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Alternative Formen der Kinderbetreuung: Teil 3

Das Modell KiTa-Platz-Sharing

Die Vision: Montag und Dienstag kommt Till in die KiTa und den Rest Woche bekommt Sophie den Betreuungsplatz in der Einrichtung: ein Platz für zwei.

Not macht erfinderisch

Angesichts des Mangels an Kita-Plätzen für Kinder unter drei Jahren plädieren mittlerweile immer mehr Kommunen für flexible Übergangslösungen. Das Modell des sogenannten „Kita-Platz-Sharings“, bei dem sich Eltern einen Betreuungsplatz für ihre Kinder teilten, wurde Anfang des Jahres vom Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Christian Schramm, auf die Agenda gebracht. Auch der Austausch von Erziehern zwischen verschiedenen Städten sei eine Möglichkeit. Viele Erzieher arbeiteten außerdem nicht in Vollzeit; einige von ihnen seien eventuell sogar bereit, vorübergehend mehr zu arbeiten. Und nicht alle Eltern benötigen einen kompletten KiTa-Platz für ihre Kleinsten: So kann beispielweise eine Teilzeitbeschäftigung der Mutter dann mit einem Teilzeit-KiTaplatz einhergehen.

Kritik wird laut

Doch viele sehen diesen Vorschlag sehr kritisch. Dagegen stemmt sich beispielsweise die Gewerkschaft ver.di in Nordrhein-Westfalen: „Wenn ein Kita-Platz mit zwei Kindern belegt wird oder die Betreuungszeit unsystematisch auf 3 oder 4 Tage verteilt wird, leidet die pädagogische Qualität in der frühkindlichen Bildung“, sagte der ver.di-Kita-Experte Jürgen Reichert.

Auch die erste Vorsitzende der Berufsvereinigung der Kindertagespflegepersonen e.V. Anisa Scadah-Gailun aus Norderstedt sieht in dem Kita-Platz-Sharing eher einen pädagogischen Qualitätsverlust. „Es ist eine Belastung für die Erzieher und ein Unruhefaktor für die Kinder. Die Kleinen sollen in einem behüteten Umfeld aufwachsen, doch dieses wäre bei dem ständigen Wechsel nicht gegeben. Falls das Kita-Platz-Sharing umgesetzt werden soll, bedarf es an Umsicht. Man muss sich überlegen, in welcher Gruppengröße und in welcher Konstellation es angeboten werden könnte.

Wenn ich fünf Plätze in der Kindertagespflege habe, dann biete ich höchstens zwei Plätze im Platz-Sharing an. Das heißt, alle vier Kinder sind von Montag bis Freitag da und einen Platz kann ich teilen. Es handelt sich hierbei schließlich um Kleinstkinder, die sich erst in einer stabilen Gruppe und mit einer vertrauensvollen Bindung zu ihrer Betreuerin optimal entwickeln können.“

Ein erprobtes Modell

Nichtsdestotrotz wird die flexible Übergangslösung nun in vielen deutschen Kommunen in Betracht gezogen und in Städten wie Mannheim, Stuttgart, Fulda und Freiburg bereits erfolgreich praktiziert. Und nicht nur in Deutschland, auch in anderen europäischen Ländern wird auf alternative Formen der Betreuung zurückgegriffen.

In den Niederlanden gibt es beispielsweise das Prinzip des KiTa-Platz-Sharing schon seit längerem und in Dänemark hat man sich eine ganz spezielle Form des Platz-Sharing überlegt: Es gibt dort KiTas mit Bussen, da sind die Plätze doppelt belegt und die Hälfte der Kinder sind in der KiTa und die anderen mit dem Bus in den Wald unterwegs. Auch in Norwegen gibt es drinnen und draußen Gruppen und dadurch können doppelt so viele Kinder aufgenommen werden.

 



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