Die Entwicklung des Gehirns hängt zu gleichen Teilen vom Erbgut und von der Umgebung ab. Der Intelligenzquotient (IQ) ist nur zu 50 Prozent genetisch bedingt, was bedeutet, dass ein Kind auf geistiger Ebene zu einem ebenso großen Teil von seiner Umwelt beeinflusst wird. Hier kommen die Eltern ins Spiel.
1. Umsichtiger Lebensstil während der Schwangerschaft
Schon während der Schwangerschaft kann viel unternommen werden, um die Entwicklung des kindlichen Gehirns zu unterstützen. Ein gesunder Lebensstil ist ein wichtiger Faktor für ein natürliches Heranwachsen des Embryos. Dazu zählen die ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf Alkohol, Zigaretten oder Medikamente. Drogen oder giftige Substanzen am Arbeitsplatz zählen selbstredend zur roten Liste. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind Pflicht.
2. Lange Stillen und gesunde Ernährung nach der Geburt
Wenn Ihr Baby geboren ist, wirkt sich das lange Stillen positiv auf dessen Gehirnentwicklung aus. Die Muttermilch ist besonders nährstoffreich, so dass Ihr Baby mit erstklassigen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen versorgt wird. Gestillte Kinder schneiden beim IQ-Test im Alter von acht Jahren sogar durchschnittlich um acht Punkte besser ab. Je länger sie gestillt wurden, umso größer war ihr Vorsprung gegenüber den anderen Kindern. Nach dem Abstillen ist eine weiterhin gesunde, vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung förderlich.
Achten Sie später darauf, dass Ihr Kind keiner Reizüberflutung ausgesetzt ist. Das beinhaltet genügend Schlaf, eine Begrenzung von täglichen Fernsehzeiten und der Schutz vor zu viel Lärm.
3. Psychisch intakte Umgebung
Das Gehirn eines Kindes erleidet Einbußen, wenn es sich länger im Krankenhaus oder in Heimen aufhält. Gleiches gilt für ein depressives familiäres Umfeld, frühkindliche Traumata, Misshandlungen oder Eltern, die ihr Kind vernachlässigen. Der Druck und die fehlende Stimulierung beeinflussen das kindliche Gehirn negativ.
Ebenso wichtig ist die sichere Eltern-Kind-Beziehung, denn wenn die Elternteile sich intensiv kümmern und empfindsam auf ihren Nachwuchs reagieren, verspürt er weniger Stress. In Stresssituationen wird Cortisol ausgeschüttet, welches sich negativ auf die Gehirnentwicklung auswirkt. Eine glückliche Kindheit hat demnach einen positiven Effekt auf die Entfaltung der geistigen Fähigkeiten.
Diese Stimulierung durch die Eltern sollte auch bei den folgenden Kindern nicht nachlassen. Im Durchschnitt erzielen Erstgeborene nämlich bessere Ergebnisse bei Intelligenz- und Leistungstests, weil sie in ihrer Kindheit einen größeren Teil der elterlichen Aufmerksamkeit genossen.
Seien Sie sich umgekehrt auch ständig dessen bewusst, dass Ihr Kind Ihnen einen Großteil seiner Aufmerksamkeit schenkt. Es sieht Sie als Vorbild und wird beginnen, Sie im Guten wie im Schlechten zu imitieren.
4. Lernerfahrungen durch neue Aufgaben
Bieten Sie Ihrem Nachwuchs ein Umfeld, in dem jede Frage freimütig gestellt werden darf. Fördern Sie die Neugier Ihrer Kinder und stehen Sie ihr offen gegenüber. Dazu gehört, dass Fragen geduldig beantwortet und immer wieder neue Situationen für frische Erfahrungen erschaffen werden. Probieren Sie zusammen mit Ihrem Kind Experimente an Alltagsgegenständen aus. Gehen Sie in der Natur auf Entdeckungsreise. Lesen Sie gemeinsam. Reden Sie mit Ihrem Kind über Gefühle. Lassen Sie in diesen Situationen immer Ihrem Nachwuchs den ersten Schritt. Autonom angeeignetes Wissen ist weitaus beständiger.
5. Selbstständiges Lehren und Wiederholen
Die neuen Kenntnisse können geschult werden, indem die Kinder das Wissen weitergeben – beispielsweise im Rahmen eines Plenums der Kuscheltiere oder an jüngere Geschwister. Hier ist der zweite Grund für die höheren geistigen Fähigkeiten älterer Geschwister zu finden. Sie profitieren vom Lernen durch Lehren und entwickeln dadurch ein gesteigertes Selbstvertrauen. Letztlich sind die Ergebnisse älterer Geschwister sogar besser als die von Einzelkindern.
Auch ständiges Wiederholen des Wissens wirkt festigend. Für alle Aufgaben und Herausforderungen im Kindesalter gilt: Je komplexer und je mehr Lerngebiete abgedeckt werden, desto mehr Gehirnregionen werden beansprucht. Das verursacht die gesteigerte Bildung von Neuronenverbindungen. Auf diese Weise ist ein breites Fundament für die spätere Wissensaneignung gebaut. Viele Erfahrungen in der Kindheit erleichtern das Lernen auf diesen Gebieten im Alter.
6. Soziale Kontakte und Feedback
Für ältere Kinder spielt natürlich auch die Wahl der Schule eine entscheidende Rolle. Es ist zum Beispiel förderlicher, mit mehreren älteren Kindern auf der Schule oder in der Klasse zu sein, denn dann wächst die Herausforderung und somit die Stimulierung des Gehirns. Abgesehen hiervon ist der soziale Kontakt zu anderen Kindern ein großes Plus für die geistige Förderung auf sprachlicher und sozialer Ebene. Nach der Schule sind Lob und Ermutigung ein fruchtbareres Feedback als ständige Kritik. Ermuntern Sie Ihr Kind, wenn es mal keinen guten Tag hatte.