Barrierefreies Wohnen im digitalen Zeitalter

Barrierefreies Wohnen im digitalen Zeitalter

Eine Einführung in die Barrierefreiheit

Barrierefreies Wohnen wird für immer mehr Senioren ein wichtiges Thema. Lesen Sie hier, was Barrierefreiheit wirklich bedeutet, welche Möglichkeiten durch den technischen Fortschritt entstanden sind und worauf bei einer barrierefreien Wohnung geachtet werden sollte.

Im Zeitalter der Demografie, erlangt Barrierefreiheit eine immer weitreichendere Bedeutung. Die geburtenstarken Jahrgänge werden immer älter und die Zunahme der über 80-Jährigen wird voraussichtlich bis 2030 um 50 Prozent zunehmen. Damit steigt auch der Bedarf an altersgerechtem Wohnraum. Körperliche Einschränkungen der zukünftigen Bewohner müssen berücksichtigt werden. Selbst die Politik hat die Herausforderungen erkannt und versucht den Wohnungsmarkt, im Hinblick auf die altersgerechte Ausrichtung, durch KfW-Förderprogramme zu stärken. Hierzu soll vermehrt Wohnraum barrierefrei oder zumindest barrierearm umgebaut werden. Doch was bedeutet dies genau?

Was bedeutet Barrierefreiheit?

Barrierefreiheit bedeutet, dass Wohnungen oder Einrichtungen so angelegt sind, dass sie von jeder Person uneingeschränkt genutzt werden können, ohne dabei auf die Hilfe einer anderen Person angewiesen zu sein.

Oftmals wird der Begriff gleichgesetzt mit rollstuhlgerecht oder behindertengerecht. Doch Barrierefreiheit ist als wesentlich umfassender anzusehen. Der Begriff umfasst die Zugängigkeit für wirklich alle Menschen, nicht nur für solche mit Behinderungen. Zudem umfasst er auch alle Lebensbereiche des Alltags. Barrierefreiheit existiert nicht nur auf Wohnräume bezogen, sondern auch im Straßenverkehr, in Fußgängerzonen und sogar bezogen auf Medien, hier unter anderem auch die Verwendung des Internets.

Wem nützt die Barrierefreiheit?

Vor allem im öffentlichen Raum gilt: Barrierefreiheit soll allen Menschen nutzen. Bauliche Barrieren, die den meisten Personen im Alltag gar nicht bewusst als Barriere auffallen, werden für einige andere schnell zum Hindernis. Hohe Stufen, fehlende Handläufe, hohe Bordsteinkanten, dies sind nur einige Beispiele, die Menschen mit Behinderungen den Alltag erschweren.

Aber auch Nicht-Behinderte profitieren von einer erhöhten Barrierefreiheit. So können Stufen zum Hindernis für Eltern mit Kinderwagen werden. Ein fehlender Aufzug am Bahnhof, erschwert Reisenden mit schwerem Gepäck den Alltag. Oder aber, schwere Eingangstore, die besonders für Kinder ein Hindernis darstellen.

Laut statistischem Bundesamt, galten in Deutschland (Stand 2013) fast 10 % der Bevölkerung als schwerbehindert. Dabei handelt es sich um die Personen, mit einem Grad der Behinderung von mindestens 50 %. Eine komplette Barrierefreiheit im öffentlichen Bereich ist daher für knapp 10 % der Bevölkerung notwendig, nützt allerdings allen Beteiligten, da sie für 100 % der Bevölkerung das Leben leichter macht.

Titel

(Quelle: Prognos AG, Evaluation 2014)

Wie sieht eine barrierefreie Wohnung klassischerweise aus?

Die barrierefreie Wohnung liegt ebenerdig oder ist durch einen Aufzug erreichbar. Bodenschwellen sind möglichst nicht vorhanden, so dass Stolperfallen vermieden werden. Der Duschplatz muss mit dem Rollator begehbar sein und verschiedene Wandkonstruktionen müssen vorhanden sein, um jederzeit Nachrüstungen, wie für einen Haltegriff im Sanitärbereich, zu ermöglichen. Die Anforderungen, für „barrierefrei nutzbaren Wohnraum“ und „barrierefrei nutzbaren Wohnraum mit uneingeschränkter Rollstuhlnutzung“, wurden Ende 2011 in der DIN 18040-2 zusammengefasst. Es existieren somit generelle Mindestanforderungen an barrierefreien Wohnungsbau, mit zusätzlichen Anforderungen für Rollstuhlfahrer, die in den R-Kennzeichnungen enthalten sind. Wie die Räumlichkeiten der barrierefreien Wohnung mit uneingeschränkter Rollstuhlnutzung im Idealfall aussehen sollten, ist am Beispiel des barrierefreien Bads dargestellt (siehe dazu auch Tabelle I):

Während eine erwachsene Person normalerweise eine Bewegungsfläche von 60 cm x 60 cm einnimmt, benötigen Personen mit einer Gehilfe, oder Blinde einen erweiterten Bewegungsradius. Das Bad sollte daher eine Bewegungsfläche von 1,20 m x 1,20, oder im Falle eines rollstuhlfahrenden Bewohners 1,50 m x 1,50 m aufweisen.

Der Duschbereich muss stufenlos sein, beziehungsweise darf nur einen maximal 2 cm hohen Übergang aufweisen. Hier müssen ein Handlauf oder Haltegriffe vorhanden sein. Für Badewannen gilt, dass sie mit einem Lifter unterfahrbar sein sollten und über Haltegriffe für einen leichteren Einstieg verfügen.

Bei Toilettensitzen ist auf die richtige Höhe zu achten. Diese liegt zwischen 46 cm und 48 cm. Zudem sind auf beiden Seiten der Toilette Stützgriffe anzubringen, die hochklappbar sind. Vor der Toilette und auch vor Waschbecken oder Waschtischen, muss ebenfalls eine Wendefläche von 1,50 x 1,50 eingeplant werden. Weitere Einzelheiten können der Tabelle mit den Anforderungen nach der DIN 18040-2 entnommen werden.

 

22343 Grafik 2

(Quelle: http://www.shk-barrierefrei.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Artikel3_Neuheiten-Magazin_.pdf)

Neue Arten der Barrierefreiheit

Durch die digitalen Entwicklungen der letzten Jahre, haben sich die Möglichkeiten für ein barrierefreies Wohnen erweitert. Es existieren verschieden technische Lösungsansätze, die das Wohnen wesentlich vereinfachen. Das ganze wird in sogenannten SmartHome-Konzepten umgesetzt. Diese Technologie beruht auf einer digitalen Vernetzung von Haustechnik und Haushaltsgeräten. Dadurch sind alle Geräte, Lampen und Schalter in der Lage, miteinander zu kommunizieren.

Somit sind folgende Dinge möglich:

  • Automatisches Herauf- und Herunterlassen von elektrischen Jalousien – ein Bedienen der Jalousien ist bei Nutzung eines Tablets von jeder Stelle in der Wohnung aus möglich.
  • Direkte Ansteuerung der Lampen und Leuchten – es können so Lampen in andern Räumen ausgeschaltet werden, ohne extra nochmal in den entsprechenden Raum zu gehen.
  • Geräte, wie Waschmaschine, Spülmaschine oder Kaffeemaschine, sind über das Tablet ansteuerbar.
  • Gegensprechanlagen mit Videofunktion, lassen sich aufs Tablet übertragen und ebenso ist über diesen Weg die Öffnung der Eingangstür möglich.
  • Automatisches Öffnen und Schließen elektrischer Fenster – ermöglicht Schutz vor eindringendem Wasser, bei plötzlichen Regenschauern.
  • Einfache Bedienung von Ventilatoren und Klimaanlagen – was gerade in heißen Sommermonaten wichtig für Senioren

 

Außer dem Komfort gibt es zudem Aspekte zum Thema mehr Sicherheit in den eigenen vier Wänden, die im Ratgeber, von das-intelligente zuhause, in den Vordergrund gerückt werden. Hier geht es speziell um:

  • Sicherheit in der Küche
  • Sicherheit im Flur und anderen Räumen

 

So gibt es für die Sicherheit in der Küche einen „Herdwächter“. Dieser überwacht den Herd und schaltet ihn automatisch ab, wenn vergessen wurde ihn auszuschalten. Dies kann grade bei älteren Menschen, die schon leicht vergesslich sind, ein lebensrettender Schutz sein.

Da die Bedienung über Tablet, Laptop oder Smartphone sehr intuitiv ist, stellt die Technik für viele Personen mit Geh- oder Sehbehinderung eine große Hilfe dar. Gleichzeitig schützt sie auch vergessliche Personen, da verschiedene Programmierungen und Zeiteinstellungen existieren, die offene Fenster nach einiger Zeit wieder schließen, oder elektrische Geräte abschalten.

Worauf beim Bezug einer neuen Wohnung zu achten ist

Beim Bezug einer neuen Wohnung ist vor allem darauf zu achten, dass genügend Platz vorhanden ist, sie an die (späteren) Bedürfnisse des Bewohners anzupassen. Die Anforderungen sollten sich an denen, für einen barrierefreien Wohnraum, bestenfalls an denen, für barrierefreien Wohnraum mit uneingeschränkter Nutzung für den Rollstuhl, orientieren.

22343 Grafik 3

Konkret bedeutet dies, möglichst wenige Barrieren im Wohnraum vorzufinden und die Option, Haltegriffe und andere hilfreichen Einrichtungen, nachzurüsten.

Ein Augenmerk sollte auch auf die vorhandene Elektroinstallation gelegt werden. Ideal ist, wenn bereits ein System für die Nutzung von SmartHome integriert ist, oder Bedingungen geschaffen wurden, dieses leicht nachzurüsten.

Für die Wohnungseinrichtung selber gilt: Weniger ist mehr. – Denn zu viele Möbel schränken die Bewegungsfreiheit ein. Zudem sollte vor allem bei Sesseln und Stühlen auf Stabilität und Kippsicherheit geachtet werden, um Unfällen vorzubeugen.

Der Blick ist auch auf die verwendeten Böden zu richten: Lose Teppiche auf dem Boden stellen mögliche Stolperfallen dar, und sollten daher in einer barrierefreien Wohnung nicht vorkommen. Auch Stehlampen können, inklusive derer Stromkabel, schnell zu Stolperfallen werden. Wand- und Deckenlampen sollten hier daher der Standard sein.

Fazit: Das digitale Zeitalter erweitert die bisherige Barrierefreiheit

Die Erfahrung, dass immer mehr Menschen im Umgang mit Tablet und SmartPhone geschult sind, macht deutlich, dass der technische Aspekt im barrierefreien Wohnen zukünftig eine immer bedeutendere Rolle spielen wird. Vor allem auch Senioren nutzen immer häufiger Smartphones. So ist laut faz.net der Anteil an Senioren, die ein Smartphone verwenden, von 4 % im Jahr 2012 auf 37 % im Jahr 2016, gestiegen. Durch diese einfachen technischen Mittel, ist hier eine große Unterstützung für Menschen mit verschiedenen Einschränkungen möglich. Neben den baulichen Aspekten, sollte daher bei barrierefreien Wohnungen immer Wert auf die vorhandenen Elektroinstallationen gelegt werden, die das Anwenden von SmartHome möglich machen sollte. Ist dieses System einmal integriert, kann es jederzeit individuell angepasst und verändert werden. Dadurch wird eigenständiges Wohnen, um einen weiteren, deutlichen Schritt, erleichtert.



Diesen Artikel kommentieren
*

*