hinter dem stehen, was Sie Ihrem Vorgesetzten gegenüber äußern, dann treten Sie automatisch selbstbewusster auf. Frau Richter empfiehlt zudem, sich eins klar zu machen: „Es gibt keinen Grund, sich dafür zu entschuldigen, dass man mehr Zeit für seine Familie haben möchte.“ Sicher ist es möglich, dass Ihr Wunsch bei dem Arbeitgeber zunächst auf Befremden stößt. Umso wichtiger ist es, sicher im Sattel zu sitzen.

 

Titel

Zur Person Felicitas Richter

Felicitas Richter ist Dipl. Sozialpädagogin und als Trainerin und Coach mit dem Schwerpunkt „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ tätig. Sie berät Mütter und Väter und hat das Selbstmanagement-Konzept „simple present“ entwickelt, das berufstätigen Eltern Wege aus dem anstrengenden Spagat zwischen Job und Zuhause zeigt.

 

Sind Sie Vater und arbeiten bereits in Teilzeit? Wie hat Ihr Arbeitgeber die Entscheidung aufgenommen? Welche Tipps haben Sie für andere Väter?

 



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