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Daddylicious: Von viereckigen Augen und Zockerdaumen

Computer spielen, Netflix schauen, auf dem Smartphone chatten. Medien üben auf Kinder eine enorme Faszination aus. Wie geht Kai Bösel als Vater damit um?

Kai Bösel Daddylicious Medien
Licht aus, TV an – Mediennutzung aus Sicht eines 1971er-Dads

Als Papa mit Mitte vierzig fängt man eine Geschichte recht oft mit „…bei uns damals…“ an. Insbesondere, wenn es um Medien geht. Denn bei uns damals gab es zuhause nicht mal einen Fernseher. Heute stehen Eltern vor der schwierigen Aufgabe, den richtigen Zeitpunkt für den Start an den Geräten festzulegen sowie eine vernünftige Dosis für die Kinder zu finden. Ich möchte nicht den Zeigefinger erheben und weiß auch nicht, wie man es richtig macht. Daher erzähle ich einfach, wie es bei uns aussieht.

Meine Tochter ist sechs Jahre und interessiert sich zum Glück kaum für Spiele und Filme. Daher haben wir noch keine festen täglichen Abläufe. Mal läuft die Kiste gar nicht, manchmal gibt es zwei Folgen Peppa Wutz oder Sendung mit der Maus. Dank Netflix, Amazon und Co. ist man dabei nicht mehr an bestimmte Zeiten gebunden. Im Kino waren wir bisher erst einmal zu einem Film der Freunde aus Mullewapp. 90 Minuten und mehr gibt es ansonsten nur krank auf Couch oder im Auto auf der Fahrt in den Urlaub. Zum Glück ist unsere Tochter ziemlich schreckhaft, daher guckt sie eher die Sachen, die für kleinere Kinder geeignet sind. Ich finde, dass Kinder unter fünf noch nicht regelmäßig Fernsehen und danach nur Sachen schauen sollten, die für ihr Alter geeignet sind. Aber auch nicht täglich und nicht länger als eine Stunde. Mit dem Start der Schulzeit werden die Karten da sicherlich neu gemischt.

 

Daddylicious

Kais 6-jährige Tochter beim Nintendo Labo spielen. © daddylicious

 

Etwas anders sieht es mit Smartphones und Tablets aus, denn die lernen Kinder meist von Geburt an kennen, weil die Eltern damit pausenlos Fotos und Filme aufnehmen. Da fangen meist schon die Dreijährigen an, sich auf dem Smartphone der Eltern durch die Fotogalerien zu flippen. Unsere Tochter hat im Kindermodus unseres Tablets mit vier Jahren angefangen, kleine Spiele zu machen. Wir checken die immer vorab auf integrierte Werbung, auf altersgerechte Darstellungen und „ruhige“ Szenen. Die Favoriten sind Spiele von Pettersson & Findus, Fiete oder kleine Puzzle. Wir lassen sie nicht allein spielen, sondern sitzen dann in der Nähe. Weniger zur Kontrolle, sondern um den Eindruck zu vermeiden, dass man so Langeweile bekämpft. Gerade bei Spielen finde ich die Kontrolle wichtig. Und noch lassen wir keine Sachen zu, in denen man sich online mit anderen Spielern vernetzt.

Denn aus meiner Sicht sind YouTube, Facebook und WhatsApp die größten Herausforderungen für Eltern, denn sie bilden den Einstieg in die Untiefen der digitalen Welt und sollten nur dann von Kindern genutzt werden, wenn sie sich schon etwas routinierter im Netz bewegen und besser lesen und schreiben können. YouTube nutzen wir manchmal vor dem Einschlafen für das Sandmännchen oder ein Musikvideo von Robbie Williams. Allein würde ich meine Tochter da aber nicht ranlassen, soweit sind wir noch lange nicht. Da bleibt abzuwarten, was für Wünsche nach dem Start in der Schule noch auf uns zukommen. Das eigene Smartphone haben wir nicht vor dem Start der weiterführenden Schule eingeplant. Mal sehen, ob wir das halten.

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„Die Glotze schalten wir immer erst ein, wenn unsere Tochter eingeschlafen ist.“

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Vernachlässigt haben wir bisher auch die Konsolen. Denn auch die waren lange Zeit gar kein Thema. Wir haben eine PS4 und eine Switch im Haus, halten die Spiele darauf aber für zu schnell und hektisch für einen Vorschüler. Aber am Ende hat uns Nintendo doch zu fassen bekommen, denn mit Nintendo Labo haben sie Spielgeräte entwickelt, die zuerst aus Pappe zusammengesteckt und dann mit der Switch bespielt werden können. Und darauf geht meine Tochter gerade steil. Aber gegen eine entspannte Runde Angeln habe ich auch nichts einzuwenden…

Ein intensives Medienverhalten lebe ich nicht vor, die Glotze schalten wir immer erst ein, wenn unsere Tochter eingeschlafen ist. Es sei denn, es ist Fußball-WM. Allerdings nehme ich mir immer wieder vor, auch das Smartphone zur Familienzeit in der Ladeschale liegen zu lassen. Da gibt es noch Optimierungspotenzial.

Kai-Bösel Daddylicious Medien

Über Kai Bösel:

Kai Bösel ist 46 Jahre und Patchwork-Papa aus Hamburg. Die großen Kinder sind 22 und 20, seine eigene Tochter ist sechs Jahre. Ausgelöst durch ihre Geburt hat er mit seinem Kumpel Mark das Väter-Magazin Daddylicious gestartet. Seine Brötchen verdient er als Headhunter sowie als Berater für Influencer-Marketing.

 

Wie findet man ein gesundes Mittelmaß für den Medienkonsum von Kindern? Wir finden es besteht Redebedarf. Hier geht es zu unserer Interviewreihe.



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