
Viele Kinder sind sich der Gefahren um sie herum noch nicht bewusst; Pixabay.com © Pezibear (CC0 1.0)
Die eigenen Kinder in die Obhut fremder Personen zu geben, ist für viele Eltern kein leichter, aber häufig ein notwendiger Schritt, wenn beide Elternteile berufstätig sind. Die Betreuungsspanne reicht heutzutage von Kindergärten und Tagesmüttern bis zu privaten Betreuerinnen und Betreuern, die eigene Erfahrungen und Ausbildungen mitbringen. Auch im privaten Umfeld können sich Kinder verletzen oder in Gefahr begeben, denn innerhalb weniger Sekunden oder Minuten können bereits Missgeschicke oder Unfälle geschehen.
Deshalb müssen Eltern jedoch nicht übervorsichtig werden und ihren Kindern garnichts mehr erlauben. Denn je nach Altersspanne lernen die Jungen und Mädchen mehr und mehr, was sie tun können und was nicht und wo die eigenen Grenzen erreicht sind. Mit einer Sensibilisierung, einem Training und einer intensiven Kommunikation lernen die Kinder, wie sie sich schützen können und Eltern können sie beruhigt spielen lassen.
Haushalt und Garten
Der meisten Unfälle und Verletzungen bei Kindern finden im eigenen Zuhause statt, im Haushalt und während der Freizeitbeschäftigung im Garten. Hier halten sich Kinder viel auf, spielen, verbringen ihre Nachmittage im Freien oder in den eigenen vier Wänden und nutzen dabei oftmals alles, was sie in die Finger bekommen können. Laut der KiGGS-Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland geht die größte Gefahr von Unfallverletzungen aus, denn rund 15,5 Prozent der 1- bis 17-Jährigen war wegen der Folgen innerhalb von 12 Monaten in ärztlicher Behandlung, wobei Jungen häufiger von Unfällen betroffen waren. Über 43 Prozent der Unfälle geschehen dabei im privaten Umfeld.

Quelle: KiGGS-Studie
Das allein ist jedoch kein Grund zur Sorge, denn schließlich besitzen Kinder einen großen Bewegungs- und Spieldrang, der ausgelebt werden will und muss. Laut wissenschaftlichen Erkenntnissen ist die Bewegung ein wichtiger Punkt für die motorische und geistige Entwicklung, das Selbstbewusstsein, soziale Kompetenzen und eine gute Lernfähigkeit. Bewegung ist wichtig für die Kinder und sollte gezielt gefördert werden.
So referiert Prof. Dr. Renate Zimmer, dass sich mit dem Erforschen der Umwelt alle Sinne schärfen und darüber hinaus wichtige Erfahrungen gespeichert werden. Wer einen Baumstamm als Balanceübung nutzt, schärft die Fokussierung und die Konzentration, wer viel Raum sucht und sich über weite Flächen bewegt, kann später räumliche Unterscheidungen leichter treffen und sogar Buchstaben besser erkennen, die sich im Prinzip nur räumlich voneinander unterscheiden.

Den Bewegungsdrang der Kinder sollten Eltern unterstützen; Pixabay.com © cocoparisienne (CC0 1.0)
Wie lässt sich der Bewegungsdrang der Kinder besser steuern und wie können Eltern das Gefahrenpotential einschränken? Zum einen können die Erwachsenen ihren Haushalt kindersicher gestalten, ohne ihn gleich in eine Festung zu verwandeln. Beispielsweise helfen bereits zusätzliche Schutzvorkehrungen wie Herdschutzgitter am Backofen vor Verletzungen, da das Greifen nach Töpfen und Pfannen zu der Erkundungstour vieler Kinder dazu gehört. Kinder stürzen und fallen, denn sie können ihren Körper und die Höhen noch nicht gut kontrollieren und einschätzen. Deshalb sollten Fenster zusätzliche Sicherungen wie Schlösser erhalten und mittlerweile gibt es Modelle, welche auch im gekippten Zustand das Fenster abschließen. Die Steckdose ist ein Klassiker als Gefahrenquelle und sollte deshalb mit modernen Sicherungen zum Kleben oder Schrauben versehen werden. Greenstories.de liefert weitere hilfreiche Tipps für die Sicherung des eigenen Heimes und zeigt auch, wie Badezimmer und Wohnzimmer kindersicher werden, ohne Einschränkungen hinnehmen zu müssen.
Doch nicht nur Gegenstände und Vorrichtungen hindern Kinder daran, sich zu verletzen, auch das Gefahrenbewusstsein und die gezielte Erziehung können Kinder früh auf die Gefahren hinweisen und diese nachhaltig einprägen lassen.
Sichere Spielzeug und Verwendung
Kinder spielen und nutzen dafür häufig alle Gegenstände, die sie in ihre Finger bekommen. Spielzeuge helfen ihnen dabei, ihre Welt zu verstehen, die Fantasie anzuregen oder Motorik und Kommunikation zu verbessern. Mittlerweile gibt es selbst für Kleinkinder eine große Auswahl an verschiedenen Spielmöglichkeiten – von einfachen Bauklötzen bis hin zu komplexen Geräusch- und Farbspielen. Das Lieblingskuscheltier wird gerne mit ins Bett genommen und viele Spielzeuge auch nach Geschmack getestet. Das gehört zur normalen Entwicklung dazu, doch um ganz sicher zu gehen, sollten die Spielsachen vor dem Kauf geprüft werden.
Das geschieht beispielsweise über die Prüfzeichen und Gütesiegel, vergeben von offiziellen Stellen wie der Kennzeichnung CE (Communauté européenne), ohne die Spielzeuge in Deutschland nicht auf den Markt kommen dürfen. Viele Hersteller setzen auf zusätzliche Selbstüberprüfungen wie das deutsche Qualitätssiegel GS oder das VDE-Prüfsiegel für elektronische Spielgeräte. So können Eltern die Gefahren von Anfang an minimieren.
Kinder benötigen nicht immer neue Spielzeuge, um ihre Freizeit damit zu gestalten. Oft helfen Ergänzungen zu bestehenden Spielsystemen bereits aus, und Kinder langweilen sich schneller, wenn sie ständig neue Geschenke erwarten. Haushaltsgegenstände wie Töpfe, Deckel, Tücher, Dosen oder auch alte Kataloge und Zeitschriften sind im Kleinkinderalter aufregende Spielgeräte, welche die Eltern zusätzlich kontrollieren können.
Ein paar Sicherheitstipps helfen bei dem richtigen Umgang je nach Alter und Spielzeug:
- Das Spielzeug sollte der Beanspruchung beim Spielen standhalten
- Elektrisch betriebene Spielgeräte sollten nicht mehr als 24 Volt besitzen
- Das Gerät sollte schwer entflammbar sein
- Einzelne und lösbare Bestandteile müssen für Kinder unter 3 Jahre groß genug sein, damit keine Erstickungsgefahr besteht
- Von Kabeln, Seilen oder Ecken sollte keine Gefahr ausgehen
Gefahrenbewusstsein stärken
Das Gefahrenbewusstsein bei Kindernentwickelt sich erst ab ungefähr vier Jahren. Bis dahin sollten Eltern und Erwachsene gefährliche Gegenstände außer Reichweite aufbewahren und die Kinder immer im Auge behalten. Das bedeutet beispielsweise, dass ein Kind mit fünf Jahren bereits weiß, dass es von einem Baum herunterfallen kann, doch es kann noch nicht aktiv etwas dagegen tun. Ab ungefähr acht Jahren gibt es bereits das vorausschauende Gefahrenbewusstsein, dass Kinder davon abhalten kann, sich in zu gefährliche Situationen zu begeben, wie in diesem Beispiel auf einen zu hohen Baum zu klettern.
Erst mit 14 Jahren ist das vorausschauende und vorbeugende Bewusstsein ausgeprägt. Bis dahin kann es bei Kindern immer wieder Situationen geben, in denen die Gefahr falsch eingeschätzt oder das eigene Vermögen, sich daraus zu befreien, überschätzt wird. Es hilft, wenn Eltern ihre Kinder früh auf die Gefahren hinweisen, auch wenn sie es noch nicht sofort verinnerlichen. Klare Regeln und Verbote setzen auch Kleinkindern einen Rahmen, in dem sie zumindest wahrnehmen, dass bestimmte Gegenstände oder Bereiche nicht erlaubt sind. Das Fördern der Selbstständigkeit ist für die weitere Entwicklung des Gefahrenbewusstseins sehr wichtig. Deshalb sollten Eigenaktivitäten unterstützt und Hilfestellungen nur dann eingesetzt werden, wenn sie wirklich notwendig sind.

Quelle: Kindergesundheit.info
Die Vorbildrolle ist sehr wichtig für die Entwicklung. Was Erwachsene vorleben, wird von Kindern imitiert und verinnerlicht, auch unbewusst. Wer beispielsweise einen Stuhl an die Wand stellt, um ein Bild aufzuhängen, sollte dabei vorsichtig vorgehen und die Lehne zur Wand drehen, um Unfälle zu vermeiden. Auch das Überqueren der Straße mit vorherigen Blicken nehmen Kinder wahr und reagieren bei Alleingängen ebenso.
Sensibilisierung im Internet
Die Gefahren sind jedoch nicht nur beim Spielen zu finden, auch im Internet sollten Kinder frühzeitig auf die gefährlichen Situationen hingewiesen werden. Bereits Sechs- bis Siebenjährige besitzen heutzutage manchmal ein eigenes Smartphone und nutzen Computer für ihre Hausaufgaben, Spiele und Surfen im Internet, wie BITKOM in einer umfassenden Studie untersuchte.

Spielen und Chatten ist für die meisten Kinder Alltag; Pixabay.com © TanjaO (CC0 1.0)
Soziale Netzwerke sind unter den meisten Teenagern weit verbreitet und stark genutzt, denn bis zu 45 Prozent verwendet täglich die Netzwerke für Kommunikation und Austausch. Nicht immer ist ein vollständiges Verbot sinnvoll, denn oft verläuft die soziale Lebenslinie der Kinder durch die mobilen Geräte und das Internet, von Verabredungen bis zu Diskussionen und Beziehungen. Die Initiative Klicksafe bietet einen Internet-Führerschein auf der Seite Internet-ABC an, in welchem Kinder spielerisch lernen, was sie im Internet tun und wo Gefahren vorkommen können.
Aufklärung und Verständnis sind wichtig, um mit den Kindern und Jugendlichen eine Vertrauensbasis zu entwickeln. Schließlich besitzt jedes Kind ein Recht auf Privatsphäre und Eltern müssen nicht immer alle Details aus dem Leben ihrer Schützlinge wissen. Doch gerade beim Thema Datenschutz und der Freigabe von sensiblen Videos oder Fotos, sollten Kinder sensibilisiert werden, da Cyber-Mobbing und Angriffe im Internet leider keine Seltenheit mehr sind. Dies gelingt auch ohne eine strenge Überwachung, indem die Eltern und Erwachsenen über die Erfahrungen der Kinder reden und sich vor allem merken, mit wem sie chatten oder sich virtuell verabreden. So können sie entsprechend reagieren, wenn sie ein merkwürdiges Gefühl bei bestimmten Gesprächspartnern erhalten.
Ein paar Tipps zum Thema Cyber-Mobbing gibt es in diesem Video:
Wie bei vielen Sensibilisierungen gilt: Je früher damit begonnen wird, desto besser. Kinder begreifen spielerisch viel schneller neue Konzepte als im späteren Leben und gerade das Herausfinden der neuen Techniken, Geräte und Programme fördert die Konzentration und hilft dabei, Informationen zu filtern und zu verarbeiten. Eltern können am Anfang zusammen mit dem Kind ins Internet gehen, einige Regeln aufstellen und alle Sicherheitsrisiken erklären. Ab einem bestimmten Punkt wird das Kind selbst den Eltern vieles erklären und beibringen und so ergibt sich ein zusätzlicher Einblick in das private Surfen der Kinder. Weitere Tipps:
- Überprüfen der Privatsphäre und der Einstellungen. Es gibt viele Web-Browser mit Kindersicherungen, die verbotene Seiten durch Nutzerkonten sperren
- Konten und Profile können am Anfang gemeinsam erstellt und ausgewählt werden
- Passwörter sollten komplex und mit Zahlen, Sonderzeichen, Groß- und Kleinbuchstaben versehen sein
- Vertrauliche Daten wie Name, Adresse, Alter, Fotos und eigene Videos gehören nicht in fremde Hände. Unbekannte Personen sollen keinen Zugriff erhalten
*Die Informationen, Tipps und Hinweise aus diesem Artikel erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und allgemeine Gültigkeit.